Die drei Kammern wurden in den Fels geschlagen. (Im Bild: Grabungsleiter Barak Monnickendam-Givon)
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Jerusalem – Bei archäologischen Ausgrabungen in einem Tunnel nahe der Klagemauer in Jerusalem sind unterirdische Räumlichkeiten freigelegt worden. Die in Fels gehauenen Räume stammen nach Angaben der israelischen Altertumsbehörde aus der Zeit der römischen Herrschaft vor rund 2.000 Jahren.

Die drei Räume seien vermutlich vor der Zerstörung des zweiten jüdischen Tempels durch die Römer im Jahre 70 von Einwohnern Jerusalems genutzt worden. Das unterirdische System sei unter dem Fußboden eines "großen und beeindruckenden Bauwerks aus der byzantinischen Zeit verborgen gewesen", berichteten die Wissenschafter um Ausgrabungsleiter Barak Monnickendam-Givon. Es bestehe aus einem offenen Hof und zwei Räumen. Diese seien übereinander in drei Stockwerken angeordnet und mit steinernen Treppen verbunden, hieß es.

Die verborgenen Räume kamen unter dem Fußboden eines byzantinischen Gebäudes zum Vorschein.
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"Einzigartiger Fund"

Monnickendam-Givon sprach von einem "einzigartigen Fund". Es sei das erste Mal, dass unterirdische Räume dieser Art nahe der Klagemauer gefunden worden seien. "Man muss verstehen, dass es vor 2.000 Jahren in Jerusalem üblich war, Steinhäuser zu bauen, wie heute." Deshalb stelle sich die Frage: "Warum hat man damals so große Anstrengungen darauf verwendet, unterirdische Räume in Felsen zu hauen?"

In den Räumlichkeiten wurden unter anderem mehrere Öllampen entdeckt.
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In den Räumen seien auch tönerne Kochgefäße, Öllampen, ein Steinbecher sowie der Teil eines steinernen Wasserbeckens gefunden worden. Dieser sei vermutlich für jüdische Reinheitsrituale verwendet worden. Möglicherweise dienten die unterirdischen Räume als Lager, oder Menschen nutzten sie als Rückzugsmöglichkeit. (red, APA, 20.5.2020)