Ein Teil der Lauda-Crew gibt die Sache noch nicht verloren.

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Wien – Auch wenn Lauda-Österreich-Geschäftsführer Andreas Gruber am Freitag erklärt hat, das Aus für die Lauda-Basis in Wien sei besiegelt, geben noch nicht alle auf. Rund 50 Mitarbeiter der österreichischen Ryanair-Tochter haben am Montag ihrem Unmut Ausdruck verliehen und vor der ÖGB-Basis am Handelskai im zweiten Wiener Gemeindebezirk protestiert. Mit ihrer Haltung nehme die Gewerkschaft die Schließung der Laudamotion-Basis in Wien und die Kündigung der Mitarbeiter in Kauf, lautete die Kritik, die nicht das erste Mal ausgesprochen wurde.

Das Bordpersonal wollte seine dort ansässige Gewerkschaft Vida animieren, den vom Arbeitgeber vorgeschlagenen und von der Wirtschaftskammer (WKÖ) mitgetragenen Kollektivvertrag noch einmal in die Hand zu nehmen. Die Vida will ja – wie berichtet – den Verschlechterungen nicht zustimmen, Flugbegleiter würden da unter Mindestsicherungsniveau fallen, so eines der Argumente.

Laut einem Bericht der Plattform Aviation Net sagte die Lauda-Geschäftsführung eine Fortführung der Basis in Wien zu, wenn die Vida den Kollektivvertrag doch noch diese Woche unterschreibe. Die Fluggesellschaft Laudamotion habe dieses neue Ultimatum am Montag in einem Mitarbeiterbrief mitgeteilt, so die Plattform. Laudamotion bestätigte der APA den Brief bis Montagabend nicht.

Offener Brief

Mit im Gepäck hatten die Initiatoren, unter anderem Lauda-Kapitäne sowie Angehörige des Kabinenpersonals, eine Botschaft in Form eines offenen Briefes an die Vida: Man ersuche dringend um einen Gesprächstermin (Vertreter aus Cockpit und Kabine), um zu klären, welche Punkte zur Verweigerung der Unterschrift geführt hätten.

Das hat die Vida allerdings mehrfach getan: Der KV-Vorschlag, der bereits von der Wirtschaftskammer unterschrieben wurde, sehe für Flugbegleiterinnen ein fixes Einstiegsgehalt von 1.000 Euro brutto im Monat (inklusive Überstunden) vor, das Nettogehalt würde 848 Euro betragen und damit deutlich unter der Wiener Mindestsicherung (917 Euro) liegen, was für die Vida nicht akzeptabel sei.

Schließung verhindern

Flugkapitän Thomas Gurgiser, Unterzeichner des offenen Briefes, argumentiert im Gespräch mit dem STANDARD, dass dieses Basisgehalt nur zum Tragen komme, "wenn man 30 Tage im Monat zu Hause sitzt und nichts arbeitet". Man versuche nun ein Bindeglied zwischen Gewerkschaft und Geschäftsführung zu sein und wolle die bevorstehende Schließung der Basis Wien und die damit verbundenen Jobverluste für rund 370 Lauda-Mitarbeiter noch zu verhindern. Gurgiser ortet auch Signale bei der Ryanair-Tochter, ihre Entscheidung zu überdenken – und hält eine Einigung noch für möglich. "Uns haben bei den bisherigen Gesprächen die Verbesserungsvorschläge der Gewerkschaft gefehlt."

Verhandeln mit der Wirtschaftskammer

Die Gewerkschaft wiederum versteht laut Vida-Vorsitzendem Roman Hebenstreit, dass es für alle um eine Existenzfrage gehe, im Gegenzug habe man den Lauda-Mitarbeitern nun noch einmal die Beweggründe dargelegt, warum der vom Arbeitgeber vorgelegte KV inakzeptabel sei. Die Vida habe jedenfalls nun die Unterstützung der Belegschaft, in Verhandlungen mit der Wirtschaftskammer zu treten, so Hebenstreit zum STANDARD: "Wir werden die Wirtschaftskammer noch einmal auffordern, gesetzeskonforme Regelungen für die Laudamotion-Mitarbeiter zu finden." Man sei zuversichtlich, eine vernünftige Lösung zu finden – vorausgesetzt, die WKÖ tritt in Verhandlungen mit Vida ein.

Ob es davor den gewünschten Termin mit der Lauda-Crew gibt, ist noch offen. Gurgiser will jedenfalls die Verhandlungen mit der Laudamotion-Geschäftsführung fortsetzen. (rebu, gra, 25.5.2020)