Peer Eifler ist Arzt und Psychotherapeut in Bad Aussee. Einst reiste er um die Welt auf der Suche nach spirituellen Erfahrungen. Das erzählt er in einem ausführlichen Interview mit dem Titel: "Ich war Guru." Unter anderem habe er den Umgang mit "körperloser Energie" gelernt von einem "authentischen" Meister. So jemand genießt schnell mein Vertrauen. Ich wende mich an den Arzt in einer recht banalen Angelegenheit: 

"Herr Doktor, es geht nicht um meine Gesundheit!"

Ich hätte die "unsägliche Maskenpflicht" satt und habe gehört, dass ein entsprechendes ärztliches Attest, das mich von dieser Pflicht entbindet, von ihm auf einem kurzen Dienstweg erhältlich sei. Das schreibe ich Eifler per Mail. Allfällige körperliche oder psychische Beschwerden, die mich von der Pflichtmaske entbinden könnten, führe ich nicht an. Eifler schreibt prompt und kurz und bündig zurück: "Kein Problem, geht um ihre Gesundheit. Sei gesegnet." Ich verkneife mir die Antwort an den Arzt, dass es im Fall der Masken nicht um meine Gesundheit geht, sondern um die meiner Mitmenschen. Aber vielleicht ist sein Studium schon eine Zeit lang her. Dafür halte ich wenig später ein Attest in Händen, mit ärztlichem Stempel und Unterschrift. Dort steht, für mich sei "das Tragen von einer den Mund- und Nasenbereich abdeckenden mechanischen Schutzvorrichtung aus gesundheitlichen Gründen kontraindiziert." Die Sache spießt sich vermutlich etwas mit Paragraph 55 des Ärztegesetzes.

Demnach darf ein Arzt "ärztliche Zeugnisse nur nach gewissenhafter ärztlicher Untersuchung und nach genauer Erhebung" ausstellen. Der Arzt kennt mich nicht, hat mich noch nie gesehen oder gehört, er hat lediglich einen Fake-Namen von mir samt falscher Adresse und falschem Geburtsdatum und er hat mich nicht einmal rudimentär zu allfälligen Beschwerden befragt, die mir das Tragen einer Maske unzumutbar machen würden. Was er gemacht hat: Einen Namen in ein Blanko-Attest eingesetzt. Dafür wäre jetzt eine kleine Rechnung offen: 30 Euro solle ich überweisen für ein Dokument, das ich vermutlich nicht als einziger bestellt habe.  

Eifler ist in klandestinen Facebook-Gruppen ein "Geheimtipp"

Vielleicht hat Eifler nicht nur Erfahrung in Sachen "körperloser Energie" sondern auch mit "informationsloser Diagnose". Eifler bewirbt die Atteste mittlerweile keck auf seiner Facebook-Seite. Werbung für Eiflers unkomplizierte Atteste wird auch in vielen Facebook-Gruppen der Verschwörungsplauderer gemacht. Dort werden Demo-Termine geteilt, man warnt einander vor einer angeblich drohenden Impfpflicht, man diskutiert die finsteren Pläne von Bill Gates und der WHO. Die harmlosen Tücher vor Mund und Nase gelten in diesem Soziotop als sichtbare Insignien einer neuen Weltordnung, die uns allesamt versklavt.

Der Wiener FPÖ-Vizebürgermeister Dominik Nepp brandete die Masken unlängst als "Regierungsburka". Identitäre sammeln sich bei den Corona-Demos vor den sinn- und geschmackbefreiten Bannern mit dem Spruch "Heimatschutz statt Mundschutz". Der Administrator einer "geheimen" Facebook-Gruppe verkündet stolz: "Wer wünscht sich ein berechtigtes ärztliches Attest gegen die Maskenpflicht - bitte bei mir melden." 

Gates und "Global Player" haben das alles durchgespielt

Bereits im März reihte sich Eifler in die Reihe jener Ärzte ein, die aus ihren Landarztpraxen heraus der Welt mitzuteilen hatten, dass Corona nichts anderes als eine Grippe sei und die Methoden der Regierung faschistoid. Die Ärztekammer teilte Eifler in einem Schreiben vom 31. März mit, dass sie die Sache gerne mit ihm und seinem Anwalt in einem Ehrenrat der Kammer besprechen wird. Die Standesvertretung beruft sich unter anderem auf ein launiges Interview auf oe24.at. Eifler kramte dort auch ein wenig in der Kiste mit dem Verschwörergerumpel und orakelte: Bereits im Jahr 2019 hätten "Global Players" und die Bill Gates Stiftung an der John Hopkins Universität die Pandemie in einem "Planspiel" vorweggenommen. Eifler schließt scharf: "Die haben einen Tag dort gespielt." Da könne nur was faul sein. Wir wundern uns über zweierlei: Über die "Global Players", die sich bei ihren finsteren Planspielen über die Schulter schauen lassen und über einen Landarzt, der während einer Pandemie seine Approbation aufs Spiel setzt - für "15 Minutes of Fame", den Applaus von Verschwörungsplauderern und 30 Euro für ein Fake-Attest. (Christian Kreil, 28.5.2020)

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