Aus Microsoft-Sicht ist es die wichtigste Konferenz des Jahres: Seit Jahren verrät der Softwarehersteller Entwicklern im Rahmen der Build-Konferenz, was Neues auf sie zukommt. Und auch für Endnutzer sind immer wieder relevante Neuerungen dabei. Angesichts der Corona-Krise hat sich zwar das Format geändert – die Konferenz findet komplett online statt –, die Zielsetzung ist aber unverändert geblieben. Und so gibt es nun einen ganzen Schwall an Neuerungen rund um die Dienste des in Redmond angesiedelten Softwareherstellers.

Wiedervereinigung

Es ist ein Ziel, an dem sich Microsoft immer wieder versucht hat, nun gibt es einen neuen Anlauf: Unter dem Namen "Project Reunion" will Microsoft die Entwicklung von Windows-Anwendungen vereinheitlichen. Konkret bedeutet dies, dass die Schnittstellen für klassische Win32- und Universal-Windows-Platform-Programme unter einem Dach zusammengeführt werden. Zudem sollen diese APIs über Tools wie NuGet getrennt vom eigentlichen Betriebssystem erhältlich sein.

Damit gebe es dann endlich eine einheitliche Plattform für neue Apps, versichert Microsoft. Zudem erleichtere dies den Entwicklern bestehender Programme, diese schrittweise zu modernisieren. Die Entkoppelung habe zudem den Vorteil, dass man moderne Schnittstellen auch auf älteren Windows-Versionen nutzen könne. Diese werden dann – da, wo es Sinn ergibt – als Polyfill angeboten.

Win UI 3

Parallel dazu veröffentlicht Microsoft die neueste Generation seinen UI-Frameworks Win UI 3 in einer ersten Preview-Version. Der Fokus liegt dabei darauf, die Entwicklung über unterschiedliche Formfaktoren hinweg zu erleichtern.

Win UI 3 gibt es in einer ersten Testversion.

Linux

Ein deutliches Upgrade gibt es zudem für den Linux-Support unter Windows. Über das Windows Subsystem for Linux (WSL) sollen künftig auch Anwendungen mit grafischem Interface von Haus aus laufen – also ohne wie bisher einen X-Server dafür extra installieren und diverse Anpassungen manuell vornehmen zu müssen. Dies solle Entwicklern die Möglichkeit geben, etwa ihre liebste Entwicklungsumgebung direkt im Linux-System laufen zu lassen.

Parallel dazu erhält das Linux-Subsystem auch direkten Zugriff auf die GPU. Das ist aber nicht für normale Anwendungen, sondern für Computer-Aufgaben gedacht, also um KI-Berechnungen dank GPU schneller durchführen zu können. Außerdem soll die Installation des WSL über einen einzelnen Befehl ("wsl.exe – install") in der Kommandozeile vereinfacht werden.

Edge

Eifrig voran treibt Microsoft auch die Entwicklung seines Browsers Edge: So bekommen die "Collections" schon bald eine direkte Anbindung an Pinterest. Dies soll dabei helfen, aus den Sammlungen heraus neue Inhalte zu finden, zudem wird es aber auch möglich sein, solche Collections in Richtung Pinterest zu exportieren. Eine Export-Funktion für Onenote kommt ebenso.

Pinterest-Support im Edge.
Grafik: Microsoft

Eine weitere kommende Neuerung ist die Möglichkeit, Begriffe auf einer Website auszuwählen und eine Suche durchzuführen, deren Ergebnisse dann in einem Sidebar angezeigt werden. Ist der Browser in der Arbeit mit dem Azure Active Directory verbunden, werden auch von dort gleich passende Ergebnisse geliefert.

Für Unternehmen gibt es neue Sync-Möglichkeiten, bei denen die Administratoren festlegen können, was abgeglichen werden darf. Für Entwickler ist wiederum eine neue Preview des Chromium-basierten WebView2 angedacht, das sich auch mit UWP- und .Net-Anwendungen nutzen lässt. Zudem verspricht Microsoft Verbesserungen für die Integration von Progressive Web Apps (PWAs) in Windows 10. Diese können nun als Share-Ziel definiert werden, zudem können sie über die Einstellungen leicht verwaltet werden und scheinen auch im Startmenü auf. Änderungen an der Add-on-Seite für Edge sollen das Aufspüren von Erweiterungen erleichtern. (Andreas Proschofsky, 19.5.2020)