Wien/Schwechat – Die Coronavirus-Epidemie hat die Luftfahrtbranche in eine bisher noch nie dagewesene Krise gestürzt. Der Flughafen Wien hat im ersten Quartal bei Umsatz, Ergebnis sowie den Passagierzahlen deutliche Einbußen hinnehmen müssen. Weltweite Reisebeschränkungen und Flugstreichungen sorgten von Jänner bis März für ein Passagierminus von rund 19 Prozent. Im April betrug der Rückgang fast 100 Prozent.
Das hinterlässt freilich auch Spuren in den Zahlen: Der Umsatz verringerte sich im ersten Quartal um neun Prozent auf 161,4 Millionen Euro, das Nettoergebnis brach um mehr als ein Drittel (36,6 Prozent) auf 16,1 Millionen ein. Das Betriebsergebnis (Ebit) verschlechterte sich um 31 Prozent auf 26,4 Millionen, das Ebitda um 17,7 Prozent auf 59,0 Millionen, teilte der Flughafen am Dienstag mit.
Vorstand: Dennoch gut gerüstet
Flughafenvorstand Günther Ofner sieht das Unternehmen mit den Spar- und Liquiditätssicherungsmaßnahmen wie Kurzarbeit für alle Beschäftigten, Kostenreduktionen und Verschiebung von größeren Investitionen dennoch gut gerüstet. "Der Flughafen Wien wird diese Krise auf jeden Fall überstehen", erklärte der Manager in einer Aussendung.
Wie lange diese Phase noch dauert und wie sich das Gesamtjahr entwickelt, lasse sich derzeit kaum abschätzen. Die regelmäßigen Frachtflüge mit medizinischen Hilfsgütern, die Rückhol- und Linienflüge für heimkehrende Passagiere und der große Bedarf an Covid-19-PCR-Tests am Flughafen zeigten jedoch, dass es ohne Luftfahrt nicht gehe, meinte Ofner.
Sechs Millionen Passagiere im ersten Quartal
Aktuell finden am Flughafen Wien nur wenige Linien- und Frachtflüge statt. "Erste Ankündigungen von Airlines für den Sommer stimmen zwar vorsichtig optimistisch, aber es wird noch einige Zeit dauern, bis die Luftfahrt wieder das Niveau der letzten Jahre erreichen wird", sagte Julian Jäger, ebenfalls Vorstand der Flughafen Wien AG. Doch wie schon nach vergangenen Krisen wie 9/11, Ebola oder Sars werde die Luftfahrt auch nach Covid-19 wieder abheben.
Die Corona-Krise hat im ersten Quartal eine deutliche Delle beim Passagieraufkommen hinterlassen, wenngleich sich Jänner und Februar noch positiv entwickelten. Von Jänner bis März verzeichnete die Flughafen-Gruppe inklusive der Auslandsbeteiligungen Malta und Košice einen Passagierrückgang um fast 19 Prozent auf 6,0 Millionen. Am Standort Wien ging die Zahl ebenfalls um fast 19 Prozent auf rund 4,9 Millionen zurück.
Durchschnittliche Auslastung bei 65,3 Prozent im ersten Quartal
Die Zahl der Flugbewegungen sank im ersten Quartal um rund 14 Prozent auf 48.613 Starts und Landungen. Die durchschnittliche Auslastung (Sitzladefaktor) ging von 70,7 auf 65,3 Prozent zurück. Das Frachtaufkommen sank um fünf Prozent auf 63.184 Tonnen (Luftfracht und Trucking).
Der Flughafen Malta verzeichnete im ersten Quartal einen Passagierrückgang um 16 Prozent auf 1.009.052. Der Flughafen Košice musste einen Rückgang um fast 41 Prozent auf 49.886 hinnehmen.
Im April Flugverkehr praktisch eingestellt
Noch drastischer war die Entwicklung im April, wo der Flugverkehr praktisch komplett zum Erliegen kam. Aufgrund der weltweiten Reisebeschränkungen und eingestellten Flugverbindungen ging das Passagieraufkommen der Flughafen-Gruppe um 99,6 Prozent auf 15.002 zurück. Kumuliert von Jänner bis April betrug der Rückgang bei den Passagieren 44 Prozent (auf sechs Millionen).
Am Standort Wien brach das Passagieraufkommen im April ebenfalls um fast 100 Prozent auf 12.632 ein. Die Anzahl der Lokalpassagiere sank um 99,4 Prozent, die Anzahl der Transferpassagiere um 99,9 Prozent. Die Flugbewegungen gingen im April um 95,8 Prozent zurück. Beim Frachtaufkommen verzeichnete der Flughafen einen Rückgang um 38,2 Prozent. (APA, 19.5.2020)