Die Spiele mögen beginnen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Mit dem Finale im ÖFB-Cup wird am Freitag die für knapp drei Monate ausgesetzte Saison im österreichischen Profifußball fortgesetzt. Schon für das Duell zwischen Titelverteidiger Red Bull Salzburg und Zweitligist Austria Lustenau im Wörthersee-Stadion gilt das 24 Seiten umfassende Präventions- und Hygienekonzept der Bundesliga. Das Gesundheitsministerium stimmte am 12. Mai der baldigen Wiederaufnahme des Spielbetriebs zu. Die insgesamt 63 noch ausstehenden Partien in der Ersten Liga werden ab Dienstag, dem 2. Juni, ausgespielt. Von der Möglichkeit, ab 1. Juli wieder vor einigen wenigen Zusehern in den Stadien zu spielen, macht die Meisterschaft, die am 4./5. Juli finalisiert werden soll, allerdings aus organisatorischen Gründen noch nicht Gebrauch.

Teilnehmer und Testmanagement

Maximal 200 Personen sollen bei den restlichen Spielen dieser Saison im Einsatz sein. Sie werden in drei Gruppen unterteilt: Die rote Gruppe bestehend aus maximal 75 Personen umfasst Spieler, Schiedsrichter, Trainer, medizinisches Personal und Teammanager, also alle, die die Abstandsregeln nicht einhalten können. Zur orangen Gruppe (50) zählen etwa Ordner, Mitarbeiter der TV-Produktion und Fotografen, zur gelben Gruppe (75) andere Journalisten und Offizielle.

Mitglieder der roten Gruppe sollen Kontakte mit haushaltsfremden Personen vermeiden, keine öffentlichen Verkehrsmittel nutzen sowie den Gesundheitszustand von Kontaktpersonen und sich selbst genau beobachten. Sie müssen ein "Gesundheitstagebuch" führen und sich einmal pro Woche einem PCR-Test unterziehen.

Folgen eines positiven Testresultats

Eine positiv auf Corona getestete Person kann nicht mehr am Spielbetrieb teilnehmen. Der medizinische Verantwortliche des jeweiligen Klubs muss informiert und eine Selbstisolation angetreten werden. Es sind zudem die Gesundheitsbehörden und die Bundesliga zu informieren.

In Kenntnis gesetzt werden auch alle Kontaktpersonen der roten Gruppe, eventuell auch die entsprechenden Mitglieder des gegnerischen Teams, sofern 48 Stunden vor Auftreten der Symptome bzw. dem Vorliegen eines positiven Tests ein Kontakt erfolgte. An diese Personen ergeht die Aufforderung zur Selbstisolation. Das Verlassen der eigenen vier Wände ist für sie dann nur noch für Trainings und Spiele erlaubt. Bei allen Kontaktpersonen der roten Gruppe werden zusätzliche PCR-Tests durchgeführt.

Ins Stadion, auf dem Rasen und auf der Bank

Spielern und Trainern wird die Anreise mit dem eigenen Pkw empfohlen, bei Busreisen gilt die Mund-Nasen-Schutz-Pflicht. Die Aufenthaltsdauer in den ständig zu reinigenden Kabinen ist auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren, angrenzende, freie Räumlichkeiten sind als zusätzliche Umkleidemöglichkeiten zu nutzen, und der Mindestabstand von einem Meter ist zu gewährleisten, auch im Spielertunnel.

Das Einlaufen erfolgt zeitlich getrennt, es gibt keine Begleitung durch Kinder. Die Mannschaften stellen sich nicht wie gewohnt zur Begrüßung auf, es gibt kein Abklatschen oder Shakehands mit den Referees. Auf der Bank muss der Abstand von einem Meter eingehalten werden, notfalls dadurch, dass Ersatzspieler auf der Tribüne Platz nehmen.

Ballkinder, Torjubel und Schiedsrichter

Pro Spiel sind maximal fünf sogenannte Ballkinder eingesetzt, deren Hauptaufgabe vor allem in der Desinfektion der Bälle besteht. Die Ballkinder müssen symptomfrei sein und, sollten sie minderjährig sein, das Einverständnis ihrer Eltern für die Teilnahme im Stadion haben.

Rund um das Spielfeld werden mindestens 20 Bälle aufgelegt. Beim Torjubel soll Körperkontakt, "wenn unbedingt nötig", ausschließlich über Ellbogen oder Füße erfolgen. Es wird empfohlen, beim Jubeln einen Meter Abstand zu halten.

Die Schiedsrichter haben bei zu engem Körperkontakt unter den Spielern keine Sanktionsmöglichkeiten wie gelbe Karten. Allerdings ist "übertriebener Torjubel" schon bisher zu ahnden. Fingerspitzengefühl ist gefragt – auch ohne Berührung.

Drei Wechsel für fünf Wechselspieler

Die einzige spezifische Regeländerung betrifft das Wechselkontingent. Bis Saisonende sind fünf statt nur drei Wechsel pro Spiel und Mannschaft möglich. Grund dafür sind die zu erwartenden hohen Belastungen durch die insgesamt 63 Spiele bis Anfang Juli.

Nach den Vorgaben der internationalen Regelbehörde (IFAB) kann zwar die Anzahl der Wechsel erhöht werden, die Anzahl der Wechselvorgänge bleibt mit drei jedoch unverändert, um Zeitschinden zu verhindern. Es können also zur Ausschöpfung des maximalen Kontingents einmal ein und zweimal zwei Wechsel durchgeführt werden. Fünf Wechselvorgänge bieten nach Ansicht der IFAB, die auf Antrag des Weltverbandes Fifa entschied, zu viele Möglichkeiten, einfach Spielzeit verstreichen zu lassen.

Profifußball im Freiluftlabor

Bei Meister Red Bull Salzburg wird eine wissenschaftliche Studie zu einem umfangreichen Contact-Tracing in Auftrag gegeben. Gemeinsam mit der Paracelsus-Universität in Salzburg und mit Unterstützung von weiteren Vereinen sollen einschlägige Daten und Erkenntnisse gesammelt und mit dem Gesundheitsministerium geteilt werden. Sie sollen allgemeine Rückschlüsse für die weitere Vorgehensweise in verschiedensten Bereichen, etwa für die Öffnung von weiteren Mannschaftssportarten zulassen.

Jürgen Herfert, der Teamarzt von RB Salzburg und also einer der zentralen Experten für die anstehende Studie, hält den Fußball übrigens für einen der sichersten Arbeitsplätze in Zeiten von Corona. Die bisherigen Tests bei den österreichischen Bundesligisten zeitigten kein positives Ergebnis. (Auflage: Sigi Lützow, 29.5.2020)