Roland Berger hatte die Rolle seines Vaters in der NS-Zeit verteidigt.

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München/Berlin – Der deutsche Unternehmensberater Roland Berger war im vergangenen Jahr wegen der NS-Vergangenheit seines Vaters unter Druck geraten. Jetzt nimmt ihn ein prominenter Historiker in Schutz. Bergers Vater habe kein Blut an den Händen, "er war kein Täter", schreibt der Publizist und Historiker Michael Wolffsohn in einem Gastbeitrag für Welt am Sonntag.

Und Roland Berger selbst habe die Rolle seines Vaters während der NS-Zeit auch nicht wissentlich beschönigt. Das Handelsblatt hatte Roland Berger im vergangenen Jahr vorgeworfen, die Rolle seines Vaters, Georg Berger, während der NS-Zeit verharmlost und idealisiert zu haben. Roland Berger kündigte daraufhin an, dass er unter anderem Wolffsohn beauftragt habe, "reinen Tisch zu machen und alles aufzuklären".

Wolffsohn hat die Vorwürfe geprüft und beschreibt Georg Berger stattdessen als "Profiteur, der die Funktionsweise des NS-Systems nicht verstand oder nicht verstehen wollte, darüber 1942 stolperte und schließlich erhebliche Nachteile in Kauf nehmen musste: Quasi-Verbannung aus Wien, Gestapohaft und Arbeitsverbot. Im Sommer 1944 wurde er von der NSDAP ausgeschlossen."

Seit 1931 in der NSDAP

Laut Handelsblatt war Georg Berger 1931 in die NSDAP eingetreten und von 1936 bis 1939 Reichskassenverwalter der Hitler-Jugend gewesen. Anschließend sei er Generaldirektor einer "arisierten" Backfabrik geworden und habe in einer beschlagnahmten Villa gewohnt. 1931, das war jedenfalls noch zwei Jahre vor der Machtergreifung der NSDAP unter Adolf Hitler.

Der Bericht hatte damals hohe Wellen geschlagen. So musste die Roland-Berger-Stiftung eine geplante Verleihung ihres Preises für Menschenwürde verschieben. Der polnische Bürgerrechtler Adam Bodnar, der den Preis im Jüdischen Museum in Berlin erhalten sollte, hatte erklärt, er nehme die Auszeichnung wegen der Zweifel an Bergers Rolle im Nationalsozialismus nicht entgegen.

Roland Berger hatte seinen Vater in Interviews als moralisches Vorbild beschrieben, der 1938 aus Protest gegen die Pogrome aus der Partei ausgetreten sei und unter Lebensgefahr gezeigt habe, "mit mir nicht". Dem "Handelsblatt" sagte er nach Erscheinen des Berichts, er habe die Gestapo-Durchsuchungen als kleiner Bub erlebt. Sein Bild vom Vater stamme auch aus Erzählungen in der Verwandtschaft. Es sei wohl "Selbstbetrug, den ich mir da habe zuschulden kommen lassen". (APA, 31.5.2020)