Österreicher mögen Deutsche – als Cash bringende Urlauber allemal. Gut ein Drittel der Sommertouristen kommt aus dem nördlichen Nachbarland. Da ist es schon nachvollziehbar, dass sich Bundeskanzler Sebastian Kurz bemüht, um zumindest einen Teil der Sommersaison zu retten, mit Deutschland eine Öffnung der Grenzen auszuhandeln. Die Infektionszahlen der beiden Länder lassen eine Entfernung der Grenzbalken ohne Zweifel zu. Im Gegensatz etwa zu Italien, wo die dortige Pandemieentwicklung zurzeit wohl noch keine Öffnung erlaubt.

Geschlossene Grenze zwischen Deutschland und Österreich.
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Warum aber sie südlichen Nachbarn Slowenien und Kroatien, die bisher wie Deutschland und Österreich relativ gut durch die Corona-Krise gekommen sind, nicht ebenso in "Öffnungsverhandlungen" einbezogen werden, ist nicht argumentierbar. Warum sollen die Grenzen nicht auch in den Süden aufgemacht werden?

Es riecht penetrant nach Isolationismus und protektionistisch muffiger Staatsführung. Österreicher sollen dieses Jahr den Meerurlaub streichen und zu Hause bleiben, um die heimische Tourismusbilanz aufzufetten. Die Regierung will gewissermaßen einen Österreichurlaub verordnen und demonstriert damit zudem einmal mehr eine sich peu à peu vom Europagedanken entfernende Politik.

Das Land hat den nationalen Rückwärtsgang eingelegt, lässt europäische Grundsolidarität fahren – und verstärkt die Bevormundung seiner Bevölkerung. (Walter Müller, 15.5.2020)