Tel Aviv – Bei einem Ausflug mit seinen Eltern hat ein sechs Jahre alter Bub im Süden Israels eine 3.500 Jahre alte Tontafel mit figürlichen Darstellungen entdeckt – der Fund wird von Archäologen als einzigartig eingestuft. Die Familie habe im März die archäologische Fundstelle Tell Dschemmeh nahe dem Ort Reim besucht, als dem Buben die kleine, quadratische Tafel mit zwei eingravierten Figuren auffiel, teilte die Altertumsbehörde des Landes mit.

Die Familie habe das Stück anschließend an die zuständigen Behörden übergeben, und der Bub sei für seinen Fund ausgezeichnet worden. Archäologen untersuchten die Tafel mit den Maßen 2,8 mal 2,8 Zentimeter und stuften sie als außerordentliche und einzigartige Entdeckung ein. Ein solcher Fund sei bei Ausgrabungen in Israel bisher nicht gemacht worden.

Das 3.500 Jahre alte Täfelchen zeigt einen Gefangenen, der abgeführt wird.
Foto: Israel Antiquities Authority

Gefesselter Gefangener

Die Tafel zeigt einen Mann, der einen nackten und gefesselten Gefangenen führt. Der Künstler habe die Demütigung des Gefangenen hervorheben wollen. Der Fund helfe dabei, die Kämpfe um die Herrschaft im Süden Landes zur Zeit der Kanaaniter zu verstehen. Die Kanaaniter lebten vor den Israeliten in dem Gebiet, das dem heutigen Israel und Libanon sowie Teilen von Jordanien und Syrien entspricht.

Experten identifizieren die Fundstelle Tell Dschemmeh als die seinerzeit mächtige kanaanitische Stadt Yursa. Nach Angaben der Forscher könnte das in die Miniaturtafel eingravierte Bild einen Moment aus den Konflikten der Stadt mit den nahe gelegenen Zentren wie Gaza, Aschkelon oder Lachisch oder vielleicht mit einem Nomadenstamm im Negev darstellen.

Machtkämpfe während der kanaanitischen Zeit

"Die Szene auf der Tafel stimmt mit Beschreibungen von Siegesparaden überein. Das Objekt sollte daher als Darstellung der Macht des Herrschers über seine Feinde betrachtet werden. Dieser Fund öffnet ein Fenster in die Vergangenheit und liefert Hinweise auf die Machtkämpfe im Süden des Land während der kanaanitischen Zeit", meinen die Archäologen. (red, APA, 25.5.2020)