Die Östliche Braunschlange ist eine der giftigsten Schlangen weltweit.
Foto: Stewart Macdonald

Fast zwangsläufig kommt eine Studie wie diese aus Australien, wo es eine auffällige Häufung giftiger Spezies gibt – und wo daher Menschen und deren Haustiere ein besonders hohes Risiko auf eine unliebsame Begegnung mit einem Gifttier haben. Bryan Fry von der University of Queensland, Seniorautor der Studie, kennt das Risiko aus persönlicher Erfahrung: Zwei seiner Freunde verloren ihre Hunde durch Schlangenbisse.

Fry interessierte sich vor allem für eine auffällige Diskrepanz zwischen Katzen und Hunden, die aus tiermedizinischen Statistiken ablesbar ist: nämlich dass gebissene Katzen viel öfter überleben als Hunde. Mehr als drei Viertel aller gebissenen Haustiere in Australien gehen auf das Konto der hochgiftigen Östlichen Braunschlange (Pseudonaja textilis). Immerhin 66 Prozent der Hauskatzen überleben einen solchen Biss – bei Hunden sind es nur 31 Prozent.

Störung der Blutgerinnung

Um den entscheidenden Unterschied zwischen den beiden liebsten Begleitern des Menschen herauszufinden, analysierte Fry zusammen mit seiner Kollegin Christina Zdenek die Wirkung von Schlangengift auf das Blut von Katzen und Hunden. Schlangengifte können Zellen schädigen, durch Einwirkung auf die Nerven Lähmungen auslösen oder die Blutgerinnung stören. Meist sind es mehrere Wirkungen zugleich – es hängt von der jeweiligen Schlangenart ab, welche Komponente im Vordergrund steht.

Die beiden Forscher untersuchten, wie sich das Gift Östlicher Braunschlangen sowie zehn weitere Gifte aus verschiedenen Regionen der Welt auf das Blutplasma von Katzen und Hunden auswirken. Es kommt dabei zu einer sogenannten Verbrauchskoagulopathie: Alle Gerinnungsfaktoren im Blut werden rasch aufgezehrt, die Folge sind Blutungen, die sich nicht mehr stillen lassen.

Wie sich zeigte, setzt diese Störung der Blutgerinnung bei Hunden um einiges schneller ein als bei Katzen – dementsprechend bleibt auch weniger Zeit für eine Behandlung. Im Fall der Östlichen Braunschlange gibt es ein Gegengift, sowohl eines für Menschen, als auch eines, das auf Katzen und Hunde zugeschnitten ist. Der Zeitfaktor ist jedoch entscheidend, und da sind Katzen offenbar im Vorteil.

Entscheidende Verhaltensunterschiede

Der kleine biochemische Unterschied ist aber nur die halbe Wahrheit, sagt Fry. Auch das Verhalten spiele eine entscheidende Rolle – und das gilt unabhängig von Schlangenart und Giftkomponente. Wieder haben Katzen dabei die besseren Karten. Denn Hunde erkunden mit der Nase und halten einer Schlange damit just ein gut durchblutetes Organ vors Maul, das das Gift rasch weiterbefördert. Die vorsichtigen Katzen hingegen wischen erst einmal mit den Pfoten nach einer Schlange. Wird dort Gift injiziert, dauert der fatale Prozess länger.

Und noch ein Verhaltensunterschied kommt zum Tragen: Hunde sind tendenziell ständig in Bewegung, während Katzen ihre Aktivitäten ... dosieren. Diese Trägheit macht sich aber bezahlt, denn je ruhiger man zwischen Biss und Behandlung bleibt, desto länger braucht das Gift, sich im Körper zu verteilen. (jdo, 30. 5. 2020)