Die pakistanische Passagiermaschine stürzte über einem Wohngebiet ab.

Foto: AFP / RIZWAN TABASSUM

Islamabad – Am Tag nach dem Absturz einer Passagiermaschine in einem Wohngebiet der paksitanischen Millionenmetropole Karachi geht die Suche nach der Absturzursache weiter. Mehrere Behörden arbeiteten am Samstag weiter an der Identifizierung der Toten – Stand Samstag konnten sie mindestens 19 identifizieren. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums der Provinz kamen 97 der 99 Insassen ums Leben.

Das Flugzeug hatte am Freitag eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, als es wenige Minuten vor der Landung abstürzte. Laut Innenminister Ijaz Ahmad Shah hatte die Maschine technische Probleme. Der Pilot habe nach dem Ausfall eines Triebwerks einen Notruf abgesetzt.

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Versagen eines Triebwerks

Zwei Menschen hätten den Absturz überlebt, hieß es von den Behörden. Am Freitag war zunächst von drei Überlebenden die Rede gewesen, weil fälschlicherweise eine verletzte Anrainerin zu den Passagieren gezählt wurde. Die Rettungsarbeiten dauerten Samstagfrüh an und gestalteten sich schwierig. Bei dem Absturz wurden offenbar auch Menschen am Boden getötet. Mitarbeiter eines örtlichen Krankenhauses berichteten von Leichen, bei denen es sich nicht um Insassen der Maschine handle.

Kurz vor dem Absturz habe der Pilot dem Tower technische Probleme gemeldet, sagte der Chef von Pakistan International Airlines, Arshad Malik. Funksprüche deuteten auf ein Versagen eines Triebwerks hin. Augenzeugen berichteten, dass sie das Flugzeug um den Flughafen kreisen sahen, bevor es abstürzte.

Fernsehaufnahmen zeigten ein Bild der Verwüstung. Das Militär und die Polizei sperrten das als "Model Colony" bekannte Gebiet rund zwei Kilometer von der Landebahn entfernt ab. Bewohner eilten zu Hilfe und suchten nach Überlebenden. Trümmer zerstörter Häuser und Flugzeugteile waren in den engen Straßen verteilt.

Dutzende Menschen wurden laut Behörden in ein Krankenhaus in Karachi gebracht, wo der Notstand ausgerufen wurde. Die dichtbesiedelte Hafenstadt im Süden Pakistans hat rund 14 Millionen Einwohner.

In einem im Internet veröffentlichten Video-Bericht vom Krankenbett schilderte ein Überlebender die Minuten nach dem Absturz. "Nach dem Aufprall der Maschine kam ich wieder zu Bewusstsein und sah überall nur Flammen", berichtete der 24-Jährige. "Überall waren Schreie, jeder versuchte zu überleben." Dann habe er das Licht gesehen und sich in Bewegung gesetzt. Außer dem jungen Mann habe nach Behördenangaben nur der Präsident der Bank von Punjab, Zafar Masud, den Absturz überlebt.

USA und Deutschland bekunden Beileid

Der Airbus mit der Flugnummer PK8303 war auf dem Weg von der östlichen Stadt Lahore nach Karachi. Den Angaben zufolge befanden sich 91 Passagiere und acht Crewmitglieder an Bord. Laut Airbus war das Flugzeug 2004 in Betrieb genommen und ab 2014 für Flüge der pakistanischen Airline eingesetzt worden. Weiters erklärte der Flugzeugbauer: "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen Airbus keine bestätigten Informationen über die Umstände des Unfalls vor." Es soll sich um einen erfahrenen Piloten gehandelt haben.

Pakistans Premier Imran Khan drückte den Opfern und Familien sein Beileid aus. "Schockiert und betrübt über den PIA-Absturz", schrieb er auf Twitter und kündigte eine umgehende Untersuchung an.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sprach den Angehörigen in einem Kondolenztelegramm an Khan ihr Beileid aus. Auch US-Außenminister Mike Pompeo kondolierte.

Der Absturz erfolgte nur eine Woche nach der Entscheidung der pakistanischen Behörden, den Flugverkehr im Inland wieder aufzunehmen. Wegen der Corona-Pandemie sind internationale Flüge in das Land noch bis Ende des Monats ausgesetzt. (APA, 23.5.2020)