Am 27. Mai stellt Robert Meyer auf ORF III (um 19.45 Uhr) die Spielzeit 2020/21 vor.

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Es hat die Pressekonferenz der Kunststaatssekretärin Mayer nun etwas Klarheit gebracht, auch der Volksopernchef Robert Meyer wertet es als "gute Nachricht, dass wir ab Juni proben können. Natürlich unter Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen und soweit möglich auch der Abstandsregeln bzw. mit Mundschutz." Weil derzeit keine Vorstellungen stattfinden, kann die Bühne intensiv für Proben genutzt werden. Insgesamt müsse aber noch mehr zugelassen werden. "Wir hoffen, dass ab 20. August Proben ohne Abstand möglich sein werden. Dann kann die Premiere von Sweet Charity planungsgemäß stattfinden."

Durch den Shutdown kam es bisher für die Volksoper immerhin nicht zur finanziellen Katastrophe – dank der Kurzarbeit sei man bis 31. August gut aufgestellt. "Für die nächste Saison ist jedoch alles offen. Wenn wir aufgrund der Abstandsregeln deutlich weniger Plätze verkaufen können, werden wir große Einnahmenverluste haben, die wir nicht allein tragen können", sagt Meyer, der den Zuschauerraum durch Messungen quasi erforschen ließ.

Nur halbvoll

"Wir können das Publikum also schachbrettmäßig setzen, wenn zwischen zwei Personen jeweils ein Sitz frei bleibt. So würde an die 600 Personen Platz finden, also nicht einmal 50 Prozent." Finanziell wäre das bedenklich, und es wäre nicht unbedingt erhebend, "wenn der Saal nur halbvoll ist".

Die kommende Saison jedenfalls steht, das eröffnende Musical Sweet Charity sei ein Zeichen der Zuversicht. "Der zweite Vorname der Titelfigur Charity Hope Valentine passt zu dem Optimismus, dem wir uns verschrieben haben", sagt Meyer, der insgesamt zehn Premieren plant. Mit dabei ist eine neue Zauberflöte, die sich Meyer in einer "heitereren, märchenhaften Version" gewünscht hat. Das Premierenmenü beihaltet zudem Benjamin Brittens Tod in Venedig in einer Inszenierung von David McVicar, Franz von Suppés Der Teufel auf Erden und Stephen Sondheims Musical Into the Woods. Letzteres sei aber bitteschön "kein Kindermusical, auch wenn es voller Märchenfiguren ist", sagt Meyer, der auch aktuelle Pläne unter freiem Himmel hegt.

"Unsere Künstler wollen alle unbedingt wieder arbeiten. So entstand die Idee, auf die Menschen zuzugehen und an den Wochenenden Konzerte im Park zu geben. Die Leute kommen, bleiben kurz und gehen weiter, oder sie setzen sich auf die Parkbank."

Man habe für Juni an vier Wochenenden Konzerte geplant und hoffe auf eine Genehmigung, sagt Meyer, der noch zwei Saisonen vor sich hat, aber gerne länger an der Volksoper bleiben würde.

"Lust weiterzumachen"

"Es wird schon seit langem über die Ausschreibung geredet. Ich verspüre große Lust weiterzumachen, und ich werde mich bewerben. Natürlich ist das jetzt Corona-bedingt nicht das Hauptthema. Aber die Zeit drängt langsam, auch wenn man in der Volksoper nicht so lange im Voraus planen muss wie an anderen Häusern. Ich hatte ja damals von meiner Designierung bis zur ersten Programm-Pressekonferenz nur neun Monate Zeit."

Aktuell drängen sich die Probleme der Freischaffenden auf, denen abrupt alle Einnahmen weggebrochen sind. "Das ist für sie eine finanzielle Katastrophe und trifft nicht nur Solistinnen, Dirigentinnen oder regieführende Kollegen, sondern auch Abendaushelfer bei der Maske und Garderobe und den Zusatzchor." All diese freien Mitarbeiter seien dem Haus seit langer Zeit verbunden. "Die rechtliche Grundlage ist derzeit leider aber eindeutig: Wir dürfen als staatlich subventioniertes Unternehmen aufgrund der Klausel der ,höheren Gewalt‘ keine Gagen für abgesagte Vorstellungen ausbezahlen."

Daher müsse eine neue rechtliche Grundlage geschaffen werden. "Um diese finanzielle Katastrophe etwas abzuschwächen, führen wir Gespräche mit der Holding und dem zuständigen Ministerium." Meyer hofft auf "eine humane Lösung". (Ljubiša Tošić, 27.5.2020)