Sebastian Kurz bringt es nicht oder ganz schwer über sich, "Entschuldigung" zu sagen. So auch in der "ZiB 2" Donnerstagabend, als er den peinlichen Eindruck des PR-Kirtags im Kleinwalsertal verwischen wollte. Er hätte nur sagen müssen: Ja, tut mir leid, das ist uns aus dem Ruder gelaufen. Aber, nein, schuld sind die Medien und die Kleinwalsertaler, die halt ihre Begeisterung nicht zügeln konnten.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).
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Das hat bei Kurz aber System: Die Verordnungen über die Ausgangsbeschränkung sind ein bisserl verfassungswidrig? Schuld sind laut Kurz die Juristen im grünen Gesundheitsministerium. Aus Ischgl wurden die Viren über halb Nordeuropa verteilt? Kurz stellt im deutschen Fernsehen in der Raum, die Corona-Infektionen in Europa hätten in München ihren Ausgang genommen.

Und vor einem Jahr, als das Ibiza-Video seinen famosen Koalitionspartner FPÖ sprengte, sagte Kurz: Vielleicht war’s der Silberstein.

Ein Kanzler ist aber verantwortlich für das, was in seinem Verantwortungsbereich passiert, auch wenn ihn keine direkte Schuld trifft. Wer keine Fehler zugeben kann, gibt implizit zu, dass er um sein Selbstwertgefühl Angst hat.

Die Kurz-Truppe ist mit cooler Planung und brennender Motivation dorthin gekommen, wo sie jetzt ist. Die Inszenierung muss perfekt sein. Ist sie es nicht, setzen alle Verleugnungsmechanismen ein. Das ist ein wenig uncool. (Hans Rauscher, 15.5.2020)