Die LASK-Führung um Präsident Siegmund Gruber (re), Vize Jürgen Werner und Trainer Valerien Ismael (li) muss gut abwägen, um aus dem Schlamassel möglichst ohne längerfristige Imageschäden herauszukommen.

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Ab Mittwoch wird in der Bundesliga-Meisterrunde um den Titel gekickt. Der LASK, der im Grunddurchgang dominierte, beginnt statt mit drei Zählern Vorsprung mit drei Zählern Rückstand auf Titelverteidiger Red Bull Salzburg. Mit dem Punkteabzug wurden die Linzer dafür bestraft, dass sie zumindest vier Mannschaftstrainings zu einem Zeitpunkt abhielten, als nur Kleingruppentrainings ohne Körperkontakt erlaubt waren. Nun hat der LASK zwei Wochen Zeit, das Protestkomitee anzurufen. Angekündigt hat er das schon. Sollte er sich hernach auch noch an das Ständige Neutrale Schiedsgericht wenden, wäre mit einem endgültigen Urteil erst im August zu rechnen. Es ist nicht auszuschließen, dass der Meister und auch die Europacupteilnehmer weit nach Saisonende feststehen. Frage: Soll der LASK sich und dem österreichischen Fußball diesen Einspruch tatsächlich antun?

PRO: L-ieber A-ufregen S-tatt K-almieren

von Thomas Hirner

Einspruch, Euer Ehren! Nicht nur vor Gericht lässt man allerhand nicht gelten, auch im Falle einfacher Organmandate für falsches Parken oder richtiges Fahren wird nicht selten Einspruch eingelegt, auch wenn die Höhe der Strafe weder den gesetzlichen Rahmen noch die Kapazität der eigenen Börse sprengt. Einspruch als und aus Prinzip.

Im Falle des LASK geht es dann aber doch um einiges, stehen doch der erste Meistertitel seit 1965, eine günstigere Ausgangsposition für das internationale Geschäft, Prestige und nicht zuletzt wesentliche Einnahmen auf dem Spiel. Im Duell mit Red Bull Salzburg, oder im Dreikampf mit den Bullen und Rapid könnte am Ende aber jeder Punkt entscheidend sein. Nicht auszudenken, wenn man durch Verzicht eines Einspruchs die Chance ausgelassen hätte, Strafmilderung zu erfahren, und am Ende etwa ein möglicherweise noch zu erschindender Punkt zum Glück fehlt.

Dass die Linzer durch vier unerlaubte Mannschaftstrainings gegen das hoch gehaltene Fairplay des Sports verstoßen haben, wiegt natürlich schwer. Ebenso, dass sie die Maßnahmen in Zusammenhang mit den Coronavirus-Bestimmungen auf die leichte Schulter genommen haben, obwohl sie als Protagonisten im Rampenlicht in gewisser Weise einer Vorbildrolle verpflichtet sind. Doch der Vorteil, den sich die Athletiker durch gemeinsames Spiel verschafft haben, wird trotz noch so lauter Anklagerufe der Konkurrenz höchst bescheiden bleiben, weil keiner der Profis in der doch schon langen Pause in drastischem Maße an ballesterischem Vermögen eingebüßt haben wird. Und etwaige Defizite bereits von allen wieder aufgearbeitet wurden.

Eine Herabsetzung der Strafe auf Abzug von lediglich drei Punkten mag bei Abwägung des Vergehens zu gering und nicht wahrscheinlich erscheinen. Ein Verzicht eines Einspruchs wäre eine noble Geste und ein Katalysator für die abgestürzten Sympathiewerte, aber auch eine verpasste Chance. (Thomas Hirner, 1.6.2020)

KONTRA: L-ieber A-bmarsch S-tatt K-reuzzug!

von Fritz Neumann

Manchmal ist es nicht das schlechteste Zeichen, wenn sich alle aufregen. Jedenfalls geht ein tiefer Graben durch Fußball-Österreich. Die eine Hälfte ist empört, weil der LASK eine allzu milde Strafe ausgefasst hat, die andere Hälfte kritisiert die unerhörte Härte des Urteils. So gesehen könnte der Senat 1 der Bundesliga völlig richtig entschieden haben, als er dem LASK in der Meisterrundentabelle sechs Punkte abzog und ihm dazu eine 75.000-Euro-Pönale aufbrummte. Man kann sich fragen, ob nicht zumindest auch personelle Konsequenzen angebracht wären. Man kann das Urteil aber auch einfach akzeptieren. Und speziell der LASK selbst sollte genau das tun.

Die Linzer haben nicht nur sich, sondern auch alle anderen Vereine und die Liga in eine richtig unangenehme Situation gebracht. So Titelverteidiger Salzburg oder – kleiner Scherz – wer auch immer nach dem letzten Spieltag als Erster nicht mehr als drei Punkte vor dem LASK liegt, wird dem Meistertitel ein Makel anhaften. So der LASK selbst das Steuer herumreißt und am Ende vorne liegt, wird sich kaum jemand mit den Oberösterreichern freuen, die viele Sympathien verspielten, als sie Fairplay mit Füßen traten.

Die Sünde, wenn man so will, war alles andere denn lässlich. Mag sein, dass viele Fans über das Ignorieren der Regierungsvorgabe noch hinwegsehen würden – auch angesichts des Kanzlerbads in der Kleinwalsertalmenge und der bundespräsidialen Sperrstundenrelativität. Was schwerer wiegt, ist der Verstoß gegen die Liga-interne Abmachung. Der LASK wollte sich ganz klar einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, er wurde erwischt und vermittelt bis jetzt nicht den Eindruck, als sei er sich der Schwere seines Vergehens samt aller Folgen wirklich bewusst. Man muss sich wünschen, dass dieses Bewusstsein in Linz bald entsteht und von einem Einspruch Abstand genommen wird. Damit der Schaden für den Fußball nicht noch größer wird, wäre jetzt LASK angesagt: L-ieber A-bmarsch S-tatt K-reuzzug! (Fritz Neumann, 1.6.2020)