Nachdem sie aufgegeben wurden, verschwanden die zahlreichen Städte der Maya im dichten Regenwald. Bis heute stoßen dort Archäologen auf spektakuläre Funde.

Foto: Mamuz

Das Räuchergefäß aus Keramik stammt aus der frühen Klassik zwischen 250 und 600 n.u.Z.

Foto: Mamuz/ Jorge Pérez de Lara Elías

Ein Maya-Herrscher, in Jade geschnitzt.

Foto: Mamuz/ Jorge Pérez de Lara Elías

Die lebensgroße Jade-Maske stammt vermutlich aus der Monte-Alto-Kultur und wird auf di mittlere Vorklassik von 800 bis 250 v.u.Z. datiert.

Dieser Ohrschmuck zeigt die Darstellung einer vogelgottheit.

Foto: Mamuz/ Jorge Pérez de Lara Elías

Die Kalksteinstele zeigt den König Jun Tzak To'k' in vollem Ornat

Foto: Mamuz/ Jorge Pérez de Lara Elías
Mamuz
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In ihrem Kalender hätten sie den Weltuntergang für Dezember 2012 vorhergesagt, wurde den Maya von manchen Endzeitapologeten angedichtet. Stattgefunden hat dieser bekanntlich nicht. Und weil auch das Coronavirus nicht das Ende der Zeiten einläutet, startet im Mamuz Museum in Mistelbach doch noch die Ausstellung Maya – mit der Eröffnung am 1. Juni zwar um zweieinhalb Monate verspätet, doch dies tut der Faszination, die von der Schau ausgeht, keinen Abbruch.

Die Ausstellung ist die erste seit einem Vierteljahrhundert in Österreich, die sich der mittelamerikanischen Hochkultur widmet. Die zweihundert gezeigten Objekte stammen ausschließlich aus den Sammlungen des Museo Nacional de Arqueología y Etnología (Munae), des guatemaltekischen Nationalmuseums. Damit ist sichergestellt, dass keine Kulturgüter aus illegalen Grabungen oder während der Kolonialzeit verbrachte Objekte Eingang in die Ausstellung fanden, wie der Mamuz-Geschäftsführer Peter Fritz hervorstreicht. Der Großteil der ausgestellten Stücke war noch nie in Europa zu sehen, rund die Hälfte hat Guatemala überhaupt noch nie verlassen. Eingebettet werden die Schmuckstücke, Stelen und Gebrauchsgegenstände aus Jade, Stein und Keramik in verschiedene multimediale Stationen, die den Rundgang in verschiedene Themenbereiche von "Lebensraum" über "Alltag einer hierarchischen Gesellschaft", "Rituale" bis hin zu "Glanz und Konflikt der Königshöfe" gliedern.

Den Besuchern wird so ermöglicht, mit allen Sinnen in die Welt der Maya einzutauchen – sogar mit dem Geruchssinn, da die Stationen mit thematisch passenden Duftstoffen ausgestattet sind und so die Assoziation zu "Natur", "Fleisch", "Dorf" oder "Brennendes Holz" schaffen.

Fünf Jahrtausende

Der Kalender der Maya beginnt im Jahr 3114 vor unserer Zeitrechnung. Archäologisch nachweisbare Siedlungen entstanden in dem Gebiet vom tropischen Tiefland der Halbinsel Yucatan bis zum vulkanischen Hochland an der Pazifikküste bereits vor etwa 4000 Jahren, so lange lässt sich auch der Maisanbau zurückverfolgen. Starkes Bevölkerungswachstum führte noch in den Jahrhunderten vor der Zeitenwende zur Gründung von Metropolen mit zehntausenden Einwohnern. Einige davon blieben weit über tausend Jahre besiedelt, die Stadt Lamanai sogar rund dreitausend Jahre.

Die Städte bildeten ein Handelsnetzwerk. Im zentralen Tiefland mangelte es an Ressourcen. Kakao, Muscheln, Federn, auch Obsidian und Jade wurden aus entfernten Gebieten des Maya-Territoriums über Verbindungsstraßen transportiert. Zahlreiche große Städte wie zum Beispiel Tikal verfügten zudem nicht über nennenswerte Wasserressourcen. Die Maya errichteten daher komplexe Auffangsysteme für Regenwasser, um eine ausreichende Versorgung sicherzustellen.

Der Niedergang der Maya-Städte ab dem 9. Jahrhundert ist Gegenstand von Spekulationen: Katastrophen, Kriege und Epidemien werden als Ursache erwogen. Zumeist wird jedoch angenommen, dass klimatische Veränderungen den Kollaps der Hochkultur auslösten. Der Untergang der Maya-Königreiche wirft jedenfalls Fragen mit höchst aktuellem Bezug auf.

Traditionen und Rituale

Die Städte der Maya sind über die Jahrhunderte im dichten Regenwald verschwunden, sie bieten den Archäologen somit genug Potenzial für spektakuläre Entdeckungen. In dem einstigen Herrschaftsgebiet leben auch heute noch mehr als sechs Millionen Maya.

Auch wenn die Topografie der Region höchst unterschiedlich ist, sind die Maya-Gruppen durch eine gemeinsame Sprachfamilie und ihre Rituale und Spiritualität verbunden. Bei den Ritualen kommen Musik, Tanz und Gebete zum Einsatz, sie dienen der Verbindung mit dem Universum. In der Vorstellung der Maya besteht die Welt aus einer quadratischen, nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichteten Ebene, wie der Direktor des Munae, Daniel Aquino Lara, erklärt. In den Ritualen spielt Feuer eine zentrale Rolle. Der Rauch dient zur Kommunikation mit den Vorfahren im Himmel. Eine Hölle existierte in der Vorstellung der Maya jedoch nicht, stattdessen gibt es aber die irdische Wiedergeburt.

Kuratiert wird die von den Kulturressorts Guatemalas und Niederösterreichs unterstützte Ausstellung von Nikolai Grube. Der Experte für Maya-Sprachen der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn hat wesentliche Beiträge bei der Entzifferung der Maya-Hieroglyphen und der Erforschung der Chronologie der Herrscherdynastien geleistet.

Auch wenn die Ausstellung nun besucht werden kann, zwingen die Corona-Maßnahmen zu Abstrichen und Anpassungen im ursprünglich geplanten reichhaltigen Begleitprogramm, das Vorträge und Workshops beinhaltet. (Michael Vosatka, 31.5.2020)