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Wie geht es weiter mit Österreichs größter Tageszeitung nach der Schiedsentscheidung für die Dichands?

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Bescheiden feierte die Kronen Zeitung am Donnerstag den Sieg ihres Herausgebers Christoph Dichand: Ein Einspalter auf Seite 20, sehr allgemein betitelt, kündete vom Urteil eines Schiedsgerichts im jahrzehntelangen, erbitterten Streit der Krone-Gesellschafter um das Sagen und das Geld bei Österreichs weitaus größter Tageszeitung.

Je 50 Prozent an der Krone halten die Familie Dichand und die deutsche Mediengruppe Funke, seit 2018 zusammen mit dem Immobilientycoon René Benko. Seit 2001 streiten die Funkes und die Dichands, damals noch Gründer Hans Dichand, über ihre Versprechen von 1987, als sich die deutsche Mediengruppe unbedingt an der Krone beteiligen wollte. Koste es, was es wolle.

Zehn Schiedsverfahren

Das reute die Deutschen, seit die Gewinne im Krone-Kurier-Verlag Mediaprint schrumpften und sie für gut sieben Millionen Euro jährlich garantierten Gewinn der Dichands sorgen mussten. Seit sie an der Führung und Besetzung der Zeitung mehr und mehr auszusetzen hatten, die sie den Dichands ebenfalls 1987 zugesichert haben. Auch ihre Stimmen in der Mediaprint haben sie an jene der Dichands gebunden.

Mehrfach hat die Funke-Gruppe die Rahmenvereinbarungen und Syndikatsverträge mit den Dichands gekündigt. Das schon zehnte gewonnene Schiedsgericht in diesem ewigen Streit aber machte laut Dichand nun endgültig klar: Die Vereinbarungen sind nur aufzulösen, wenn man auch die Krone-Gesellschaftsverträge auflöst. Und dann kann der verbleibende Gesellschafter die Anteile des anderen zum günstigen Buchwert kaufen.

Gewinngaranten auskaufen

Christoph Dichand lädt die Funke-Gruppe und Benko nun an den Verhandlungstisch. Er wolle die 50 Krone-Prozent der beiden kaufen. Wie schon 2018, bis die Funkes Benko an Bord holten. 80 Millionen zahlte er für durchgerechnet rund ein Viertel an Krone und Kurier. Weitere 80 bot er für die kompletten Funke-Anteile, wenn die Vorrechte der Dichands fallen. Die sind nun zementiert. Funke und Benkos Signa-Gruppe reagierten bis Redaktionsschluss nicht auf STANDARD-Anfragen, wie sie nun weiter vorgehen.

Der Garantiegewinn ist in bisheriger Höhe fällig, solange Hans Dichands Witwe Helga (83) Anteile hält. Für die drei Kinder Michael, Johanna und Christoph gibt es sonst nach STANDARD-Infos einen reduzierten Garantiegewinn.

Die Dichands würden mit einem Kauf zwar mühsame Gesellschafter los, die etwa Gewinnausschüttungen blockieren und alleinige Kontrolle über die Krone bei den Kartellbehörden angemeldet haben. Ein Gericht muss nun klären, ob die Dichands durch Aufteilung des Erbes weniger Stimmrechte haben.

Aber ihre gerade gewonnene Gewinngarantie müssten sie ohne Funke/Benko selbst schultern – oder allfällige neue (und sehr selbstlose) Partner. (Harald Fidler, 21.5.2020)

Foto: Der Standard