Vor eineinhalb Jahren eröffnete das Raimund-Pradler-Studentenheim auf einer Tankstelle.

Foto: Salzburg Wohnbau

Wohnen in Innsbruck ist teuer. Das bekommen Studierende Jahr für Jahr zum Semesterstart zu spüren, wenn sie sich auf die Suche nach einer Wohnmöglichkeit machen. Weil die Auswahl an Studentenheimen begrenzt ist, strömen Studierende auf den privaten Wohnungsmarkt. Dort konkurrieren sie mit anderen Wohnungssuchenden – und heizen die ohnehin schon hohen Preise weiter an.

Um die Lage zu beruhigen, wünscht man sich vonseiten der Stadt mehr Studierendenheime. Vor einigen Monaten präsentierte Bürgermeister Georg Willi (Grüne) die Studie "Studentisches Wohnen in Innsbruck 2019". 38 Heime mit rund 3650 Plätzen gibt es demnach aktuell in Innsbruck, wobei hochpreisige "Anlegerhäuser" bzw. "Studierendenstudiohäuser" – so heißt es in der Studie – ausgeklammert wurden.

Eines der wenigen neuen Studierendenheime, das in den letzten Jahren eröffnet wurde, ist das Raimund-Pradler-Studentenheim in der Kranebitter Allee. Das Besondere daran: Es ist mit einem x-förmigen Grundriss über einer Tankstelle entstanden. Unten wird in einer knallgrünen BP-Tankstelle getankt, in drei Stockwerken darüber sind 85 Studentenheimzimmer entstanden. Für die durchaus herausfordernde Planung waren Kofler Architects verantwortlich.

Standort mit Potenzial

Für den Betreiber, die gemeinnützige Stuwo AG, war das Raimund-Pradler-Studentenheim das erste Heim in Innsbruck. Für den Stuwo-Geschäftsführer Florian Huemer ist Innsbruck – neben Linz – überhaupt einer der letzten Studentenheimstandorte mit Potenzial. Auf manchen Märkten gebe es bereits eine Überhitzung.

Während Wartelisten, wie sie bei Studentenheimen früher gang und gäbe waren, heute im Rest von Österreich passé sind, gibt es in Innsbruck immer noch mehr Anfragen als Plätze. Die Studierenden seien im Heim zufrieden: Beschwerden über Lärm oder Geruch von der Tankstelle habe es bisher keine gegeben. Dass der Tankstellenshop rund um die Uhr offen hat, ist andererseits wohl ein sehr angenehmer Nebeneffekt.

Das Raimund-Pradler-Studentenheim sieht Huemer auch als ein positives Beispiel dafür, wie eine kaum genutzte Fläche – eine Tankstelle – einer gesellschaftlich positiven Nutzung zugeführt werden kann. Weitere Projekte könnten folgen: "Wenn mir jemand so ein Grundstück zeigt, wäre ich sofort mit an Bord", sagt Huemer.

Einzelzimmer als Standard

Innovative Ansätze wünscht man sich auch in der Studentenheim-Studie. Denn der Platz ist in Innsbruck begrenzt, das Bauen auf der grünen Wiese kaum mehr möglich. Auch was den Nutzungsmix betrifft, seien neue Konzepte denkbar, heißt es weiter. Denkbar sei beispielsweise ein Projekt für junge Erwachsene sowie Studierende.

1700 zusätzliche Heimplätze sind bis 2024 erwünscht – mit einer Miete von maximal 400 Euro, so die Empfehlung. 15 mögliche Standorte wurden dafür bereits evaluiert. Klar ist aber: Die Steuerungsmöglichkeiten der Stadt sind auf privaten Grundstücken eingeschränkt.

Im Raimund-Pradler-Heim kostet ein Zimmer knapp über 400 Euro. "Unter 400 Euro geht ein Einzimmerapartment fast nicht mehr", sagt Huemer. Und das Einzelzimmer ist bei Studierenden längst Standard. (zof, 24.5.2020)