"1". Mehr steht nicht in dem Schreiben, das an "Die Ermittler im heutigen Mordfall" adressiert ist. Was man für einen Scherz halten könnte, wird für Thorsten Lannert und Sebastian Bootz bald zur harten Realität. Denn noch am selben Vormittag wird eine Frau auf offener Straße erschossen, offensichtlich von einem versierten Schützen; auf der Patronenhülse ist eine "1" eingraviert. Mehr Indizien gibt es nicht. Ein zweites Schreiben enthält eine Geldforderung: Drei Millionen, sonst folgt Mord Nummer 2. Die Geldübergabe scheitert, der Täter kann nicht gefasst werden und der zweite Mord ist nicht zu verhindern. Damit wächst der Druck auf Polizei und Staatsanwaltschaft, den Täter zu finden, bevor die anonyme Bedrohung zur Panik führt.

Irene Brickner scheibt im TV-Tagebuch des STANDARD: "Schnörkellos und direkt startet der Sonntags-Tatort – und zieht die Zuseherinnen und Zuseher rasch in die Handlung hinein. Dabei bleibt es auch, im 25. Fall des baden-württembergischen Polizistenduos ist es dem Autor Wolfgang Stauch und der Regisseurin Friederike Jehn gelungen, die Serienkillerspannung bis zum Ende zu halten."

Foto: ORF/ARD/Benoit Linder

Christian Buß von "Spiegel Online" vergibt im Schnellcheck 9 von 10 Punkten: "Dies ist ein klug gebauter "Tatort". Zum einen strebt er geradlinig als Sniper-Thriller nach vorne – wir sehen die Opferauswahl mit den Augen der Täterin oder des Täters aus der Fadenkreuz-Perspektive des Zielfernrohrs, die Ermittler agieren als Getriebene. Zum anderen tut sich eine zweite Ebene auf – skizzenhafte Liebesszenen mit betörender Musik werden in den Plot gewoben, ohne dass wir sofort ihre Bedeutung auflösen können."

Foto: ORF/ARD/Benoit Linder

Auch Holger Gertz von sueddeutsche.de ist von dieser Folge – und besonders von Karl Markovics – angetan: Die SWR-Episode von Friederike Jehn (Buch: Wolfgang Stauch) besticht nicht nur in diesem Moment durch ihre Präzision und Ordnung. Das entscheidende Detail mit dem Kinobesuch ist so winzig wie plausibel, die Rückblenden sind so kurz wie aussagekräftig, sie erzählen die Geschichte hinter der Geschichte und bereichern den Thriller durch die Emotion. Alles ist in der Waage in diesem Film. Und wenn der Tabakhändler (großartig: Karl Markovics) flüstert: "Vor ein paar Jahren habe ich einen schweren Fehler gemacht", fügt sich auch dieser zunächst rätselhaft in der Landschaft stehende Satz später ins große Ganze."

Foto: ORF/ARD/Benoit Linder

Und Sie? Wie ist Ihre Meinung? (red, 24.5.2020)

Foto: ORF/ARD/Benoit Linder