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Bis 23 Uhr zu öffnen sei für Clubs, die um 22 Uhr aufsperren, keine Option.

Foto: REUTERS Fotograf: GUGLIELMO MANGIAPANE

Wien – Österreichweit gibt es 2.900 Bars, Tanzlokale und Diskotheken. Die Betreiber der Clubs fordern von der Regierung immer stärker Klarheit darüber, wie und wann es mit ihrem Geschäft weitergehen kann. "Wir bringen Vorschläge, wie das funktionieren kann – vom Temperaturmessen bis zum Desinfizieren", so Joachim Nahtschläger, Clubinhaber und Betreiber mehrerer Diskotheken. Der Unternehmer betonte in seinem Club O bei einem Pressetermin am Dienstag auch, dass es nicht nur um die Betriebe und deren Mitarbeiter selbst gehe. "Es geht um zigtausende Menschen, die davon abhängig sind, dass es nicht einen wirtschaftlichen Nullstand gibt", holte er an den Clubs hängende Wirtschaftszweige wie die Eventtechnik mit ins angeschlagene Boot.

Es gehe nun um ein schrittweises Hochfahren, vorerst im Kleinen: So kann sich Nahtschläger vorstellen, ab Juni Clubs für rund einhundert Gäste zu öffnen. Spätestens im September sollten auch die ganz großen Betriebe hochgefahren werden können. "Es braucht zumindest im Herbst ein gesichertes Öffnungsszenario", fordert Nahtschläger. Es gehe vorerst um ein "Herantasten an eine normales Fortgehverhalten". Bis 23 Uhr zu öffnen sei für Clubs, die um 22 Uhr aufsperren, jedenfalls keine Option. Um mehr Druck zu machen, haben sich österreichweit Betreiber von gut 20 Nachtclubs zusammengetan.

Ein Erstgespräch mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), wie man denn weiter vorgehen könnte, hat bereits stattgefunden. "Geplant sind weitere regelmäßige Abgleichungen", sagte der Sprecher der Clubs, Stefan Ratzenberger, zur APA. Thematisiert wurde beim Gespräch ein Querschnitt der gesamten heimischen Nachtgastronomie, vom Stehbeisl über die Landdisco bis zum hippen Riesenclub in der Großstadt. "Wir wollen ein Öffnungsszenario für jede Subbranche und konkrete wirtschaftliche Hilfen erläutern." Je nach Entwicklung der Infektionszahlen sei vorstellbar, die Sperrstunde ab Ende Mai, Anfang Juni für kleinere Bars nach hinten zu verlegen, so Ratzenberger. Fix ist aber vorerst nichts.

Unterstützung von den Neos: Endlich wieder schmusen

Unterstützung bekamen die Clubs am Dienstag von den Neos. "Hier werden ja keine illegalen Partys gefeiert. Die Nachtgastronomie übernimmt viel Verantwortung", sagte Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn. "Was es jetzt braucht, ist, dass auch die Nachtgastronomie einen Fahrplan hat, dass sie Licht am Ende des Tunnels sieht. Das ist ganz essenziell." Schellhorn forderte dahingehend mehr Kommunikation der Regierung, an der es bisher fehle. Analog zu Kunstveranstaltungen und den dortigen Personenzahlregeln brauche es denselben Fahrplan auch für die Nachtgastronomie.

Konkret geholfen würde den Clubbetreibern, wenn sie die Bilanzen für 2019 und 2020 zusammenlegen dürften, so Schellhorn. "Wenn der Barbetreiber jetzt überlebt, hat er spätestens nächstes Jahr die Hürde, für die Erfolge von 2019 zahlen zu müssen", sagte Schellhorn, der hierbei Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) gefordert sieht.

"Die Menschen wollen feiern", sagte der Wiener Neos-Landtagsabgeordnete Markus Ornig. Allein in Wien sorgte die Nachtgastronomie für 24.000 Jobs und einen Jahresumsatz von einer Milliarde Euro pro Jahr. "Man geht in einen Club oder eine Bar, wenn man gern einmal wieder schmusen möchte. Und diese Chance ist derzeit nicht da." Die Neos zeigten sich sicher: Sowohl Stadt Wien als auch der Bund könnten mehr für die Clubs tun. (APA, 19.5.2020)