Jesse Marsch ist bei Salzburg für die Aufstellung zuständig.

Foto: APA/BARBARA GINDL

Ronivaldo (li.) ist bei Lustenau für die Tore zuständig.

Foto: APA/DIETMAR STIPLOVSEK

Cupfinal-Ticker: RB Salzburg vs. SC Austria Lustenau, Fr., 20.45 Uhr

Leo Windtner, der Präsident des österreichischen Fußballbundes, wird seinen Job professionell ausüben. Am Freitag, kurz nach 22.30 Uhr (sofern es keine Verlängerung gibt), wird er im Wörthersee-Stadion einen 70 Zentimeter hohen und zwölf Kilogramm schweren Pokal überreichen. An den Kapitän von Red Bull Salzburg oder jenen von Austria Lustenau. Die Wahrscheilichkeit, dass es ich um den des Titelverteidigers namens Andreas Ulmer handelt, ist nicht gerade gering. Windtner möchte den Abstand im Ausmaß eines Babyelefanten strikt einhalten. "Dieses Cupfinale wird jedenfalls in die Geschichte des österreichischen Fußballs eingehen." Schuld daran ist Corona.

Nur 200 Personen dürfen anwesend sein, Spieler, Betreuer und Windtner inklusive. Die Sieges- und die Trauerfeier unterliegen strengen Regeln, die obligatorische Bierdusche ist gestrichen, Bernhard Neuhold, Geschäftsführer des ÖFB und live dabei, sagt: "Wir wollen den Spagat schaffen zwischen einer würdigen Finalveranstaltung und der Einhaltung der aktuellen Regeln im Umgang miteinander. Das ist kein Selbstläufer, ich glaube aber, dass man mit einem Stück weit Kreativität Möglichkeiten findet."

Salzburg war in den vergangenen neun Jahre siebenmal im Finale und sechsmal erfolgreich. Im Fall des siebenten Streichs wären die Emotionen wohl überschaubar. Zweitligist Lustenau stand 2011 im Endspiel, unterlag Ried 0:2. Bei einem mittelgroßen Wunder könnten die Corona-Regeln verletzt werden. "Salzburg ist da wahrscheinlich abgebrüht, aber wenn es umgekehrt ist, weiß ich nicht, ob sich dann alle im Zaum halten können. Das würde ich jetzt nicht garantieren wollen, Bewusstsein und Bemühen sind aber auch bei uns vorhanden", sagt Lustenaus Sportvorstand Bernd Bösch.

Im Auto sitzen

Laut Salzburgs kaufmännischem Geschäftsführer Stefan Reiter erfordern "besondere Situationen besondere Lösungen". Also wurde daheim auf der Open-Air-Fläche des Messegeländes ein Autokino mit 200 Stellplätzen aufgebaut. "Vielleicht wird man sich in vielen Jahren daran erinnern." In Lustenau wurde ein Public Viewing angedacht und gleich wieder vergessen. Bösch: "Zu viele Risiken. Wir sind einfach nur froh, Fußball spielen zu dürfen."

Zum Sportlichen: Der Vergleich "David gegen Goliath" ist zwar lähmend, er passt aber. "Wir leben im Profifußball für Titel", sagt Salzburgs Trainer Jesse Marsch. Für den 46-jährigen US-Amerikaner wäre es der erste mit den Bullen, er trat ja erst im Sommer die Nachfolge von Marco Rose an. Mit einem Selbstläufer rechnet Marsch nicht. "Wir sind Favorit, aber der Cup hat eigene Regeln, da kann alles passieren, wir müssen bereit sein für verrückte Momente."

Hoffnungsträger aus Brasilien

Für Verrücktheiten ist Roman Mählich, der Trainer der Vorarlberger, zuständig. In der zweiten Liga sind die Lustenauer nur Siebente, Hoffnungsträger ist Stürmer Ronivaldo aus Brasilien. Der 31-Jährige führt die Cup-Schützenliste (sieben Tore) ebenso an wie jene der zweiten Liga (16). Mählich sagt: "Wenn Salzburg das Topniveau erreicht, wird unsere Bestleistung nicht reichen. Wir sind uns bewusst, dass viel davon abhängen wird, was Salzburg zulässt. Es gibt aber immer wieder Sensationen."

Und es gab bereits Cupsieger aus der zweiten Leistungsstufe. 1988 Kremser SC, 1991 Stockerau (2:1 gegen Rapid), 2001 FC Kärnten. 2013 schlug sogar ein Drittligist zu. Der FC Pasching demütigte die Wiener Austria mit 1:0. (Christian Hackl, 28.5.2020)

85. Finale des ÖFB-Cups, Freitag

Red Bull Salzburg – SC Austria Lustenau
Klagenfurt, Wörthersee-Stadion, 20.45 Uhr, live ORF 1, SR Muckenhammer

Mögliche Aufstellungen:

Salzburg: Stankovic – Vallci, Ramalho, Wöber, Ulmer – Ashimeru, Bernede, Junuzovic, Szoboszlai – Daka, Hwang

Ersatz: Coronel – Farkas, Onguene, Camara, Okafor, Berisha, Koita, Adeyemi

Es fehlen: Mwepu (gesperrt), Okugawa, Kristensen (beide Muskelverletzung im Oberschenkel)

Lustenau: M. Stumberger/Eres – Lageder, Feyrer, D. Stumberger, Schilling – Freitag, Tiefenbach – Mayer, Grabher, Ranacher – Ronivaldo

Ersatz: Eres/M. Stumberger – Grujcic, Wallace, Steinwender, Osmani, Avramovic, Reyes, Katnik

Es fehlen: Schierl (gesperrt), Eler (Knieverletzung), Berger (Sprunggelenksverletzung)

Weg ins Finale:

Salzburg:
1. Runde: 7:1 (a) SC/ESV Parndorf (Burgenland-Liga)
2. Runde: 2:1 (0:0) n.V. (a) SK Rapid
Achtelfinale: 5:0 (a) ASK Ebreichsdorf (Regionalliga Ost)
Viertelfinale: 3:0 (a) SKU Amstetten (2. Liga)
Halbfinale: 1:0 (h) LASK

Lustenau:
1. Runde: 5:0 (a) ATSV Stadl-Paura (Regionalliga Mitte)
2. Runde: 2:1 (1:1) n.V. (h) FAC (2. Liga)
Achtelfinale: 3:2 (a) Union Gurten (Regionalliga Mitte)
Viertelfinale: 2:2 n.V., 5:4 i.E. (h) WSG Tirol
Halbfinale: 1:0 (h) FC Wacker Innsbruck (2. Liga)