StopCovid setzt auf zentrale Speicherung der Daten.

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Frankreich will in der kommenden Woche eine eigene Corona-Warn-App namens "StopCovid" starten. Am Mittwoch stellt die Regierung die Pläne vor, anschließend ist eine Parlamentsdebatte geplant. Mit dem System anderer europäischer Länder dürfte die App nicht kompatibel sein, wie Kritiker bemängeln. Ein Überblick:

Was ist geplant?

Die Warn-App "StopCovid" soll spätestens am Dienstag nach Pfingsten in Frankreich zur Verfügung stehen – rund zwei Wochen vor der angekündigten deutschen App. Alle Interessierten können die Anwendung freiwillig auf ihr Handy laden. Sie soll auf Apple-Handys sowie auf Smartphones mit dem Betriebssystem Android laufen. Technisch ist sie von den US-Konzernen Apple und Google unabhängig, wie die französische Regierung betont.

Wie funktioniert die App?

Mithilfe der drahtlosen Bluetooth-Technologie soll ein Nutzer erkennen können, ob er sich zuletzt in der Nähe eines Corona-Infizierten aufgehalten hat. Er erhält dann eine Warn-Nachricht. Voraussetzung ist allerdings, dass die andere Person auch diese Funktion eingeschaltet hat. Der Gewarnte kann sich dann testen lassen oder sich freiwillig in Quarantäne begeben.

Warum ist "StopCovid" mit anderen in Europa existierenden oder geplanten Corona-Apps nicht kompatibel?

Anders als etwa in Österreich hat sich Frankreich für eine zentrale Software-Lösung entschieden. Das bedeutet, dass die Daten auf zentralen Server gespeichert werden und nicht nur auf den jeweiligen Nutzerhandys. Das könnte die Interoperabilität zwischen den beiden Systemen massiv erschweren, wie es aus Regierungskreisen heißt.

Warum ist das ein Problem?

Zehntausende Grenzgänger oder später auch Urlauber können voraussichtlich erst einmal nicht von der Alarmfunktion profitieren. Das ist heikel, weil es im französischen Grenzgebiet zu Deutschland seit März sehr viele Coronavirus-Fälle gab und die Krankenhäuser dort überlastet waren. Die französische Regierung argumentiert, dass die Gesundheitsbehörden nur mit einem zentralen System vollen Zugang zu den Angaben haben.

Wie steht es um den Datenschutz?

Die französische Datenschutzbehörde CNIl billigte die App am Dienstag. Sie mahnte aber eine einfachere Löschung der anonymisierten Daten an sowie gezielte Informationen für minderjährige Nutzer. Mehr als 150 IT-Sicherheitsexperten hatten zuvor gewarnt, dass Daten abgefischt und zu bestimmten Personen zurückverfolgt werden könnten.

Welche Sorgen gibt es noch?

IT-Experten warnen vor Falschalarmen oder auch Fehlinterpretationen durch die Nutzer. Denn durch eine Warnung sei nicht klar ersichtlich, wer der Infizierte ist. Wenn jemand in einem kleinen Laden etwa eine Warn-Nachricht erhalte, könne ihn das zur Annahme verleiten, vom Verkäufer gehe eine Gefahr aus – auch wenn dies womöglich gar nicht zutrifft.

Wie geht es nun weiter?

Am Mittwoch und Donnerstag debattieren beide Kammern des französischen Parlaments über die App. Die Stellungnahmen sind jedoch nicht verbindlich. Da die Nutzung der App freiwillig ist, ist laut Regierung keine gesetzliche Regelung notwendig. (APA, 27.05.2020)