Um die finanzielle Schieflage der AUA zu beenden ist das Bordpersonal zu gravierenden Einschnitten bereit.

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Wien – Zur Rettung der AUA ist das Bordpersonal bereit, auf über 200 Millionen Euro bis 2023 zu verzichten. Die Piloten und Flugbegleiter erfüllten damit, wie der Betriebsrat betont, die Vorgaben der Wirtschaftsprüfer – die AUA-Führung bremst aber, was den Fortschritt betrifft. Neben der Belegschaft muss der Vorstand auch Partnern wie dem Flughafen Wien Einschnitte abverlangen.

Aus dem Umfeld der Verhandler auf Arbeitgeberseite hieß es am Freitag, es sei noch zu früh, um weißen Rauch aufsteigen zu lassen. Es gebe noch Gesprächsbedarf, auch mit dem Bordbetriebsrat. "Die Richtung stimmt, wir sind weitergekommen, aber wir werden das Wochenende noch nützen müssen, um uns anzunähern", hieß es zur APA.

Entscheidende Frist bis Montag

Die Frist für eine Einigung ist der kommende Montag. Da wollen die Wirtschaftsprüfer über die Fortbestehensprognose der AUA entscheiden. Senken die Prüfer ihren Daumen, droht im schlimmsten Fall die Insolvenz. Der Beitrag der Piloten gilt dabei als besonders wichtig, sie sind neben dem Management die teuerste Personengruppe im Unternehmen. Für Piloten ist ein Einkommensverzicht von bis zu 43 Prozent geplant, teilte der Bordbetriebsrat am Freitag mit.

Einkommensstarke Berufsgruppen würden einen höheren Beitrag leisten, um im Gegenzug kleine Einkommen zu entlasten. Die Fortsetzung der Kurzarbeit, die detailliert noch zu verhandeln ist, stehe deshalb unter der Voraussetzung des sozialen Ausgleichs. "Piloten haben aufgrund ihres hohen Einkommens eine besondere Verantwortung, sowohl für das Unternehmen als auch für die gelebte Solidarität gegenüber ihren Kolleginnen und Kollegen", sagte Bordbetriebsratschef Rainer Stratberger in einer Aussendung.

Betriebsrat und Management haben gleiche Sicht

"Die einzelnen Maßnahmen sind inhaltlich und zahlenmäßig mit dem Management validiert. Es ist wichtig, dass Management und Betriebsrat hier die gleiche Sicht auf die Werthaltigkeit der Beiträge haben", meinte Stratberger. "Mit dem Paket werden die Vorgaben laut Businessplan einschließlich eines Sicherheitspolsters erfüllt."

Das Sparpaket umfasst dem Betriebsrat zufolge ein Bündel an Maßnahmen. Das Kernstück bilde die Fortsetzung der Kurzarbeit bis 2022. Gleichzeitig verzichte das Bordpersonal auf kollektivvertragliche Vorrückungen und bereits ausverhandelte Inflationsabgeltungen. Bis 2023 komme es somit zu keinen Gehaltserhöhungen, hohe Einkommen würden gesenkt.

Sparen auch bei Uniformen und Hotels

Die Beiträge zur betrieblichen Pensionsvorsorge für dienstältere Flugbegleiter und Piloten werden halbiert. Weiters werde mit Änderungen bei den Flugdienstzeiten die notwendige Flexibilisierung für die Aufbauphase nach der Krise hergestellt. Danach würden "gezielte Maßnahmen zur Umstellung im AUA-Netzwerk gesetzt". Gespart werden soll auch bei den Uniformen, der Bordverpflegung der Crews und der Hotelunterbringung während des Dienstes.

Nun sei der AUA-Vorstand am Zug, die Verhandlungen mit der Regierung unter Dach und Fach zu bringen, forderte Stratberger. Beim Bordpersonal seien die Weichen, dass die AUA wieder abheben kann, nun gestellt, findet Stratberger. Sollte es besser – oder schlechter – laufen, müsse aber nachverhandelt werden: "Analog der Vorgangsweise unserer KollegInnen bei Lufthansa soll das Paket bei einer früheren Erholung der Situation vorzeitig auslaufen. Umgekehrt werden wir uns bei wider Erwarten schlechterer Entwicklung rechtzeitig einer Standortbestimmung stellen."

Verhandlungen über 767 Millionen Euro Staatshilfe

Der AUA-Vorstand muss am 18. Mai einen belastbaren Plan für die Fortführung vorlegen, der auch die Wirtschaftsprüfer überzeugt und das nötige Testat bringt. Am 20. Mai tagt der Aufsichtsrat. Die Lufthansa-Tochter verhandelt derzeit mit Regierung über Staatshilfen von 767 Millionen Euro. Allerdings muss vorher klar sein, ob und unter welchen Bedingungen die Lufthansa in Deutschland gerettet wird.

Am Freitagnachmittag trifft sich die Bundesregierung mit Vertretern der Luftfahrtbranche in Wien. Ziel sei ein Meinungsaustausch über den Standort Österreich. Dabei sind Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP), Verkehrs- und Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne), Staatssekretär Magnus Brunner (ÖVP) und Vertreter von Wien und Niederösterreich, beide große Anteilseigner des Flughafens. Außerdem werden sich im Finanzministerium die Spitzen von Gewerkschaften, das Management von Flughafen und AUA sowie Vertreter der Staatsholding Öbag und der Finanzierungsgesellschaft Cofag versammeln.

Einigung mit Lufthansa für Bundeskanzler noch offen

Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sagte dem deutschen "Handelsblatt", der Staat müsse aus Beteiligungen im Zuge von Firmenrettungen schnellstmöglich wieder aussteigen. Die Regierung erwägt im Gegenzug für Staatshilfen eine Beteiligung an der Lufthansa. Noch lasse sich nicht sagen, ob es zu einer Einigung komme, sagte Kurz dem "Handelsblatt" vom Freitag.

Die AUA hebt jedenfalls nicht vor dem 8. Juni ab. Aufgrund der weltweiten Reisebeschränkungen sei die Nachfrage nach Flugreisen weiterhin gering. "Austrian Airlines hat sich daher entschieden, die Einstellung des regulären Flugbetriebs um zumindest eine weitere Woche, von 31. Mai bis 7. Juni, zu verlängern", teilte die AUA am Donnerstag mit. (APA, 15.5.2020)