Viel wurde zuletzt über David Alaba berichtet, viel wurde spekuliert. Ob er bei den Bayern bleibt, weiß aktuell vielleicht nicht einmal er selbst. Trainer Flick (re) möchte ihn jedenfalls halten.

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Wien/München – Der FC Bayern muss sich beim Bemühen um eine Vertragsverlängerung mit David Alaba offenbar weiter strecken. Auf die Frage, ob die Münchner früher die achte deutsche Meisterschaft einfahren oder sein Arbeitspapier ausdehnen würden, sagte Alaba im ZDF-Sportstudio: "Keine Ahnung, aber vielleicht die achte deutsche Meisterschaft."

Der deutsche Rekordmeister braucht noch höchstens drei Siege aus fünf Spielen für den 30. Titel. Die Verhandlungen mit dem 72-fachen ÖFB-Teamspieler, dessen Vertrag bis 2021 läuft, stocken seit geraumer Zeit – es geht wohl ums Geld. Außerdem könnte der 27-Jährige nach zehn Profijahren in München ein Wechsel in eine andere Topliga reizen. Als möglicher Interessent galt unter anderen stets der FC Barcelona.

Bei Sky bejahte Alaba nach dem 5:0 (3:0) gegen Fortuna Düsseldorf die Frage, ob er sich vorstellen könne, weiter beim FC Bayern zu spielen. Momentan will der gelernte Linksverteidiger "den Fokus aufs Wesentliche legen". Und weil er als Abwehrchef der Bayern glänzt, erntet er viel Lob, so zum Beispiel von Bayern-Trainer Hans-Dieter "Hansi" Flick oder auch Sky-Experten Lothar Matthäus.

Eine Deadline für die Gespräche gebe es nicht, betonte er, "da wird sich sicher die nächsten Wochen zeigen, wie es weitergeht. Aber es ist alles ruhig." Also verlängert er? "Schaun mer mal", sagte Alaba im Stile Franz Beckenbauers und lachte.

Neue Rekorde nach Bayern-Gala

Am Samstag hatten die Bayern mit der 5:0 (3:0)-Gala gegen eine bedauernswerte Fortuna Düsseldorf erneut eindrucksvolle Bestmarken aufgestellt: Der Trainer übertraf mit seinem 22. Sieg im 25. Pflichtspiel den Klub-Rekord eines gewissen Pep Guardiola, 86 Treffer nach 29 Runden sind unerreicht, 0,64 Gegentore pro Spiel unter Flick europaweit spitze.

Der deutsche Rekordmeister spielte sich phasenweise in einen Rausch – und Robert Lewandowski beseitigte mit seinen Saisontreffern Nummer 28 und 29 (43., 50.) einen kleinen Makel: Der Pole hat jetzt gegen alle 18 aktuellen Erstligisten getroffen. Der vielleicht entscheidende Impuls dafür kam von Flick. "Ich habe ihm gesagt, das soll er schleunigst ändern", sagte Flick über die bisherige Lücke in der herausragenden Bilanz des Toptorjägers – "und das hat er gemacht."

Und zwar mit traumhaften Toren: Das erste leitete "Lewa" mit der Ferse selbst ein, das zweite erzielte er auf eben diese Art. Ein Eigentor von Mathias Jörgensen (15.), Benjamin Pavard (29.) und der erneut wie aufgedreht spielende Alphonso Davies (52.) besorgten den Rest. Flick war "stolz" auf sein Team.

Grenzenloser Optimismus

Nicht nur für Bundestrainer Joachim Löw steht fest: "Die Bayern lassen sich diesen Vorsprung nicht mehr nehmen." Doch die Schale soll nur der Anfang sein. Ur-Bayer Bastian Schweinsteiger traut seinem Ex-Klub "alles" zu. "Auch im europäischen Vergleich ist es eine Supermannschaft", sagte er der FAZ, "sie können die Champions League gewinnen."

Das sieht Ehrenpräsident Uli Hoeneß ähnlich. "Ich glaube, dass wir an der Schwelle zu einer neuen, tollen Generation sind", sagte er im BR und schloss den umworbenen Leroy Sane (Manchester City) bereits in seine Gedanken ein: "Wir haben mit Joshua Kimmich, Niklas Süle und hoffentlich David Alaba, Thiago und auch Leroy Sane eine junge, entwicklungsfähige Mannschaft. Ich kann mir gut vorstellen, wenn alles optimal läuft, dass bei Bayern München gerade eine neue Ära beginnt."

Havertz wohl (noch) kein Thema

Ausnahmetalent Kai Havertz (Bayer Leverkusen) wird diese aber wohl nicht prägen. "Sportlich würde ich ihn gerne in München sehen", sagte Hoeneß, "aber Stand heute kann ich es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass Havertz kommt."

So oder so – die Bayern sind zu Großem fähig. "Es ist noch einiges zu spielen", sagte Flick über die Triple-Jagd, "aber wir haben eine gute Ausgangsposition." In Leverkusen, im Pokal-Halbfinale gegen Frankfurt und gegen Gladbach warteten "schwierige Spiele", meinte Joshua Kimmich, "da wollen wir nochmal nachlegen." Dass dies gelingen wird, bezweifelt keiner in der "Mia san mia"-Fraktion. "Man sieht, wie ehrgeizig und hungrig wir sind, dass wir kein Stück nachlassen", sagte Alaba.

Fortuna in Bedrängnis

Bei der "auseinandergesägten" Fortuna (Sportvorstand Lutz Pfannenstiel nach seinem letzten Spiel bei Sky) gehen die Blicke nach unten. Trainer Uwe Rösler sah "einen Klassenunterschied" und monierte, seine Elf habe "ein bisschen Kredit verspielt". Sollte Bremen sein Nachholspiel gegen Frankfurt gewinnen, würde die Fortuna auf Abstiegsplatz 17 rutschen. Doch Rösler meinte: "Die Mannschaft ist bis jetzt immer zurückgekommen."(sid, red, 31.5.2020)