Wien – Knapp vier Monate nach Bildung der türkis-grünen Regierung werden auch im ÖBB-Holding-Aufsichtsrat die vom früheren Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) entsandten Aufsichtsratsmitglieder rund um ÖBB-Präsident Gilbert Trattner und Ex-Verkehrsministerin Monika Forstinger ausrangiert. Auch OeNB-Generalrätin Barbara Kolm sowie Karl Ochsner, Vertrauensmann von Heinz-Christian Strache, sind Geschichte.

Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) wird am Donnerstag in der Hauptversammlung eine parteipolitisch bunte Mischung aus acht Kandidaten berufen, die durchaus Überraschungen enthält.

Vorsitzende soll Andrea Reithmayer werden, ehemals Vizerektorin für Finanzen der Universität für Bodenkultur. Als einfache ÖBB-Kontrollorin wieder in die Staatsbahn zurückkehren wird die ehemalige Siemens-Managerin und Wiener Finanzstadträtin Brigitte Ederer (SPÖ). Sie war als ÖBB-Präsidentin von Hofer Anfang 2017 rüde hinauskomplimentiert worden. Für die SPÖ dürfte es damit um einiges schwieriger werden, die grüne Ministerin in Sachen ÖBB zu kritisieren.

Viele Frauen

Neu ins Gremium kommen Wirtschaftsprüferin Elfriede Baumann (ehemals Ernst & Young) und die Umweltökonomin Angela Köppl (Wifo).

Für Kontinuität werden Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Hagelversicherung und zuletzt ÖBB-Vizepräsident, sowie Rechtsanwältin Cattina Leitner sorgen (beide auf ÖVP-Tickets). Und natürlich Herbert Kasser, mächtiger Sektionschef für Infrastrukturplanung und -finanzierung sowie Generalsekretär, der bereits vor ein paar Wochen in einer außertourlichen Hauptversammlung installiert worden war.

Kritisch sehen ÖBB-Auskenner die Berufung von Markus Himmelbauer. Seine Geschäftsführertätigkeit bei Wenzel Logistics sei schwer vereinbar mit dem ÖBB-Mandat. Wenzel Logistics sei Kunde der ÖBB-Gütersparte RCA und in Teilbereichen Konkurrent der RCA. (ung, 28.5.2020)