Wie wirken sich die Corona-Krise und der Höchststand an Arbeitslosen auf die GIS-Einnahmen des ORF aus? Dem STANDARD liegen nun ORF-interne Daten über die Abmeldungen bis einschließlich April vor – und darüber, wie weit die GIS-Realität von den Plänen für die ersten Monate 2020 abweicht.

Sujet aus der neuen GIS-Kampagne mit Bezug zur Krisenberichterstattung des ORF.
Foto: GIS

2019 noch konnten ORF-Finanzdirektor Andreas Nadler und GIS-Geschäftsführer Harald Kräuter von bisher unüblichen Steigerungen bei den GIS-Anmeldungen berichten. Noch im Jänner 2020 lag die GIS mit 3.035.628 angemeldeten Haushalten mehr als 6.000 Haushalte über Plan, im Februar dann noch fast 3.000 Haushalte. Im März drehte sich der Trend: mehr als 2.200 zahlende Haushalte weniger als geplant, im April lag der ORF nach den internen Daten schon mehr als 13.700 unter Plan. In diesem Monat hält der ORF bei 3.020.559 GIS-Haushalten.

Deutlich mehr Abmeldungen

Abmeldungen von der GIS sind durchaus üblich – rund 13.000 bis 16.000 pro Monat waren es Anfang 2019. 2020 aber liegen die Zahlen teils deutlich über den Vorjahreswerten. Im April etwa melden mit gut 18.300 fast ein Drittel mehr Haushalte die GIS ab als im April 2019.

Der ORF erwartet nun für 2020 sieben bis 8,9 Millionen weniger aus GIS-Gebühren als für dieses Jahr geplant (DER STANDARD berichtete über diese Corona-Szenarien) – also 638 bis 640 Millionen Euro aus den Rundfunkgebühren statt veranschlagter 647 Millionen. Mit Wertberichtigungen könnten es gut zehn Millionen Euro weniger Programmentgelt werden als geplant.

Arbeitslosigkeit führt – wenn das Haushaltseinkommen unter bestimmten Grenzen bleibt – zur Befreiung von der GIS-Gebühr.

21 Millionen Ergebnis 2019 erwartet – mit Sondererlösen

2019 lagen die Gebühreneinnahmen nach vorläufigen internen Daten noch 4,4 Prozent über Plan (die Werbeerlöse 7,3 Prozent darunter). Der Jahresabschluss liegt üblicherweise im Juni vor.

Nach vorläufigem Stand dürfte der ORF 2019 bei rund 1,02 Milliarden Euro Umsatz und drei Millionen Euro operativem Ergebnis abschließen. Mit Gewinnen von Tochterunternehmen, Sonderausschüttungen der Lotterien und Immobilienverkaufserlösen kommt der ORF auf 20,6 Millionen Ergebnis.

In der ORF-Konzernbilanz werden aus heutiger Sicht 12,6 Millionen Euro operatives Ergebnis und 21,2 Millionen mit den Sondererlösen stehen. Vom Konzernergebnis bekommt allerdings Raiffeisen üblicherweise einen wesentlichen einstelligen Millionenbetrag als 40-Prozent-Eigentümer der ORF-Sendertocher ORS. (fid, 15.5.2020)