Das Timing war bemerkenswert: Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hatte bei seiner Pressekonferenz gerade das Corona-Fall-Tracing in Wien und Niederösterreich rund um den aktuellen Infektionscluster gelobt. Da grätschte, ebenfalls vor Journalisten, Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) mit einer widersprechenden Botschaft hinein: Die Informationsweitergabe aus der Bundeshauptstadt sei unzureichend; wichtige Erkenntnisse – etwa von welchen Leiharbeitsfirmen die infizierten Postmitarbeiter stammten – habe das Ministerium nur aus den Medien erfahren.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) kritisiert die Informationsweitergabe aus der Bundeshauptstadt.
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Nun ist ein solcher Vorwurf angesichts der Herausforderungen bei der Eindämmung des Coronavirus keine Kleinigkeit, bestehen diese doch großteils in rascher und stringenter Kommunikation, um die Infektionsketten zu unterbrechen. Wem also glauben, dem Grünen oder dem Türkisen, die immerhin zusammen in einem Ministerkabinett sitzen?

Tatsächlich hätte Nehammer seine Kritik dort ebenso gut direkt anbringen können. Doch auch wenn er am Montag lediglich zu wiederholtem Mal zum Wien-Bashing ansetzen wollte: Dem Vertrauen in die gute Zusammenarbeit der Bundesregierung war sein Auftritt abträglich. Und er lässt Raum für die Ahnung, dass in dem anlaufenden Wahlkampf um die Bundeshauptstadt keine Rücksichten zu erwarten sind. Auch nicht zwischen Türkis und Grün. (Irene Brickner, 18.5.2020)