Es ist ein Begriff, der mit OnePlus wie kein anderer verbunden ist: "Flaggschiff-Killer". Smartphones, die Performance auf absolutem High-End-Niveau bieten, dabei aber deutlich günstiger als die Konkurrenten sind. Mit diesem Versprechen tritt OnePlus seit Jahren an. Oder, genauer gesagt: trat. Denn im Jahr 2020 ist plötzlich alles anders: Mit einem offiziellen Verkaufspreis von 899 Euro ist das OnePlus 8 Pro empfindlich teurer als seine Vorgänger. Zum Vergleich: Das OnePlus 7T Pro gab es noch um 759 Euro, das OnePlus 7 Pro lag gar bei 699 Euro – und einige der Vorgänger noch weit darunter.

Höhere Ansprüche

Neue Preisregionen, die natürlich auch den Blickwinkel auf das Preis-Leistungs-Verhältnis verschieben. Anders gesagt: OnePlus muss auch bei der Hardwareausstattung nachlegen, um in der Region der High-End-Geräte mitspielen zu können. Übliche Schwachpunkte wie das fehlende drahtlose Aufladen oder auch die oftmals mangelnde Kameraqualität sind auf diesem Niveau weniger leicht zu verzeihen. Und die gute Nachricht gleich vorab: OnePlus hat sich für sein neues Modell tatsächlich all dieser Themen angenommen. Ob mit Erfolg, soll im Folgenden geklärt werden.

Nur eine Option: Groß

Der erste Eindruck ist einer, der bei aktuellen Smartphones nicht selten ist: Das OnePlus 8 Pro ist ziemlich groß. Konkret sind die Eckdaten mit 165,3 x 74,3 x 8,5 mm angegeben, das Gewicht liegt bei 199 Gramm. Das Problem dabei: Im Gegensatz zu anderen Top-Smartphones gibt es keine vergleichbare, kleinere Version des Geräts. Zwar gibt es sehr wohl das handlichere OnePlus 8, dies hat aber auch sonst eine abgespeckte Hardwareausstattung. Für manche Interessenten mag das OnePlus 8 Pro an dieser Stelle also bereits durchgefallen sein.

Das OnePlus 8 Pro.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Vom Design her erinnert das OnePlus 8 Pro stark an ältere Samsung-Smartphones wie das Galaxy S10. Und das beinhaltet leider auch, dass man ein zweifelhaftes Feature von dort übernimmt, von dem sich Samsung mittlerweile selbst weitgehend verabschiedet hat: den seitlich stark abgerundeten Bildschirm. Das mag auf den ersten Blick interessant und futuristisch wirken, hat aber praktische Nachteile. Zunächst hält sich das Gerät dadurch noch schlechter, als es durch die glatten Oberflächen des Geräts ohnehin schon der Fall ist. Zudem verspricht zwar jeder Hersteller, dass man unabsichtliche Touches an der Biegung restlos ausfiltert, die Realität hält aber auch beim OnePlus 8 Pro diesem Versprechen nicht stand. Gut lässt sich dies etwa bei der Kameranutzung beobachten, wo schon durch das Halten des Geräts oft seitlich Touches festgestellt werden – und dann der Auslöseknopf blockiert ist.

Solide Verarbeitung

Generell ist die Verarbeitung des OnePlus 8 Pro sehr gut, durch die seitlichen Biegungen sind allerdings die Knöpfe etwas dünn und damit auch vergleichsweise scharfkantig geworden. Apropos: Eine gewohnte OnePlus-Spezialität ist der eigene Knopf zum Wechsel zwischen "Lautlos", "Vibrieren" und "Läuten". Ein von Fans zum Teil äußerst geschätztes Feature. Dass andere Hersteller dieses Feature nicht reihenweise kopiert haben, weist allerdings auch darauf hin, dass es für die breite Masse nicht gerade essenziell ist. Zur Kamera später noch mehr, was aber gleich auffällt: Das mittig angebrachte Modul steht relativ weit aus dem Gehäuse heraus, wodurch das Gerät nur schlecht aufliegt. Das stört nicht zuletzt, wenn man etwas Tippen will, während das Smartphone neben einem am Tisch liegt.

Sehr gutes Display

Zu den äußeren Abmessungen passend gibt es auch ein entsprechend großes Display. Die Bildschirmdiagonale ist mit 6,78 Zoll angegeben, dies bei einer Auflösung von 3.168 x 1.440 Pixel. Dies ergibt eine Pixeldichte von 513 PPI und ein Seitenverhältnis von 19,8:9. Auch die maximale Helligkeit des Amoled-Displays ist mit 1.300 Nits durchaus beeindruckend. Diese wird zwar nur kurz bei automatischer Helligkeitsanpassung in direktem Sonnenlicht erreicht, gerade in solche Umgebungen hilft es aber immens dabei das Geschehen am Display noch lesen zu können.

Oben links am Display ist ein Punchhole-Ausschnitt für die Frontkamera. Ebenfalls zu sehen ist der kleine Lautsprecher für Telefonie.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Ebenfalls mit dabei ist ein 120-Hz-Modus, den OnePlus im Gegensatz zu so manchem Konkurrenten auch von Haus aus aktiviert. Dessen Vorteile gegenüber dem klassischen 60-Hz-Modus wurden schon in anderen Tests ausführlich gewürdigt. Darum hier nur mehr kurz: Die höhere Bildwiederholrate führt dazu, dass gerade Scrollbewegungen wesentlich weicher wirken und rascher auf Touch-Eingaben reagiert wird. Wie stark man diesen Unterschied wahrnimmt, ist eine durchaus subjektive Angelegenheit. Wer es bemerkt, der will aber üblicherweise nicht mehr auf ein 60-Hz-Display zurückkehren.

Die Kehrseite

Zwei Dinge dazu noch, zunächst: Der 120-Hz-Modus verbraucht erheblich mehr Strom, insofern bietet OnePlus die Möglichkeit, auf 60 Hz zurückzukehren. Zudem wird beim OnePlus 8 Pro von Haus aus nicht die volle Auflösung genutzt, stattdessen gibt es "nur" 2.376 x 1.080 Pixel (FHD+). Im Gegensatz zu Samsung lässt man hier aber auch die Kombination aus höchster Auflösung und 120-Hz-Modus zu. Ebenfalls erfreulich ist der Autoweißabgleich, der ähnlich wie Apples True Tone und Googles Ambient EQ die Darstellung an das Umgebungslicht anpasst.

Das Display war bei OnePlus-Geräten in der Vergangenheit nicht immer eine der Stärken, das ist hier aber nun anders. Der Bildschirm des OnePlus 8 Pro ist tatsächlich sehr gut. Ganz kann man mit den Displays von Samsungs S20-Reihe aber trotzdem nicht mithalten. Diese wirken in Summe noch einen Ticken knackiger in der Darstellung. Kleine Abzüge gibt es zudem dafür, dass das Display bei niedriger Helligkeit zu Problemen bei der Schwarzdarstellung sowie einer Grünverfärbung neigt.

Die Kamera steht doch deutlich heraus.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Äußerst flott

Eine der traditionellen Stärken von OnePlus ist die Performance der Geräte, was nicht zuletzt daran liegt, dass jenseits von Google niemand seine Android-Smartphones ähnlich gut optimiert. Und auch das OnePlus 8 Pro ist in dieser Hinsicht kein Ausreißer: Mit seinem Snapdragon 865 und – je nach Modell – 8 oder 12 GB RAM (LPDDR5) ist es wieselflink.

Ganz generell sei allerdings angemerkt, dass ein Teil des positiven Rufs, den OnePlus in dieser Hinsicht genießt, auf geschickte Psychologie zurückzuführen ist. Die Geräte wirken nämlich auch deswegen so flott, weil der Hersteller die Timings der Animationen angepasst – also in dem Fall verkürzt – hat. Das wirkt zackiger, hat aber natürlich den Nachteil, dass der Sinn solcher Übergangsanimationen – einen visuellen Hinweis über die Vorgänge am Bildschirm zu liefern – in den Hintergrund gerückt wird. Was man in dieser Hinsicht bevorzugt, ist natürlich wieder einmal Geschmackssache. Zudem lässt sich solch ein Verhalten auch bei vielen anderen Android-Smartphones erzeugen, indem man in den Entwicklereinstellungen einfach die Timings für die Animationen anpasst.

Testlauf

Trotzdem muss klargemacht werden: Auch jenseits solcher Tricks ist das OnePlus 8 mit seinem im Vergleich zu den Android-Anpassungen anderer Hersteller relativ schlanken OxygenOS erfreulich flott. In Benchmarks zeigt sich dies natürlich nur begrenzt, da diese üblicherweise einfach die Leistung der CPU testen. Beim auf reale Arbeitslasten ausgelegten PCMark Work 2.0 erzielt das Gerät mit 11.340 Punkten aber einen sehr guten Wert.

Was zudem äußerst positiv auffällt: Das OnePlus 8 Pro kann sehr gut mit einer Maximalbelastung umgehen. So liefert es auch nach dem fünften Durchgang des 3DMark-Benchmarks noch das gleiche Leistungsniveau und wird dabei nur moderat warm. Zum Vergleich: Das Galaxy S20 Ultra war hier schon im zweiten Durchgang um gut 20 Prozent langsamer und ziemlich heiß geworden. Ganz generell ist das OnePlus 8 Pro auch eine Spur schneller bei 3DMark (7.132 Punkte) als das S20 Ultra (6.814 Punkte). Hier spielt der Snapdragon 865 seine Stärken im Vergleich zu Samsungs Exynos 990 aus.

Ein deutliches Foto-Upgrade

Die Kamera eines Smartphones ist für viele mittlerweile zu einem zentralen Entscheidungskriterium für einen Kauf geworden. Das weiß natürlich auch OnePlus und kann in dieser Hinsicht mit durchaus starker Hardware aufwarten. Als Hauptsensor kommt ein IMX689 von Sony zum Einsatz, der 48 Megapixel (f/1.7, 1,12 µm, OIS und EIS) bietet. Wie man es auch von anderen aktuellen Smartphones kennt, werden dabei aber von Haus je vier Pixel kombiniert – also 2x2 Binning –, um ein Bild zu erzeugen, woraus dann wieder eine 12-Megapixel-Aufnahme resultiert. Daraus ergibt sich eine effektiv höhere Lichtsensibilität im Vergleich zu klassischen Sensoren, und wer bei starken Lichtverhältnissen noch mehr Details haben will, der kann einfach die volle Lösung optional nutzen. So zumindest die Theorie.

Ein Schnappschuss mit dem OnePlus 8 Pro liefert ein sehr gutes Ergebnis.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Bei schwächer werdendem Licht lässt die Bildqualität deutlich nach, was sich vor allem an verschwommenen Details zeigt. Auch zu sehen: Die Kamera neigt zu Überstrahlungen durch externe Lichtquellen (in dem Fall durch das Licht, das durch das Wohnungsfenster hereinkommt)
Foto: Proschofsky / STANDARD
Ein Dreifach-Zoom-Foto mit dem OnePlus 8 Pro kann nicht überzeugen.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Zum Vergleich: dieselbe Aufnahme mit dem Pixel 4.
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In der Praxis liefert das OnePlus 8 Pro zwar immer wieder sehr gut Bilder, mit der Bildqualität eines aktuellen iPhones oder auch des Pixel 4 kann es aber in Summe trotzdem nicht mithalten. Und das scheint vor allem an der Software zu liegen. Immer wieder fallen im Hintergrund komplett verwaschene Details auf, in einigen Situationen haben sich die Aufnahmen gar in ein künstliches Etwas verwandelt, das mit dem Ausgangsbild nicht mehr viel zu tun hat. Und während die Kamera am Abend dank eigenem Nachtmodus zum Teil wirklich tolle Bilder liefert, hat sie unübersehbare Probleme mit Zwielicht. So gut manche der vom OnePlus 8 Pro produzierten Fotos auch sein mögen, im Endeffekt bleibt leider der Eindruck, dass man sich auf die Kamera des Geräts nicht wirklich verlassen kann – zu inkonsistent sind die Ergebnisse.

Zoom

Bei der zweiten Kamera handelt es sich um eine Telefoto mit 8-Megapixel-Sensor (f/2.44 und OIS). Deren Ergebnisse sind allerdings eher mittelmäßig. Dass man mit dem Periskopaufbau eines Galaxy S20 Ultra mithalten könnte, hatte ohnehin niemand erwartet, aber auch Googles Pixel 4 liefert im direkten Vergleich deutlich bessere Bilder. Offiziell verspricht OnePlus einen Hybrid-Zoom bis Faktor 3 und Digital-Zoom bis Faktor 30. Die Realität sieht natürlich anders aus: Bis zur dreifachen Vergrößerung sind die gebotenen Bilder noch gut, danach geht die Qualität aber rapide nach unten. Der Faktor 30 ist in etwa so realistisch wie der "Space Zoom" von Samsung, was heißt: viel Rauschen um nichts. Negativ fällt zudem auf, dass die Telefotokamera eine komplett andere Farbstimmung als die Hauptkamera bietet, diese sind also schlecht aufeinander abgestimmt. In Summe ist dieser Punkt sicher der größte Schwachpunkt im gesamten Kameraufbau des OnePlus 8 Pro.

Weitwinkel

Aber kommen wir zu Erfreulicherem und damit zur Ultraweitwinkelkamera. Diese liefert nämlich mit einem 48-Megapixel-Sensor (IMX586), f/2.4 und einem Bildwinkel von 119,7 Grad Ergebnisse, die zu den besseren im Smartphone-Umfeld gehören. Auch hier ist allerdings Samsung mit dem S20 Ultra wieder besser, sowohl was Farbgestaltung als auch Schärfe anbelangt. Gerade in den Randbereichen neigt die Weitwinkelkamera des OnePlus 8 Pro teilweise zu sichtbaren Farbverschiebungen und verwischten Details.

Gut gefällt dafür die Kamerasoftware von OnePlus, die unter anderem mit einem Pro-Modus glänzt, in dem die Nutzer viele Werte manuell festlegen können. Besonders positiv sticht zudem der Makromodus hervor, der es ermöglicht, Details deutlich näher und besser einzufangen, als es bei den meisten anderen Smartphones der Fall ist.

Die Weitwinkelkamera liefert generell sehr gute Ergebnisse, zu den Rändern hin werden dann aber bei näheren Objekten deutliche Verzerrungen sichtbar.
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Der Makromodus ist ein echtes Plus.
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Farbfilter mit Überraschung

Und dann gibt es noch eine Spezialität des OnePlus 8 Pro: Nämlich eine eigene Farbfilterkamera. Wozu diese verbaut wurde, bleibt größtenteils rätselhaft, ist sie doch tatsächlich nur für solche Filter zuständig. Zumindest ist ihr aber eine echte Kontroverse zu verdanken. Wie sich herausstellte, kann nämlich mit einem der Filter dank der Erfassung von Licht aus dem Infrarotspektrum durch dünnen Kunststoff oder auch Textil "gesehen" werden. Das ist prinzipiell auch keine Überraschung, dieser Effekt ist seit langem bekannt, gleichzeitig klappt das Ganze auch nur in wenigen Fällen. OnePlus hat zwischenzeitlich trotzdem angekündigt, diese Funktion mit einem kommenden Update zu beschränken, damit sie nicht missbraucht werden kann.

Vor allem mit dem Nachtmodus lassen sich am Abend wirklich hervorragende Aufnahmen erzielen.
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Keine Pop-up-Kamera mehr

Bleibt noch die Frontkamera, die nun mit einem Punchhole-Ausschnitt das Display im linken oberen Eck durchbricht. Vom Pop-up-Kamera-Konzept hat sich OnePlus also wieder verabschiedet. Das ist angesichts der mechanischen Komplexität so einer Lösung durchaus verständlich. Unerfreulich ist dieser Wechsel allerdings für jene, die die Frontkamera ohnehin nie benutzen – und jetzt wieder mit einem Punchhole leben müssen. Ach ja: Die Qualität der Aufnahmen der Frontkamera (16 Megapixel, f/2.45) ist übrigens gut, mehr aber auch nicht.

Die Akkulaufzeit: Es ist kompliziert

Kommen wir zu einem ganz anderen Thema: dem Akku. Dieser ist mit 4.510 mAh spezifiziert, fällt also erfreulich groß aus. Etwas komplizierter wird es dann bei der Beurteilung der daraus resultierenden Akkulaufzeit: Je nach Einstellungen variiert diese nämlich zwischen mittelmäßig und sehr gut. Das liegt vor allem am 120-Hz-Modus. Um das in Zahlen zu verdeutlichen: Bei 120 Hz und voller Bildschirmauflösung kommt das OnePlus 8 Pro im Akkutest von PCMark nur auf 10:25 Stunden, das ist sogar weniger als das in dieser Hinsicht gerne gescholtene Pixel 4 XL von Google (bei 90 Hz). Reduziert man hingegen die Auflösung von FHD+ und beschränkt sich auf 60 Hz, liefert das OnePlus 8 Pro plötzlich hervorragende 15:40 Stunden. Insofern haben die Nutzer es also ein gutes Stück weit selbst in der Hand, wie lange der Akku durchhält.

USB-C oder drahtlos: Das OnePlus lässt sich auf mehrere Arten laden – und zwar jeweils sehr schnell. Zumindest solange man den passenden Charger hat.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Drahtloses Laden

Mit dem OnePlus 8 Pro räumt der Hersteller ein lange kritisiertes Defizit an den eigenen Geräten aus: Endlich hält auch hier drahtloses Laden Einzug, und das gleich mit beeindruckender Geschwindigkeit. Dank 30 Watt Wireless Charging war das Smartphone bereits nach zehn Minuten bei 21 Prozent Ladung, nach einer halben Stunde waren es sogar bereits 56 Prozent.

Wer diese Geschwindigkeit haben will, muss sich allerdings auch den offiziellen Charger von OnePlus kaufen. Ob das gut investierte 70 Euro sind, ist aber eher zweifelhaft. Selbst wenn man einmal davon absieht, dass dieser beeindruckend hässlich ist, so bleibt doch die Absurdität, dass dieser mit einem Lüfter ausgestattet ist, um die hohe Wärmeentwicklung beim Schnellladen in den Griff zu bekommen. Und wenn es sonst ruhig ist, dann hört man den Lüfter natürlich deutlich. Für den Nachttisch ist das Ganze also eher nichts.

Viele Probleme

Dankenswerterweise hat OnePlus eine Funktion integriert, mit der sich die Ladegeschwindigkeit zu gewissen Zeiten reduzieren lässt. Dann stellt sich aber wiederum die Frage, ob es nicht gerade für solche Einsatzgebiete gleich besser ist, eine langsamere Ladestation zu kaufen, die ohne Lüfter auskommt. Immerhin hat man es ja in der Nacht meist nicht eilig mit dem Laden, und besser für die Langlebigkeit des Akkus ist es auch. Mit anderen Qi-kompatiblen Chargern liegt die Ladeleistung dann übrigens maximal bei 10 Watt.

Ein weiteres Problem des Wireless Chargers von OnePlus ist, dass er mit einem fix verbundenen Ladekabel kommt, das noch dazu ziemlich kurz ist. Eine spezielle Integration des Smartphones mit der Ladestation – wie sie etwa Google bei seinem Pixel Stand bietet – gibt es auch nicht. Bleibt zu hoffen, dass OnePlus für die nächste Generation seines Wireless Chargers noch deutlich nachbessert. Sehr schnell zu sein ist zwar nett, aber eben für so ein Gerät auch nicht der einzige relevante Faktor.

Drei Kameras plus eine Farbfilterkamera: das OnePlus 8 Pro.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Alternative

Natürlich kann das OnePlus 8 Pro auch wieder "normal" rasch aufgeladen werden – also via USB-C-Kabel. Auch hier gibt man 30 Watt Leistung an, und diese Behauptung bewahrheitet sich im Test. Das Aufladen mittels Kabel war nur marginal schneller als das drahtlose Laden. Das sollte jetzt aber nicht negativ klingen, immerhin war der Akku hier nach 45 Minuten schon bei 88 Prozent angekommen und nach etwas mehr als einer Stunde dann endgültig voll. Egal wie man es dreht und wendet: Das sind hervorragende Werte.

5G

Mittlerweile dürfte es sich herumgesprochen haben: Wer den Snapdragon 865 haben will, der muss auch das passende 5G-Modem nehmen. Also bietet das OnePlus 8 Pro nun 5G-Support – allerdings ohne den besonders flotten mmWave-Support. Die dafür notwendigen Antennen wurden nämlich aus Kostengründen weggelassen. Die Trauer darüber darf sich allerdings in engen Grenzen halten, immerhin haben weder in Österreich noch in Deutschland bisher überhaupt die Versteigerungen für die entsprechenden Frequenzbereiche stattgefunden. Insofern fällt man hier also um einen hochtheoretischen Teil einer schon sonst für die meisten angesichts der real kaum existierenden Netzabdeckung eher theoretischen Mobilfunktechnologie um. Ein verschmerzbarer Verlust.

Zu den weiteren Eckdaten gehört WLAN6-Support (2x2 MIMO), Bluetooth 5.1 wird ebenfalls unterstützt. Außerdem gibt es Dual-SIM-Support. Sehr erfreulich ist, dass das OnePlus 8 Pro endlich nach IP68 vor Wasser und Staub geschützt ist – ein oft kritisierter Schwachpunkt bisheriger Smartphones des Herstellers. Der lokale Speicherplatz der Geräte liegt je nach Modell bei 128 oder 256 GByte.

Ebenfalls mit dabei ist ein optischer Fingerabdrucksensor im Display. Dieser funktioniert zwar sehr flott und auch zuverlässig, die dadurch gebotene Sicherheit ist aber – sagen wir mal – "überschaubar". Lassen sich doch solche optischen Sensoren erheblich leichter austricksen, als es etwa bei den klassischen kapazitiven Sensoren oder auch bei der Ultraschalllösung von Samsung der Fall ist.

Software

Als Software kommt wie gewohnt OxygenOS zum Einsatz, also die Android-Variante von OnePlus – hier auf Android-10-Basis. Und es lässt sich nicht anders sagen: OxygenOS ist definitiv eine der besten Android-Varianten. OnePlus nimmt die Google-Vorlage, erweitert sie an einigen Stellen mit sinnvollen Extras, erspart sich aber grundlegende Umbauten oder endlose Gimmicks, wie sie bei vielen anderen Anbietern zu finden sind. Dieser Ansatz ist es auch nicht zuletzt, der OxygenOS deutlich schlanker wirken lässt, als es etwa die Software auf aktuellen Smartphones von Huawei oder Samsung ist.

Der Homescreen am OnePlus 8 Pro (links). Erfreulich ist, dass OnePlus die Gestensteuerung gut erklärt (Mitte). Ende Mai gab es ein größeres Softwareupdate, der Sicherheitspatch blieb dabei aber noch auf April.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Was allerdings etwas Sorge bereitet, ist die Richtung, in die sich die App-Auswahl des Hersteller entwickelt. So werden beim OnePlus 8 Pro sowohl Facebook als auch Facebook Messenger, Instagram und Netflix vorinstalliert. An anderer Stelle gibt es unerfreuliche App-Dopplungen. Während sich ein Teil davon noch durch die Google-Vorschriften für Hersteller erklären lässt, ist manches einfach nur unverständlich – etwa dass neben einem eigenen Dateimanager auch noch die Files-App von Google mitgeliefert wird.

Die gute Nachricht: Einige der von Haus aus eingerichteten Apps lassen sich restlos entfernen. Andere hingegen nicht. Besonders negativ fällt dabei einmal mehr Facebook auf, von dem versteckt auch einige Services installiert sind und im Hintergrund laufen. Über die Anzeige der installierten System-Apps in den Einstellungen lassen sich aber auch diese zumindest deaktivieren.

Makel

Die von OnePlus selbst gestalteten Apps sind durchwegs eher schlicht gehalten, was nicht unbedingt ein Nachteil ist. An ein paar Stellen hätte man aber durchaus gesprächiger sein können. So fragt der Recorder beim ersten Start gleich mal nach der Telefonieberechtigung – ohne je zu erklären, wozu er diese benötigt. Und noch ein Kritikpunkt: Im Vergleich zu anderen aktuellen Smartphones fehlt beim OnePlus 8 Pro weiter ein Always-on-Display, das auch im inaktiven Zustand laufend zentrale Informationen wie Uhrzeit, Alarm oder Benachrichtigungen anzeigt.

Updates: Halb gut, halb nicht ganz so gut

Viel Lob hat OnePlus zuletzt dafür bekommen, dass man zu den schnellsten Herstellern gehört, wenn es um die Auslieferung neuer Android-Generationen geht. Und das ist auch richtig, aber leider nur ein halber Teil der Wahrheit. Denn in Hinblick auf Sicherheitsaktualisierungen zeichnet sich ein anderes, deutlich weniger erfreuliches Bild. Generell garantiert OnePlus keine monatlichen Update, sondern legt sich nur auf eine entsprechende Aktualisierung alle zwei Monate fest. Dass das Testgerät erst Ende Mai ein Update auf den Security Patch von April bekommen hat, passt dann in dieses Bild. Nicht nur Google, sondern auch Dritthersteller wie Samsung liefern in dieser Hinsicht wesentlich bessere Arbeit ab.

Das OnePlus 8 Pro gibt es in den Farbvarianten "Onyx Black", "Glacial" und "Interstellar Glow".
Foto: Proschofsky / STANDARD

Fazit

Was bleibt, ist ein ziemlich starkes Smartphone: Das OnePlus 8 Pro ist nicht nur äußerst flott, es hat auch ein sehr gutes Display, und der Hersteller hat einige langjährige Defizite ausgeräumt, Stichworte: drahtloses Laden und IP68-Zertifizierung. Und mit einem Preis von 899 Euro ist man dann trotzdem noch immer ein Stück billiger als so mancher Konkurrent im High-End-Feld.

Das ändert aber nichts daran, dass man damit nun ein Preissegment erreicht hat, das für manch langjährige Fans der Marke schlicht zu hoch sein dürfte. Das dürfte auch dem Hersteller selbst langsam dämmern, also hat man vor kurzem bestätigt, dass derzeit wieder ein günstigeres OnePlus-Smartphone in Entwicklung ist. Insofern könnte sich das Warten auf Herbst für manche Fans der Marke durchaus auszahlen. (Andreas Proschofsky, 4.6.2020)