Martin Puntigam: "Das perfekte Essenssetting gibt es nicht. Geplante Glückseligkeit geht oft schief."

Foto: Katharina Gossow

Der Ort

Wir sitzen heute in einem Gastgarten im Resselpark in Wien. Jenem Ort, an dem ich mich oft mit Werner Gruber und dem 2015 verstorbenen Heinz Oberhummer getroffen habe. Hier haben wir einige Programme für unser Wissenschaftskabarett geschrieben. Auch dessen Name "Science Busters" entstand hier. Werner Gruber wollte nie lange ohne Nahrungsaufnahme sein, auch Heinz Oberhummer war ein guter Esser. Er hat hier gern Eiernockerln bestellt, bei Gruber war’s eher die Grillplatte.

Das Menü

Ich selbst bestelle im Gasthaus gern das, was mir zum Selbstkochen zu aufwendig ist. Backhendl oder Beuschl etwa. Am liebsten esse ich viel. Vor allem dann, wenn ich unter Druck stehe. Ich war lange Jahre unglücklich darüber. Das habe ich jetzt geändert. Also ich esse noch immer viel, aber ich habe das akzeptiert und bin nicht mehr unglücklich darüber.

Die Erinnerung

Meine Eltern kauften früher Lebensmittel in Großpackungen. So stand ein Sack Zucker, es waren sicher zehn oder 15 Kilo, in unserem Keller. Ich ging immer heimlich runter und naschte von dem Sack. Der Zucker wurde irgendwann zu einem festen Block. Da ich damals gerade meine Milchzähne verlor, hinterließ ich kleine blutige Spuren auf dem Zuckerblock, an dem ich nagte. So fand meine Mutter heraus, dass ich heimlich in den Keller naschen gehe. In meinem Soloprogramm "Glückskatze" erzähle ich aus meiner Kindheit. Im Supermarkt hat mir die Verkäuferin an der Feinkosttheke manchmal den Anschnitt einer Wurst geschenkt. Das vertrocknete Stück hätte man wegwerfen sollen, für mich war es aber die erste große Glücksfantasie.

Das Setting

Heutzutage macht mich auf kulinarischer Ebene etwa ein Besuch in einem feinen Restaurant glücklich. Fine Dining ist wie eine kunstvolle Theatervorstellung. Die Art und Weise, wie das Essen zubereitet und serviert wird, ist allein schon den Besuch wert. Zu besonderen Anlässen leiste ich mir so was. Als Matthias Egersdörfer und ich einen Kabarettpreis bekommen haben, hauten wir das Preisgeld im Steirereck auf den Kopf.

Aber das perfekte Essenssetting gibt es nicht. Geplante Glückseligkeit geht oft schief. Am angenehmsten finde ich spontanes, ungezwungenes Beisammensein ohne Sachzusammenhang. Der Rest ist dann meistens egal. Man muss nur schauen, dass man nicht zu schnell betrunken wird oder sich eine Lebensmittelvergiftung zuzieht. (Michael Steingruber, RONDO Exklusiv, 29.6.2020)