Sicherheitskräfte, Polizeibeamte und Medienvertreter empfingen Anfang der Woche den ersten Sonderzug mit rumänischen 24-Stunden-Betreuungskräften.

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In Rumänien gilt seit Freitag nicht mehr der Notstand, sondern lediglich eine Alarmstufe. Das bedeutet unter anderem, dass jene 24-Stunden-Betreuerinnen, die seit Monaten in Österreich an ihrem Arbeitsplatz festsitzen, nach ihrer Heimkehr nicht mehr in staatliche Quarantäne müssen, sondern die 14 Tage Isolation zu Hause verbringen können, wie die rumänische Botschaft in Österreich und das Außenministerium dem STANDARD bestätigten.

Die diesbezüglichen Regelungen wurden mehrmals angepasst und geändert, mehrere Quellen berichten jedoch, dass Betreuerinnen nach ihrer Heimreise trotzdem in staatliche Quartiere gebracht wurden. "Der Standard war bisher, dass sie direkt an der Grenze von den rumänischen Behörden übernommen und dann direkt in die Quarantäne gebracht wurden", sagt Aktivistin Flavia Matei, die angibt, mit mehreren Betroffenen in Kontakt zu stehen.

Viele werden Land verlassen

Die Tatsache, dass dies nun nicht mehr passieren wird, dürfte zahlreiche Betreuerinnen in ihr Heimatland locken – immerhin war die staatliche Quarantäne zuvor neben den eingeschränkten Reisemöglichkeiten einer der Gründe, hier in Österreich zu bleiben. "Sobald die Quarantäne fällt, werden alle heimfahren", sagt etwa Karl Schweizer, der mit seiner Agentur in der Steiermark rumänische Betreuungskräfte vermittelt. Mehrere Stellen, von anderen Agenturen über Aktivisten bis hin zu Betreuerinnen, bestätigen die These.

Gut 60.000 24-Stunden-Betreuerinnen – bei den meisten in der Branche handelt es sich um Frauen – sind derzeit bei der Wirtschaftskammer (WKO) gemeldet, fast die Hälfte davon kommt aus Rumänien. Diese Betreuungskräfte sind nun zum Teil seit Monaten in Österreich, der andere Teil ist seit Monaten im Heimatland – normalerweise dauert ein Turnus zwei bis vier Wochen.

Kritik an Kostenübernahme

Eine der Reisemöglichkeiten ist jener Sonderzug, den Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP), die ÖBB und die WKO organisierten. Er bringt seit Beginn der Woche Betreuungskräfte ins und aus dem Land. Aus WKO-nahen Kreisen heißt es nun, der erste Sonderzugeinsatz habe rund 50.000 Euro gekostet. Der Fachverband der WKO übernimmt jene Kosten, die nicht durch Tickets gedeckt waren. Wie berichtet, fuhren statt wie geplant 350 Betreuerinnen nur 80 in diesem Zug von Temeschwar nach Wien, 100 Euro kostete ein Platz.

Der Obmann des zuständigen Fachverbands, Andreas Herz, bestätigt die kolportierten Kosten für den Zug gegenüber dem STANDARD nicht: Man könne erst nach Abrechnung aller Fahrgäste sagen, wie hoch die Kosten eines Zugeinsatzes seien. Ob es nach den sechs Zügen weitere geben werde, sei offen.

Diakonie: "Nicht auf den Schultern der Frauen austragen"

Die Debatte um die Sonderzüge und deren Organisation reißt auch fünf Tage nach der ersten Ankunft neuer Betreuungskräfte nicht ab. So ist etwa nach wie vor unklar, wer für die entstandenen Kosten aufkommt. Denn nicht nur die Tickets, auch ein Test nach der Einreise und ein Hotelaufenthalt sind für jene, die einen Platz buchen, zu bezahlen. Die Länder Burgenland und Steiermark kündigten an, sich an Test- und Hotelkosten zu beteiligen.

Von den ersten rund 80 Betreuerinnen, die per Sonderzug ins Land kamen, wurden alle negativ getestet. Dass aber immer noch nicht klar ist, wer im Falle einer Quarantäne für diese aufkommt, kritisiert etwa Diakonie-Direktorin Maria Moser: "Diese Kosten dürfen keinesfalls auf den Schultern der 24-Stunden-Betreuerinnen ausgetragen werden", sagt sie, immerhin wäre das für sie ein doppelter Verlust, nachdem sie in der Zeit auch entgangene Einkünfte hätten. Es gelt nun, solidarische Lösungen zu finden: "Die öffentliche Hand springt zurzeit in vielen Bereichen ein", sagt Moser.

Alternative: Testung im Heimatland

Kritik kommt auch von Herz' Stellvertreter Christoph Mezgolits. Man solle Betreuungskräfte vielmehr im Heimatland testen, damit sie, sofern Sondergenehmigungen aller beteiligter Staaten vorliegen, wie vor der Krise üblich mit Minibussen einreisen können.

"Wenn wir die Chance haben, vor der Abfahrt in Rumänien, und am besten auch noch einmal nach der Einreise in Österreich, in Containern von anerkannten Anbietern Tests durchführen zu lassen, dann könnten die Betreuerinnen mit einem Armband, auf dem ein positives Testergebnis bestätigt wird, in den Bus steigen", sagt Mezgolits, auch Spitzenkandidat des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands (SWV). Er selbst habe dennoch den Flug- und Zuglösungen zugestimmt, "in der Meinung, dass jede Betreuerin wichtig war", doch die vielen Kräfte, die man dringend brauche, würde man nicht mit solchen Notüberbrückungen herbringen können.

Rückenwind bekommt Mezgolits vom SPÖ-Abgeordneten und SWV-Direktor Christoph Matznetter. Es brauche dringend Lösungen für das gesamte Pflegesystem, sagt dieser und ergänzt: "Wir müssen uns überlegen, was wir mit den Frauen tun. Die werden nicht mehr kommen, wenn sie weiter so behandelt werden." Daher müsse das Honorar, das 24-Stunden-Betreuerinnen bekommen, auf ein "menschenwürdigeres Maß" gehoben werden.

Edtstadler selbst zeigte sich am Freitag in einer Aussendung erfreut über die Lockerungen in Rumänien: Sie habe "im Rahmen ihrer laufenden Kontakte mit der rumänischen Regierung vor dem Hintergrund der positiven Entwicklung in Österreich für entsprechende Lockerungen geworben", heißt es. Die neue Regelung sei nun eine wichtige Erleichterung. (Gabriele Scherndl, 15.5.2020)