So soll das Geburtshaus Hitlers nach Umbau zur Polizeistation 2023 aussehen.

Foto: Marte.Marte

In den letzten Jahrzehnten pilgerten immer wieder Neonazis nach Braunau am Inn, um das Geburtshaus Adolf Hitlers zu besuchen. Nun will man diesen Kult unterbinden, indem man das Biedermeierhaus in eine Polizeistation umbaut. Das hört sich zunächst skurril an. Doch bedenkt man, was sich alljährlich in Predappio in der italienischen Region Emilia-Romagna abspielt, dem Geburtsort Benito Mussolinis, dessen Geburtstag am 29. Juli tausende schwarzgekleidete Neofaschisten anlockt, ist dies ein ziemlich intelligenter Schachzug des Innenministeriums.

Weniger clever hingegen erscheint die Heimlichtuerei im Architekturwettbewerb. Die Architekten, so heißt es, mussten eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben, die ihnen untersagt, Informationen zum Verfahren weiterzugeben. Weiters wurde zur Pressekonferenz erst am Freitag vor einem verlängerten Wochenende eingeladen. Bisschen kurzfristig, oder? Und schließlich sind die Projekte, wie bei öffentlichen Architekturwettbewerben vorgeschrieben, zwar für das Publikum öffentlich einsehbar – allerdings nur vier Tage lang, jeweils 3,5 Stunden pro Tag. Das Juryprotokoll, das die Entscheidung nachvollziehbar machen würde, sucht man vergeblich.

Sieht so die von Innenminister Karl Nehammer vor der Presse erwähnte Transparenz aus? Gerade in Bezug auf das NS-Erbe Österreichs ist nur eines zulässig – maximale Offenheit und Ehrlichkeit im Umgang mit dem Thema. (Wojciech Czaja, 2.6.2020)