Das von Airbus gebaute Servicemodul ESM soll die Mondfahrer mit Wasser, Sauerstoff, Antrieb, Elektrizität und einer angenehmen Temperatur versorgen.
Illustr.: Airbus

Köln/Washington/Toulouse – Halten die ehrgeizigen Pläne, nach denen 2024 US-Astronauten auf dem Mond landen sollen, dann werden sie dabei vom Europäischen Servicemodul (ESM) der Europäischen Weltraumagentur Esa unterstützt. Die Esa unterzeichnete nun einen Vertrag mit Airbus über den Bau des dritten ESM für das Nasa-Raumschiff Orion, das im Rahmen des "Artemis"-Programms Menschen auf den Mond befördern soll.

Erstflug im kommenden Jahr

Dabei stellt das Europäische Servicemodul der Esa die Versorgung im Crewmodul mit Wasser, Sauerstoff, Antrieb, Elektrizität und einer angenehmen Temperatur sicher. Zudem dient es als Fahrgestell des Raumschiffs. Das erste ESM wird der Nasa im nächsten Jahr für einen Flug ohne Besatzung geliefert, das zweite ESM ist derzeit in der Airbus-Integrationshalle in Bremen in Produktion.

Video: Orion und ESM.
European Space Agency, ESA

Die dritte Artemis-Mission der Nasa soll dann im Jahr 2024 Astronauten zum Erdtrabanten fliegen. Damit wollen Menschen erstmals seit den Apollo-Mondlandungen Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre wieder weit ins All vorstoßen und den Weltraum auch jenseits des erdnahen Orbits und der Internationalen Raumstation ISS erkunden.

Im Zuge ihres Apollo-Programms hatte die Nasa zwischen 1969 und 1972 sechs Mondlandungen erfolgreich absolviert und dabei zwölf Astronauten auf den durchschnittlich gut 384.000 Kilometer entfernten Mond gebracht. Bemannte Raumflüge zu Zielen weit weg von der Erde gab es seither nicht mehr – die Missionen der vergangenen Jahrzehnte führten die Raumfahrer vielmehr in Raumstationen auf Umlaufbahnen um die Erde.

Die Dimensionen des Orion-Raumschiffs.
Illustr.. Esa

Entscheidender Beitrag für die Artemis-Mission

Der Esa-Direktor für astronautische Raumfahrt und robotische Exploration, David Parker, wertete den Vertragsabschluss den Bau des dritten Servicemoduls als Beleg, "dass Europa ein starker und zuverlässiger Partner bei 'Artemis' ist". "Das Europäische Servicemodul leistet einen entscheidenden Beitrag, indem es wissenschaftliche Forschung, die Entwicklung von Schlüsseltechnologien und internationale Zusammenarbeit ermöglicht und als Inspiration für Missionen dient, bei denen Menschen die niedrige Erdumlaufbahn verlassen."

Der Airbus-Raumfahrtchef Andreas Hammer erklärte: "Dank unseres Knowhows und unserer Fachkompetenz werden wir in der Lage sein, auch künftige Mondmissionen im Rahmen internationaler Partnerschaften zu unterstützen." "Durch die Zusammenarbeit mit unseren Kunden Esa und Nasa sowie unserem Industriepartner Lockheed Martin verfügen wir nun über eine verlässliche Planungsgrundlage für die ersten drei Mondmissionen."

Klappt alles nach Plan, fliegen 2024 wieder Menschen zum Mond.
Illustr.: Nasa

20.000 Einzelteile und zwölf Kilometer Kabel

Laut Esa sind in jedem Europäischen Servicemodul mehr als 20.000 Teile und Komponenten verbaut – von der elektrischen Ausrüstung über Motoren, Sonnensegel, Treibstofftanks und lebenserhaltenden Elementen für die Astronauten bis hin zu etwa zwölf Kilometern Kabel.

Bei der Entwicklung und Konstruktion des ESM stützen sich die Experten auf die Erfahrungen beim Bau der sogenannten ATV-Raumtransporter, die mit regelmäßigen Lieferungen von Testgeräten, Ersatzteilen, Lebensmitteln, Sauerstoff, Wasser und Treibstoff zur Internationalen Raumstation flogen.

Das Orion-Raumschiff besitzt der Esa zufolge die Größe eines kleinen Hauses, bei dem das ESM mit vier Metern Höhe und vier Metern Durchmesser das erste Stockwerk einnimmt. Es hat vier Sonnensegel mit 19 Metern Spannweite, die im All entfaltet werden und genug Energie für zwei Haushalte erzeugen können. Mitgeführt werden 8,6 Tonnen Treibstoff für das Haupttriebwerk von Orion und 32 kleinere Triebwerke, um auf Kurs zum Mond zu bleiben und die Rückkehr zur Erde zu sichern. (red, APA, 26.5.2020)