Die Biodiversitätsexpertin Katrin Vohland bringt viel Kompetenz bei der Kommunikation von Wissenschaft mit nach Wien.

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Ihre Präsentation als neue Direktorin des Naturhistorischen Museums Wien (NHM) unmittelbar vor dem Corona-Lockdown war von Misstönen begleitet. Obwohl das Haus am Ring vom Impaktforscher Christian Köberl zehn Jahre lang erfolgreich geleitet worden war, entschied sich die mittlerweile zurückgetretene Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek Anfang März für die Biologin Katrin Vohland, die auch als grüne Landespolitikerin aktiv war.

Die ungünstige Optik, an der Vohland wenig Schuld traf, rückte die Qualifikationen der gesellschaftspolitisch engagierten Forscherin etwas in der Hintergrund. Dabei bringt die 51-Jährige, die ihre Parteimitgliedschaft ruhend gestellt hat, eine ganze Menge museologischer und wissenschaftlicher Erfahrung mit nach Wien – sowie innovative Ansätze bei der Wissensvermittlung. Die letzten zehn Jahre war Vohland am Museum für Naturkunde in Berlin tätig gewesen, hatte dort die Bereiche "Wissenschaftskommunikation und Wissensforschung" sowie "Wissenschaft in der Gesellschaft" erfolgreich geleitet und etwa die Citizen-Science-Aktivitäten auf- und ausgebaut.

Biodiversität als Forschungsschwerpunkt

Die aus Hamburg stammende Wissenschafterin und Mutter dreier Kinder studierte in Bielefeld und Bayreuth Biologie und schrieb ihre Diplomarbeit über den Schwarzen Kiefern-Zwergmarienkäfer. Ab 1995 forschte sie in der Abteilung Tropenökologie am Max-Planck-Institut für Limnologie und promovierte über Fragen der Artenbildung und Biodiversität im Amazonasgebiet. Danach folgten Tätigkeiten an der Uni Potsdam und am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung mit Forschungsaufenthalten in Afrika. Dazu kamen (umwelt-)politische Aktivitäten, die bereits zu Studienzeiten etwa bei der Gruppe Robin Wood begonnen hatten.

Schon vor ihrer Bestellung war Vohland in Österreich keine Unbekannte und wurde etwa als Beiratsmitglied des Nationalparks Hohe Tauern oder wegen ihres Engagements für die österreichische Citizen-Science-Community geschätzt. Dass Vohland sich auch die Wertschätzung der rund 300 Mitarbeiter des NHM und seines Publikums erarbeiten wird, ist ihr ohne weiteres zuzutrauen.

Idealer Zeitpunkt

Ihr Amtsantritt am 1. Juni kam schon einmal zu einem günstigen Zeitpunkt: Der Pfingstmontag war nach monatelanger Corona-bedingter Schließung der erste Tag, an dem das NHM Wien seine ehrwürdigen Pforten wieder öffnen konnte – erstmals nach 130 Jahren mit einer Frau an der Spitze. (Klaus Taschwer, 2.6.2020)