Ganz vorbei ist das Tauziehen um Laudamotion doch noch nicht.

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Wien/Dublin – Die Schließung der Laudamotion-Basis in Wien am Freitag lässt sich offenbar noch verhindern, teilte das Unternehmen am Montag der Belegschaft mit. Möglich ist das durch das Setzen eines neuen Ultimatums seitens der Ryanair-Tochter. "Wenn die Gewerkschaft Vida den Kollektivvertrag vor dem 28. Mai unterschreibt, kann die Schließung der Basis Wien noch rückgängig gemacht werden", heißt es in dem der APA vorliegenden Schreiben.

Die Gewerkschaft will nun mit der Wirtschaftskammer eine Lösung suchen. Einen Gesprächstermin gebe es aber noch nicht, sagte Vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart am Dienstag der APA. Der Streit dreht sich um die niedrigen Einstiegsgrundgehälter für Flugbegleiter.

Keine Löhne unter Mindestsicherung

Liebhart stellte am Dienstag klar, dass die Gewerkschaft weiterhin keine Löhne unter der Mindestsicherung und unter der Armutsgrenze akzeptieren werde. "Von Vollzeitarbeit muss man auch Vollzeit leben können", so Liebhart. Den Zeitdruck, den die Lauda-Führung aufbaue, könne die Gewerkschaft nicht nachvollziehen. Durch die Kurzarbeit würden ohnehin 90 Prozent der Personalkosten vom Steuerzahler getragen.

Die Vida hatte Montagabend einen Mailwechsel mit der Wirtschaftskammer veröffentlicht. Darin verteidigt sie ihren Standpunkt, den von der Wirtschaftskammer akzeptierten neuen Lauda-Kollektivvertrag nicht zu unterzeichnen. "Das Nettogehaltsniveau des garantierten Grundgehalts liegt unter der Mindestsicherung, und selbst unter der Einrechnung der variablen Zulage pro Flugstunde liegt dieses immer noch unter der Armutsgrenze. Solche Regelungen sind inakzeptabel und der österreichischen Sozialpartnerschaft unwürdig."

Laudamotion und Gewerkschaft werfen sich gegenseitig vor, mit falschen Zahlen zu rechnen. Das liegt daran, dass das Airline-Management das im neuen KV geplante Einstiegsgrundgehalt für Flugbegleiter von 14.000 Euro brutto im Jahr durch zwölf Monate dividiert, die Gewerkschaft aber durch 14, weil sie auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld berücksichtigt.

Schramböck will sich nicht einmischen

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) will sich in den Streit nicht direkt einmischen. "Ein Kompromiss wird nur zustande kommen, wenn sich alle bewegen", sagte Schramböck. Sie erwarte "Gesprächsbereitschaft von allen Involvierten", um möglichst viele Arbeitsplätze zu retten.

Insgesamt beschäftigt Laudamotion zurzeit rund 1.000 Mitarbeiter. 300 davon sind die Piloten und Kabinenbeschäftigten der Basis Wien, die nun gekündigt werden. Laut Zeitungsberichten sollen auch die im Laudamotion-Hauptquartier beschäftigten 70 Mitarbeiter abgebaut werden. (APA, red, 26.5.2020)