Welche Tätigkeit ist wie viel wert? Fragen wie diese rücken während der Corona-Pandemie bei manchen Paaren in den Vordergrund.

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Der Umstieg auf Homeoffice im Zuge der Corona-Pandemie hat an der traditionellen Rollenverteilung in Paarhaushalten nichts geändert. Das zeigt eine aktuelle Studie der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) und der Arbeiterkammer (AK).

Ein Team rund um die WU-Ökonomin Katharina Mader untersuchte dafür, wie sich das Arbeiten im Homeoffice auf die Arbeitsverteilung in Haushalten auswirkt. Ändert sich die Arbeitsteilung, wenn sowohl Männer als auch Frauen im Homeoffice arbeiten? Denn bisher waren vorwiegend Frauen für Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege älterer oder kranker Menschen zuständig.

Neun Stunden Kinderbetreuung für Alleinerzieherinnen

Für ihre Untersuchung befragten die Forscherinnen über 2.100 Menschen in Österreich. Die Ergebnisse zeigen: Frauen und Männer arbeiteten im Untersuchungszeitraum täglich zwischen elf und 15 Stunden. Alleinerzieherinnen kommen mit knapp 15 Stunden auf die meisten Stunden pro Tag, davon sind rund neun Stunden unbezahlte Kinderbetreuung. Am meisten unbezahlt arbeiten jedoch Frauen in Paarhaushalten mit Kindern – sie kommen dabei auf 9,5 von insgesamt 14,5 Arbeitsstunden. "Die Zeit der Ausgangsbeschränkungen bedeutete für viele Menschen Stress und Überlastung", erklärt Mader in einer WU-Aussendung. Im Mittelpunkt des Konflikts standen Fragen wie "Welche Tätigkeit ist wie viel wert?" und "Wer darf beziehungsweise muss deshalb wie viele Stunden am Tag erwerbstätig sein?", berichtet sie.

Homeoffice ändert nichts

Die Väter in Paarhaushalten arbeiteten täglich etwa 30 Minuten weniger, sie leisteten rund 6,75 Stunden bezahlte und knapp sieben Stunden unbezahlte Arbeit. Diese Relationen zeigten sich auch, wenn beide Eltern im Homeoffice waren. Mader: "In Haushalten mit Kindern hat das Homeoffice keinerlei positiven Einfluss auf die Ausgewogenheit der Arbeitsverteilung."

Gerade Frauen mit hohem Bildungsniveau waren mehr belastet als sonst. In etwa jede dritte Frau mit Hochschulabschluss gab an, dass sie im Vergleich zu ihrem Partner einen größeren Anteil der unbezahlten Arbeit übernahm als zuvor. Von den Frauen ohne Hochschulabschluss gab nur etwa jede Vierte an, in Zeiten des Lockdowns einen höheren Anteil übernommen zu haben. Mader erklärt das damit, dass diese Frauen im Vergleich zu Frauen mit höherer Bildung bisher schon deutlich mehr unbezahlte Arbeit übernommen haben.

Bessere Verteilung der Arbeit ohne Kinder

Um einiges besser sind die Arbeitszeiten bei Paarhaushalten im Homeoffice ohne Kinder verteilt: In kinderlosen Paarhaushalten sind beide knappe acht Stunden erwerbstätig und machen zusätzlich circa drei Stunden Arbeit im Haushalt. Mader ergänzt: "Unser Daten zeigen deutlich, dass sich vor allem ab dem Zeitpunkt, an dem Kinder im Haushalt leben, traditionelle Rollenbilder etablieren, aus deren Fahrwasser nach der Elternkarenz viele Frauen nicht mehr herauskommen. Es ist bis heute nach wie vor oft selbstverständlich, dass Frauen in Summe mehr Arbeit leisten." (red, 2.6.2020)