Man kann in diesen Tagen wieder einmal an Felix Gottwald denken. "Österreich ist eine Schnitzel- und Spritzernation", sagte der frühere nordische Kombinierer. Denn während in Gastronomie, Handel und Museen Lockerungen der Corona-bedingten Einschränkungen erfolgen, ist im Breitensport längst nicht alles geklärt.

Mannschaftstrainings mit Kontakt sind weiterhin weder In- noch Outdoor erlaubt. Am Freitag sperren zwar Sporthallen und Fitnessstudios wieder auf, aber nur unter Einhaltung pauschaler Personenobergrenzen und Quadratmeterregelungen. "Die verkündeten Regelungen der Regierung für den Sport sind weit weg von der Realität. Vereine und Unternehmen stehen vor dem Ruin", sagt Neos-Sportsprecher Yannick Shetty zum STANDARD.

Neos-Sportsprecher Yannick Shetty fordert bessere Lösungen für den Breitensport.
Foto: Parlamentsdirektion/Zinner

Neben Sportvereinen sind auch Yoga-, Fitness- und Tanzstudios betroffen. Kleine Studios können die Abstandsregelung (pro zehn Quadratmeter nur eine Person) nicht einhalten. Dafür wird die Verlegung von Kursen und Trainings ins Freie als Universallösung angeraten. Die Bundesgärten wurden für Vereine und Unternehmen aber nicht freigegeben, für Outdoorkurse Strafen von rund 1.000 Euro angedroht. Die Regelung für eine maximale Gruppengröße von zehn Personen bleibt bestehen. "Warum ist es Outdoor nicht möglich, in größeren Gruppen zu trainieren? Das Infektionsrisiko ist erwiesenermaßen sehr gering. So lässt sich für viele Sportanbieter kein rentabler Betrieb führen", sagt Shetty.

Die Neos haben deshalb am Mittwoch einen parlamentarischen Entschließungsantrag eingebracht und fordern von der Regierung, auf Abstandsregeln wie auch in der Gastronomie zu setzen, um den individuellen Bedingungen im Breitensport gerecht zu werden. Dazu gehört die sofortige Öffnung der Bundesgärten und Schulsporthallen für Vereine, KMUs und EPUs. Auch der Schulsport selbst soll wiederaufgenommen werden. "Was helfen uns die strengsten Corona-Maßnahmen, wenn wir gleichzeitig Menschen körperlich nachhaltig schädigen?"

Ungleichbehandlung von Kultur und Sport

In einem weiteren Schritt müsse eine Strategie für den Sport in Hinblick auf eine mögliche zweite Welle im Herbst entwickelt werden. Shetty: "Wenn im Breitensport nicht rasch eine Wiederaufnahme eines normalen Betriebs möglich ist, stehen wir im Herbst vor der Herausforderung, dass einerseits Outdoorsport nur mehr begrenzt bis nicht mehr möglich ist und gleichzeitig unzählige Privatunternehmer schlichtweg nicht mehr existieren. Das wäre eine Katastrophe."

Aus dem neu angekündigten Fördertopf von 700 Millionen Euro für Kultur-, Sozial- und Sportvereine ist laut Sport-Austria-Präsident Hans Niessl bisher noch kein Geld an den Sport geflossen.

Auch in puncto Zuschauermaßnahmen muss sich die Regierung Kritik gefallen lassen. So sieht Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer eine unterschiedliche Behandlung von Kultur und Sport: "Während im Kulturbereich im heurigen Sommer bis zu 1.000 Menschen bei Veranstaltungen anwesend sein können, werden beispielsweise die Spiele in der Bundesliga unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen. Ich frage mich schon, ob sich das Virus in einem Theater oder im Bereich einer Freiluftbühne anders verhält als beispielsweise in einem Fußballstadion."

Outdoor gilt im Sport die Grenze von 500 Besuchern ab 1. Juli, ab 1. August sind es 750 Personen. Es sind dann auch maximal 1.250 Besucher erlaubt, wenn ein Präventionskonzept von den Behörden genehmigt wird. Köfer fordert, 25 Prozent des Gesamtfassungsvermögens einer Sportstätte für Besucher freizugeben: "Damit wäre zumindest jeder vierte Platz besetzt, und es gäbe eine Perspektive für die Vereine und die Veranstalter. Wenn sich das bewährt, könnten im zweiten Schritt 50 Prozent, danach 75 Prozent und irgendwann die Vollauslastung wieder möglich sein." Köfer fordert jedenfalls, dass beim Sport nicht mit einem anderen Maßstab gemessen werden darf als in der Kultur: "Das sorgt für Konflikte und Anfeindungen, die nicht notwendig sind." (Florian Vetter, 26.5.2020)