Wegen der Corona-Krise erfährt die blaue Fahne ein Revival. Sie wird gehisst, sobald ein Bad voll ist.

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Wien – Am Freitag ist es so weit: Auch wenn die Wettervorhersage keine Sommertemperaturen verspricht, öffnen in Wien mit einmonatiger Corona-bedingter Verspätung die Freibäder. Dem Virus ist es auch zu verdanken, dass sich Gäste heuer an besondere Regeln halten müssen. Und es dürfen überhaupt weniger hinein. Wegen der Platzvorgaben steht nur ein Drittel der üblichen Kapazität zur Verfügung.

"Ziemlich viel ist anders als sonst", erklärte Bäderstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) bei einem Medientermin im Krapfenwaldlbad am Mittwoch. Man habe sich aber bemüht, einerseits größtmögliches Badevergnügen zu ermöglichen und andererseits die Sicherheit gemäß den Empfehlungen des Gesundheitsministeriums zu gewährleisten.

Begrenzung

Demnach ist pro zehn Quadratmeter Liegefläche der Einlass für je eine Person erlaubt. Das bedeute, dass in den 17 Sommerbädern der Stadt maximal 40.000 Besucher gleichzeitig Einlass finden könnten, rechnete Bäderchef Hubert Teubenbacher vor. Zum Vergleich: An Spitzentagen kommen schon einmal mehr als 100.000 Hobbyschwimmer in die Wiener Freibäder.

Die jetzige Begrenzung entspricht rund einem Drittel des herkömmlichen Fassungsvermögens. Für die einzelnen Standorte bedeutet das: Ins Gänsehäufel können bis zu 13.075 Besucher kommen, ins Strandbad Alte Donau 2.630 und ins Sommerbad Hadersdorf-Weidlingau 350. Um nicht unnötig anzureisen, wird der jeweilige Auslastungsstatus mit einem Ampelsystem online (wien.gv.at/baederampel) beziehungsweise über die App "Stadt Wien Live" angezeigt. Außerdem erfährt die blaue Fahne ein Revival. Sie wird gehisst, sobald ein Bad voll ist. "Daran werden sich vielleicht die Älteren noch erinnern. In den letzten drei Jahrzehnten haben wir sie nicht mehr benutzt", so Teubenbacher.

Im Bad selbst gelten die in Corona-Zeiten inzwischen gewohnten Mindestabstände, wobei auch in den Becken ein bis zwei Meter Abstand einzuhalten sind. Pro sechs Quadratmeter Bassinfläche darf je ein Badender hinein. Die Anzahl der erlaubten Schwimmer werde jeweils am Beckenrand ausgeschildert, so Teubenbacher. Um den Zugang einigermaßen zu regeln, werden nicht alle Einstiege geöffnet sein. Das Sitzen am Beckenrand ist zudem nicht erlaubt. Rutschen allerdings darf man, freute sich Czernohorszky.

Eigenverantwortung

Generell müssen Bäderbesucher am Areal keine Maske tragen. Nur in Innenräumen – also etwa WCs oder Umkleideräumen – muss ein Mund-Nasen-Schutz angelegt werden. "Unter der Dusche natürlich nicht", versicherte Teubenbacher. Für Sportplätze oder die Gastronomie gelten in den Bäderanlagen dieselben Regeln wie außerhalb.

Czernohorszky appellierte an die Eigenverantwortung der Besucher. Die Badeordnung sei allerdings um die Corona-Regeln erweitert worden, sodass die "Bassinaufseher" im Notfall auch mahnend oder strafend eingreifen können.

Virusbedingte Neuerungen gibt es aber nicht nur während des Besuchs, sondern schon vorher. Gäste können sich nämlich bereits im Vorverkauf ein Ticket kaufen. Dieses kann dann an einem der nächsten drei Tage eingelöst werden, und zwar in dem zuvor ausgewählten Bad. Vor dem Eingang wird es demnach zwei Einlasskorridore geben – einen für jene, die an der Tageskassa noch eine Eintrittskarte kaufen müssen, und einen für Vorverkaufsticketinhaber. Onlinekarten gibt es heuer (noch) nicht, der Bäderchef verwies dabei auf die vielen Schnittstellen, die dazu erst verbunden werden müssten.

Günstigere Eintrittskarten

Die Tarife selbst sind heuer deutlich niedriger und funktionieren nach dem 1-2-3-Schema. Soll heißen: Kinder zahlen einen Euro, Jugendliche und Senioren zwei Euro und Erwachsene drei Euro. Monats- und Saisonkarten gibt es heuer ebenso wenig wie Halbtagstickets. All das soll dazu beitragen, die Warteschlangen – hier muss ebenfalls der Ein-Meter-Abstand gewahrt werden – an den Kassen möglichst kurz zu halten.

"Das kostet uns als Stadt viel Geld", räumte der Stadtrat ein. Gerechnet wird mit 50 Prozent weniger Einnahmen bzw. einem Ausfall von rund 3,5 Millionen Euro. "Die meisten Budgetprobleme haben aber die Wiener Haushalte." Man verstehe die Öffnung der Bäder als soziales Angebot und gewissermaßen als Teil der Grundversorgung der Stadt. (APA, 27.5.2020)