Brigitte Schaden, Vorstandsvorsitzende PMA.

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Brigitte Schaden, Vorstandsvorsitzende der Vereinigung österreichischer Projektmanager (PMA), ist ein klassisches Rolemodel. "Ich habe jede Chance ergriffen, neue Dinge gemacht, oft hatte ich keine Ahnung, ob ich das kann – irgendwann weißt du aber: Du kannst es, du kannst es dir zutrauen", beschreibt sie ihren Weg in der Branche, die sie seit vielen Jahren vertritt und in der sie ständig die Weiterbildungstrommel rührt. Plus: "Ich bin in einem männlichen Umfeld aufgewachsen, auf der Technik beim Studium war ich die einzige Frau, später habe ich kein sogenanntes weibliches Gehalt akzeptiert."

Umso härter treffen sie die Ergebnisse der Gehaltsstudie Projektmanagement mit über 1.600 Fällen, die sie gemeinsam mit dem deutschen Schwesterverein durchgeführt hat: Frauen verdienen in Österreich in den Positionen des Projektmanagements rund 21,5 Prozent weniger als Männer. In Deutschland beträgt der Pay-Gap etwa elf Prozent. Deutlich sichtbar: Das Ungleichgewicht ist in den variablen Gehaltsbestandteilen begründet, nicht im Grundgehalt.

Passt da das alte Klischee, dass Frauen halt weniger gut verhandeln können? Schaden räumt das ein und ergänzt, dass, wenn sogenannte Gehaltsvergleiche durchgeführt werden, ja das Grundgehalt herangezogen wird, Variables wird zumeist individuell ausgehandelt. Interessant dabei, dass das Phänomen der Leaky Pipeline, also dass Frauen auf dem Weg nach oben verlieren, deutlich zutage tritt: Beim Einstieg verdienen Frauen nämlich sogar ein paar Prozentpunkte mehr als Männer. Je höhere Positionen man betrachtet, desto stärker kehrt sich das um. "Karrieren im Projektmanagement sind immer noch männlich", muss Schaden also konstatieren. Bei ihren rund 1.300 Mitgliedern liegt das Verhältnis Männer zu Frauen 70 zu 30.

Zertifizierungen gefragt

Gute Nachrichten gibt es allerdings auch, sagt die oberste Projektmanagerin des Landes: Sehr viele Teilnehmende sehen Zertifizierungen und Weiterbildungen als zentrale Komponente ihrer Karriere. Das darf Brigitte Schaden als Zeichen ihrer Wirksamkeit ansehen. Die Vermutung allerdings, dass Karrieren durch Wissen um agile Methoden (Scrum, Kanban) getrieben würden, sieht sie als verkürzend – es gehe immer um das Gesamtpaket der Kompetenzen, auch wenn manche Methoden zu manchen Zeiten gefragter sind.

Weit überdurchschnittlich

Zudem ruft sie in Erinnerung: Mit rund 76.000 Euro Jahresbrutto (in Deutschland 87.000 Euro) sei Projektmanagement ein sehr gut bezahlter Beruf, zudem zeitlich relativ flexibel und auch deswegen für Frauen gut geeignet. Und warum nicht Zuschreibungen an Frauen strapazieren, wenn sie sich als treffend erweisen? "Organisieren, kommunizieren, mit Menschen umgehen, das haben die meisten Frauen in den Genen, das ist ein Vorteil im Projektmanagement und eine wesentliche Komponente."

Warum verdienen deutsche Projektmanager mehr als heimische? In Österreich sei Projektmanagement nicht per se eine Managementfunktion in der Linie, in Deutschland dagegen schon und daher höher entlohnt, lautet die Erklärung.

Insgesamt gilt monetär recht traditionell: Den stärksten Einfluss auf die Höhe des Gehalts haben die Hierarchiestufe und die Berufserfahrung. Aber auch die Übernahme von Verantwortung zahlt sich entsprechend aus. Bei allen drei Aspekten beträgt der Gehaltszuwachs von der Einstiegs- bis zur Endstufe etwa das Doppelte. Allerdings, heißt es etwas verklausuliert in der Studie: "Transparente Karrierepfade im Projektmanagement zählen zu den zentralen Herausforderungen für Organisationen." Die Förderung der Diversität offensichtlich auch. Und eine Ermutigung von Frauen für diesen Beruf. (kbau, 22.5.2020)