Gruber sieht den Einspruch freilich gerechtfertigt.

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Kritik von den eigenen Fans.

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LASK-Präsident Siegmund Gruber hat am Dienstag gerechtfertigt, dass sein Klub nach dem Punkteabzug durch den Senat 1 der Fußballbundesliga wegen des verbotenen Mannschaftstrainings das Protestkomitee anrufen wird. Wird der Instanzenzug zur Gänze ausgeschöpft, könnte eine Meisterentscheidung dadurch unter Umständen erst nach Saisonende fallen.

Die Forderung, als Schuldiger daher auf einen Einspruch zu verzichten, konnte Gruber nicht nachvollziehen. "Hierzu möchte ich schon festhalten, dass rechtsstaatliche Prinzipien auch für den LASK gelten", sagte der Klubchef in einer Pressekonferenz. Vorerst habe man in erster Linie das Protestkomitee im Sinn. "Wir hoffen hier, dass wir gehört werden in einer Form, die für uns akzeptabel ist."

Argumente

Mit dem Urteil des Senats 1, der dem LASK vergangenen Donnerstag sechs Punkte abgezogen hat, waren die Linzer nicht zufrieden. "Ich bin generell der Meinung, dass man nicht in die laufende Saison sportlich eingreifen sollte", erklärte Gruber. "Die Punkte, die wir gehabt haben, haben wir uns davor erspielt."

Zudem sei das Mannschaftstraining in einer Phase, in der wegen der Anti-Corona-Maßnahmen eigentlich nur Kleingruppentraining erlaubt war, nicht durchgeführt worden, um einen sportlichen Vorteil daraus zu ziehen, wiederholte Gruber die Argumentation des Klubs von Mitte Mai, als die Causa aufgeflogen war. Man wollte die Mannschaft medizinisch schützen – auch vor Verletzungen. "Das war der Animo."

Verschiebungen

Gruber brach in diesem Zusammenhang eine Lanze für die sportliche Leitung. Als Beispiel erwähnte er deren sofortige Zustimmung, als Titelrivale Salzburg Ende Februar darum gebeten hatte, wegen der witterungsbedingten Verschiebung des Europa-League-Heimspiels gegen Eintracht Frankfurt um einen Tag den weiteren Spielplan zu ändern.

Den letztlich ebenfalls um einen Tag verschobenen Cup-Halbfinalschlager zwischen den beiden Klubs gewann Salzburg mit 1:0. "Wenn es der sportlichen Leitung nur darum geht, mit unfairen Mitteln einen Titel zu gewinnen, hätten wir da auch schon Möglichkeiten gehabt", argumentierte Gruber.

Das Urteil des Senats 1 ist dem LASK laut eigenen Angaben noch nicht in der Langfassung zugegangen. Nach Erhalt haben die Linzer 14 Tage Zeit, das Protestkomitee anzurufen. Dessen Entscheidung würde wohl ein bis zwei Wochen auf sich warten lassen. Der Liga-interne Instanzenzug wäre mit dem Protestkomitee abgeschlossen. Dem LASK bliebe danach aber noch der Gang vor das Ständige Neutrale Schiedsgericht. "Wir konzentrieren uns auf die Dinge, die wir beeinflussen können", sagte Gruber.

Kritik aus der Fanszene

Gegenwind schlägt der Klubführung auch aus der eigenen organisierten Fanszene entgegen. Diese kritisierte nicht nur die Außendarstellung der vergangenen Wochen. "Neben der Dämlichkeit und dem offenkundigen Dilettantismus der Aktion an sich ist es vor allem der Umgang damit und danach, der dieses Vereins unwürdig ist", schrieb die Vereinigung Landstrassler in einer Stellungnahme zu den aktuellen Ereignissen. "Bei allen Höhenflügen täte uns und vor allem der Vereinsführung etwas Erdung gut."

Der Trend zur Unehrlichkeit und zur Überheblichkeit sowie zu Methoden, die den Erfolg über die Werte des "Stolz von Oberösterreich" stellen würden, hätten sich bereits in den vergangenen Jahren auf Führungsebene manifestiert, hieß es vom Fankollektiv. Die nun offenbarten Praktiken seien nur "ein weiterer Pinselstrich in einem Sittenbild, das uns schon seit einiger Zeit Bauchschmerzen" bereite. "Jetzt hat man es sogar geschafft, die Saison unseres Lebens mit dieser Ignoranz zu konterkarieren."

Die Fanvereinigung will die aktuelle Situation als Warnschuss verstanden wissen. "Vielleicht kommt dieser ja zur rechten Zeit und gibt uns gerade jetzt die Gelegenheit, ein stabiles Fundament für schlechtere Zeiten zu legen", schrieben die Landstrassler. "Unsere Hoffnung ist, dass die Entscheidungsträger innerhalb unseres Vereins zum selben Schluss kommen." (APA, 2.6.2020)