Die Post kämpft mit Corona-Infektionen. Die Miliz hilft nun beim Austragen von Briefen und Paketen.

Foto: APA / Herbert Neubauer

Damit die Post weiterhin allen etwas bringen kann, bekommt sie nun Unterstützung vom Bundesheer. Es war bekannt geworden, dass in einem Post-Verteilzentrum in Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg) 79 Mitarbeiter mit dem Coronavirus infiziert sind. Das Verteilzentrum wird von der ABC-Abwehr des Bundesheeres desinfiziert. 250 Soldaten unterstützen seit Sonntag die Post nun beim Paketeverteilen. Die Soldaten sollen voraussichtlich in einer Zeltstadt in der Nähe von Hagenbrunn untergebracht werden und einen Teil der Paketeverteilung übernehmen.

Großer Corona-Cluster entdeckt.
ORF

Der Unterstützungseinsatz dürfte laut Bundesheer bis Ende Mai dauern. Die Post AG bestätigte dem ORF Niederösterreich bereits am Freitagvormittag den Einsatz des Bundesheeres, um den Weiterbetrieb im Verteilzentrum sicherzustellen.

Leiharbeitsfirma als mutmaßliche Drehscheibe

Eine Leiharbeitsfirma aus Wien soll bei den Corona-Infektionen bei der Post eine Rolle spielen. Sie habe die Asylberechtigte (speziell aus Somalia und der arabischen Halbinsel) aus einem Flüchtlingswohnheim in Wien-Erdberg vermittelt und in Bussen zur Arbeit gebracht haben, berichte "Kronen-Zeitung" und "Österreich". Dabei dürften sich die Personen gegenseitig angesteckt haben – es liege zudem der Verdacht nahe, dass die Beschäftigten trotz Infektion weiter gearbeitet hätten.

Betroffen waren laut "Krone" mit Stand Samstagnachmittag das Postverteilzentrum Wien-Inzersdorf (70 positive Fälle bei 650 Mitarbeitern), die Logistikzentrale eines großen Möbelhauses in Floridsdorf (6 Infektionen bei insgesamt 400 Mitarbeitern) sowie das Postverteilzentrum Hagenbrunn in Niederösterreich. Die Behörden haben entschieden, dass die Zentren geschlossen werden, Quarantäne wurde verhängt.

Neue Teststrategie

Dass man auf die Fälle überhaupt aufmerksam wurde, liegt laut Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) an der neuen Teststrategie. Sie zeigte die Verbindung eines Bewohners der Flüchtlingsunterkunft in Erdberg, wo es eine Massen-Infektion von 26 Bewohnern und Betreuern gegeben hatte, mit einem Mitarbeiter im Postzentrum.

"Wir vereinbaren dann etwa mit der Post, dass wir alle Mitarbeiter in einer Organisationseinheit testen. Da kommt man natürlich zu einer anderen Trefferquote. Das schaut zwar nicht hübsch aus in der Statistik, aber ehrlich gesagt: Die Statistik ist mir wurscht", so Hacker zur "Kronen-Zeitung".

Fast alle neuen Fälle in Wien hängen zusammen

Die Unterkunft in Erdberg sei aber höchstwahrscheinlich nicht der Ursprung der Infektionskette. "Dass wir dort als erstes fündig geworden sind, ist reiner Zufall. Wo der rote Faden beginnt, wissen wir nicht. Aber fast alle neuen Fälle in Wien hängen an diesem roten Faden und wir wollen ihn ... erkennen und analysieren."

Hacker erklärte, die Stadt habe ihre Teststrategie so geändert, dass man sich gezielt größere Einrichtungen anschaue, anstatt zu warten, bis Betroffene selbst bei 1450 anrufen: "Die Konsequenz ist, dass man mehr sieht als wenn man nur wartet."

Kein Lohn bei Erkrankung

Das Thema Leiharbeit sieht er in dem Zusammenhang als gröberes Problem: "Die Leute gehen nicht in den Krankenstand, weil sie dann kein Geld mehr bekommen. Sie melden sich nicht, wenn sie krank sind. Da ist es dann natürlich fatal, wenn sie gemeinsam im Firmenbus sitzen oder im Sozialraum." Man wolle sich das Thema Leiharbeit und prekäre Beschäftigung nun in Wien genauer anschauen bzw. durchtesten.

Heer hilft mit

Soldaten sowie Zivilbedienstete aus Salzburg, Steiermark, Niederösterreich, Oberösterreich und Wien ersetzen für die Dauer dieses Einsatzes die komplette Mannschaft der "gelben Füchse". Die Stadt Wien hingegen, die laut "Krone" bei der Aufklärung der Sache maßgeblich mitgewirkt hat, will die Angelegenheit selbst regeln.

Dass die Post überhaupt auf Leiharbeiter zurück greifen muss und Leute neu einstellt, liegt laut einem Post-Sprecher daran, dass die Post seit dem Shutdown im Zuge der Coronavirus-Pandemie ein "Geschäft wie zu Weihnachten" und weitere Krankenstände beim Personal verbucht. (red, 16.5.2020 )