Auf Abstand: Analoge Veranstaltungen soll es auch heuer in Salzburg geben. Die Details hängen aber noch von den rechtlichen Grundlagen ab – gestreamt werde auf jeden Fall.
Foto: Mira Turba

Normalerweise besuchen jährlich etwa 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus über 50 Ländern die Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg. Normalerweise finden die jährlich 20 angebotenen Kurse an den fixen Standorten der Festung Hohensalzburg und des Steinbruchs Untersberg in Fürstenbrunn sowie an diversen öffentlichen Plätzen in der Stadt statt. Und normalerweise vermitteln Künstler und Künstlerinnen – viele von ihnen von internationaler Bekanntheit – vor Ort Workshops neben Malerei und Skulptur auch Performance, Video, Textarbeit, Druckgrafik und Installation.

Normalerweise gibt es dieses Jahr aber kaum. Aufgrund der aktuellen Lage war – wie vielen anderen Veranstaltern – für das Team um Direktorin Hildegund Amanshauser zunächst nicht klar, ob die Sommerakademie diesen Sommer überhaupt abgehalten werden kann. "Dass sie aber in irgendeiner Form stattfinden muss", dafür kämpften sie von Anfang an, so Amanshauser.

Nun kann das diesjährige Programm der 1953 von Oskar Kokoschka als "Schule des Sehens" gegründeten Einrichtung zum planmäßigen Termin von 10. bis 22. August (der Kurs am Steinbruch beginnt schon am 26. Juli) stattfinden. Wenngleich in abgewandeltem Format, so Amanshauser. Anders als normalerweise.

Inhaltlich mussten die Kunstweiterbildungskurse adaptiert und an die aktuellen Sicherheitsmaßnahmen, wie den ausreichenden Abstand, angepasst werden. Aus diesem Grund werden viele der Kurse erstmals rein online stattfinden, erklärt Amanshauser. Dabei wandern aber nur Kurse, die mit Medien wie Text, Video oder Fotografie arbeiten und dafür auch prädestiniert sind, gänzlich in den digitalen Raum ab.

Die Mischung macht es möglich: Kurse zu Video-, Film- und Textgestaltung werden großteils online oder als hybride Formate abgehalten.
Foto: Mira Turba

Digital als Chance

So wird beispielsweise der Kurs der Künstlerinnen Bani Abidi und Priya Sen über den Bildschirm stattfinden. Die entstehenden Kunstwerke werden auch nur solche sein, die auf einem Endgerät oder im Internet erarbeitet werden. Voraussetzung: Laptop, Kamera, Smartphone und Stativ. Auch die Videokünstlerin Eli Cortiñas, deren Kurs sich mit digitaler Montage beschäftigen und auf Online begrenzt sein wird, arbeite schon lange mit dem Thema. Digital werde hier als Chance erkannt.

"Ein Format für die Zukunft", nennt es Amanshauser, weil es so Interessierten, die nicht vor Ort sein können, ebenfalls eine Teilnahme ermöglicht. Problematisch dar an sei aber die Tatsache, dass viele Studierende keine ausreichend gute Internetverbindung haben. "Somit werden Menschen auch durch das reine Online-Angebot ausgeschlossen", gibt sie zu bedenken.

Klassische Workshops, wie zu Malerei und Skulptur, wird es analog in Kleingruppen – und mit ganzem Körpereinsatz geben.
Foto: Mira Turba

"Keine einfachen Zoom-Sitzungen"

Hier schafft eine weitere Neuerung Abhilfe:_Kurse in hybrider Form. Also als eine Mischform aus analoger und digitaler Vermittlung sowie künstlerischer Umsetzung.

So wird beispielsweise der Workshop der Künstlerin Nadira Husain "Was macht eine Welt aus? – Ein Horizont" teils als Kurs auf der Festung Hohensalzburg in gewohnter Manier und teils online umgesetzt. Dabei soll es sich aber nicht nur um einfache Zoom-Sitzungen handeln, versichert Amanshauser, sondern es sollen auch andere Formate und Plattformen miteinbezogen werden. Ebenso wird der Kurator Nicolaus Schafhausen kuratorische Praxis und Theorie als Hybrid vermitteln. Die Klassen vor Ort werden auf eine Maximalanzahl von zehn Personen reduziert. Online ist der Platz ebenfalls begrenzt.

Von den ursprünglich geplanten 19 Kursen, stehen jetzt noch elf im Programm für den Sommer 2020. Dies liege primär daran, dass viele der eingeladenen Künstler aus dem Ausland angereist wären, dies aber jetzt nicht können. Viele mussten ihre Seminare absagen, manche konnten ihr Programm nicht auf Online über tragen, so Amanshauser. Die zu erwartende Teilnehmerzahl und das reduzierte Kursangebot werden sich aber gut ergänzen.

Analoges bleibt klassisch

Drei Kurse bleiben übrig und werden ausschließlich analog umgesetzt, da sie sich mit klassischen Kunstformen beschäftigen und die Präsenz vor Ort brauchen.

Hier konnten vorwiegend in Österreich und Deutschland lebende Kunstschaffende gewonnen werden. So werden Noële Ody und Toni Schmale einen Kurs zu Skulptur und Installation abhalten, Tobias Pils zu Malerei, und das Trio Cäcilia Brown, Anna Hofbauer und Mikkel Holm Torp wird mit den Teilnehmenden bildhauerisch vor Ort als Gruppe arbeiten.

Das ist normalerweise auch so. (Katharina Rustler, 30.5.2020)