Die Kosten für rund 60 Citybike-Stationen werden von der Gewista getragen. 60 weitere finanziert die Stadt Wien.

Foto: Robert Newald

Die Diskussion rund um die Wiener Citybikes geht in die nächste Runde. "Mit oder ohne Gewista", lautet die Ansage der Stadt-SPÖ, wolle man das Leihradsystem in der Stadt "weiterführen und ausbauen", erklärte Gerhard Kubik, roter Sprecher für Stadtentwicklung und Verkehr. In der Partei von Bürgermeister Michael Ludwig bedaure man, dass die Gewista drohe, Stationen aufzulassen. "Eine Lösung zum Erhalt des Systems muss her."

Die Debatte rund um die Leihradstationen entflammte vergangene Woche nach einem Bericht des STANDARD, wonach die Gewista, einer der letzten großen Citybike-Anbieter in der Stadt, ihren Teil der Kosten nicht mehr allein stemmen kann. Das Werbeunternehmen, das zum internationalen Konzern JCDecaux gehört, soll Wien mit einem Aus noch vor dem Sommer gedroht haben, sofern die Stadt nicht finanziell einspringt – zu groß seien die Kosten für die Instandhaltung. Es geht um 1,1 Millionen Euro pro Jahr.

"Uns ist wichtig, dass es auch weiterhin ein Leihradsystem in der Stadt geben wird, das praktikabel ist und viele Stationen umfasst", heißt es dazu aus dem Büro der zuständigen Verkehrsstadträtin Birgit Hebein (Grüne). Laufenden Gesprächen mit der Gewista wolle man nicht vorgreifen. Man gehe aber davon aus, dass es auch im Sommer die Citybikes gibt.

Seit 2003 gibt es diese in Wien – zu Beginn mit nur drei Verleihstationen. In den folgenden Jahren wurde das Leihradsystem bis 2015 auf 121 Stationen mit rund 1.500 Fahrrädern vergrößert und modernisiert. Dann stockte der Ausbau.

Auf dem Spiel stehen jetzt jene 61 Stationen in der Wiener Innenstadt, die von der Gewista gemeinsam mit Sponsoren errichtet und bis heute betreut werden. Für sie trägt das Unternehmen die laufenden Kosten selbst. Neben der Instandhaltung fällt darunter etwa die Verteilung der Räder von vollen zu leeren Stationen. Weitere 60 Stationen fallen in das Budget der Stadt. Sie soll rund 860.000 Euro im Jahr dafür ausgeben.

Neos wollen Ausschreibung

"Mit ihren fixen Leihstationen hat die Gewista eine Monopolstellung, trotzdem bedroht ein Streit über die Finanzierung das allseits beliebte Verkehrsmittel", heißt es dazu von den Neos gegenüber dem STANDARD. Das Unternehmen sei mithilfe eines Zivilingenieurbüros als beste Betreiberin ausgewählt worden; nachdem eine Kostenbeteiligung der Stadt anfangs gar nicht vorgesehen war, gab es auch keine Ausschreibung, kritisiert Bettina Emmerling, Verkehrssprecherin der Wiener Neos. Dass die Stadt nun jährlich 860.000 Euro zu den Citybikes dazuzahlt, missfällt den Pinken. "Eine faire Ausschreibung ist mehr als überfällig", sagt Emmerling.

Einen Euro kostet seit Jahren die Anmeldegebühr. Mit einer Bankomat-, Kredit- oder Citybike-Karte mietet man bei den Stationen sein Rad. Auch in der Handhabe sehen die Neos dringenden Modernisierungsbedarf: Das Konzept müsse "von Grund auf überarbeitet werden". Um das Angebot attraktiver zu machen, brauche es "eine App anstatt der veralteten Bildschirme an den Leihstationen sowie bessere Räder", sagt Emmerling.

Eine Stunde lang kann man kostenlos durch die Stadt radeln, bevor erste Gebühren anfallen. Laut Gewista fallen bei 95 Prozent der Fahrten keine Kosten für die Nutzer an. Nach einer 15-minütigen Pause kann man sich nämlich auf ein neues Bike schwingen.

Der Verkehrssprecher der FPÖ Wien, Toni Mahdalik, appelliert an die Stadt, "den Betrieb der Leihräder weiter sicherzustellen". (Oona Kroisleitner, 24.5.2020)