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Der weitgehende Verzicht auf das Privatauto könnte die CO2-Emissionen deutlich reduzieren.
Foto: REUTERS

Wien – Was kann man persönlich Reduktion der Treibhausgasemissionen beitragen? Die Frage, wie viel CO2 sich abseits der Bekundungen von der Politik und Industrie durch Lebensstil-Veränderung einsparen ließe, beschäftigt die Forschung stark. Aus fast 7.000 Studien dazu hat nun ein Wissenschafterteam mit Wiener Beteiligung eine Art Hitliste der zehn bestmöglichen Maßnahmen im privaten Bereich herausdestilliert. Ganz vorne finden sich mit Auto-, Fleischverzicht und Energieumstieg gute Bekannte.

771 Maßnahmen

Zusammengetragen hat den Überblick über und die Analyse der vielen Studien ein Team um von Diana Ivanova von der Universität Leeds (Großbritannien) im Fachjournal "Environmental Research Letters". Die Wissenschafter, zu denen auch Dominik Wiedenhofer vom Institut für Soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien gehörte, fanden darin insgesamt 771 beschriebene Maßnahmen mit dem Potenzial, das Klima zu schonen und den Klimawandel abzumildern.

Ganz oben auf der Liste steht ein Top-10-Maßnahmenkatalog. "Die Umsetzung allein dieser zehn Maßnahmen hätte ein enormes Reduktions-Potential von bis zu 9 Tonnen CO2-Equivalente pro Kopf und Jahr, speziell in einem wohlhabenden und konsumintensiven Land wie Österreich", betont Co-Autor Wiedenhofer.

Die Top-Ten-Maßnahmen zur CO2-Reduktion im Privathaushalt.
Grafik: Ivanova et al.

Autofrei und Verzicht auf Langstreckenflüge

Im Bereich "Mobilität" rangieren der autofreie Lebensstil, der Wechsel hin zur Elektromobilität und der Reduktion von Langstreckenflügen in der Rangliste der Maßnahmen mit dem höchsten CO2-Sparpotenzial ganz oben. Damit ließen sich laut der Analyse jeweils geschätzte 1,7 Tonnen CO2-Äquivalente pro Kopf und Jahr einsparen, schreiben die Forscher in der Arbeit. Zum Vergleich: Der jährliche ökologische Fußabdruck eines durchschnittlichen Nordamerikaners beträgt rund 13,4 Tonnen, der eines Europäers ungefähr 7,5 Tonnen, während beispielsweise ein Afrikaner auf rund 1,7 Tonnen kommt.

Sowohl Automobilität als auch Flugreisen steigen stark mit dem höheren Einkommen, daher seien diese Optionen besonders wichtig in einem reichen Land wie Österreich. "Außerdem ist die Mobilität der Bereich, wo öffentliche Infrastrukturen und Dienstleistungen die Voraussetzung dafür sind, ob Menschen überhaupt nachhaltig mobil sein können oder ob sie mit dem Auto fahren müssen", so Wiedenhofer.

Vegan und gut isoliert

Im Feld der "Ernährung" ließe sich durch einen veganen Lebensstil knapp unter eine Tonne CO2 pro Person und Jahr einsparen. Darüber hinaus würden auch Effizienzmaßnahmen beim Kochen sowie beim Kühlen von Lebensmitteln einiges bringen.

Im Bereich "Wohnen" zeigten die Wissenschafter, dass ein Umstieg auf erneuerbare Energiequellen um die 1,7 Tonnen sowie das Sanieren und Renovieren der eigenen vier Wände rund 0,9 Tonnen an CO2-Äquivalenten einsparen könnte. Insgesamt hätte die Umsetzung der zehn wichtigsten Maßnahmen "ein enormes Reduktions-Potential" von bis zu 9,2 Tonnen pro Kopf und Jahr.

Sofort umsetzbar

"Die Reduktion von Konsum und Energieverbrauch ist ein zentraler Baustein in der Bekämpfung der Klimakrise. Die von uns identifizierten Top-10-Optionen können ohne Hoffnungen auf Zukunfts-Technologien sofort umgesetzt werden. Nur durch ein Zusammenspiel von Veränderungen in individuellen Lebensstilen mit ambitionierter Klima- und Nachhaltigkeitspolitik wird es möglich sein, die katastrophalen Folgen des Klimawandels zu vermeiden", so Wiedenhofer abschließend. (red, APA, 26.5.2020)