Außenminister Alexander Schallenberg und Gesundheitsminister Rudolf Anschober gaben am Mittwoch die neuen Reisebedingungen bekannt.

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Österreich stellt nach rund drei Monaten Corona-Beschränkungen wieder vollständige Reisefreiheit zu seinen Nachbarländern mit Ausnahme von Italien her. Ab Donnerstag werden die Grenz- und Gesundheitskontrollen gegenüber Deutschland, Liechtenstein, der Schweiz, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn eingestellt, teilte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) am Mittwoch mit.

Für diese Länder gelte die Vor-Corona-Situation – es gebe keine Quarantäne oder Testerfordernisse bei der Einreise nach Österreich. Zu Italien bleiben die Beschränkungen zumindest bis 15. Juni bestehen, nächste Woche soll die nächste Evaluierung erfolgen.

Man sehe, dass sich die Situation auch in Italien deutlich verbessert habe und einzelne Regionen – wie beispielsweise Südtirol – schon gute Covid-19-Zahlen vorweisen würden, sagte Schallenberg. Den Vorschlag aus Bozen, dass gegenüber einzelnen italienischen Regionen geöffnet werden könnte, wolle man daher "sehr ernst nehmen". Ziel sei eine "Öffnung zu Italien, sobald die Zahlen es zulassen".

"Die Empfehlung, auf nicht notwendige Reisen zu verzichten, gilt immer noch, und man sollte den Urlaub lieber in Österreich verbringen", sagte Schallenberg. Zuvor war spekuliert worden, ob Österreich eine Öffnung zu Italien nicht doch gleichzeitig mit denen zu den anderen Nachbarn ermöglichen würde. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) schließt allerdings nicht komplett aus, dass es doch noch mit 15. Juni so weit sein wird. Man arbeite an unterschiedlichen Varianten, aber der Gesundheitsschutz bleibe im Vordergrund.

Deutsche Grenzen offen

Anders geht Deutschland vor, das am Mittwoch beschloss, die weltweite Reisewarnung zu lockern. Sie wird mit 15. Juni für die Staaten der EU, Großbritannien, die Schweiz, Liechtenstein, Norwegen und Island aufgehoben. Allerdings wird es bei zwei Ländern Verzögerungen geben: bei Norwegen und einem der Lieblingsurlaubsländer der Deutschen, nämlich Spanien. In diesen beiden Ländern gelten über den 15. Juni hinaus Einreisesperren. Doch die deutsche Regierung behält das Geschehen im Auge. Die Reisewarnung wird reaktiviert, wenn die Zahl der Neuinfektionen irgendwo über die auch in Deutschland geltenden Obergrenze von 50 Fällen auf 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen steigt.

Zu jedem Land wird es ab 15. Juni Reisehinweise geben. Außenminister Heiko Maas (SPD) warnt und mahnt zur Vorsicht: "Reisehinweise sind keine Reiseeinladungen." Und im Beschluss der deutschen Regierung steht: "Eine Abholung deutscher Staatsbürger durch die Bundesregierung während einer möglicherweise im Ausland verhängten Quarantäne bleibt ausgeschlossen." Nach dem Corona-Ausbruch hatte Deutschland 240.000 Bürger, die in der ganzen Welt gestrandet waren, heimfliegen lassen und dafür 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Italien öffnet auch intern

Italiens Regierung ist ob der österreichischen Entscheidung enttäuscht sein. Nach rund drei Monaten mit strengen Corona-Beschränkungen sind Italiens Grenzen für Urlauber seit Mittwoch prinzipiell wieder geöffnet. Das gilt für Menschen aus den EU-Ländern sowie weiterer Staaten wie Großbritannien, Norwegen und die Schweiz. Eine Virusquarantäne von zwei Wochen entfällt damit bei der Einreise. Außerdem dürfen die Italiener selbst wieder unbeschränkt zwischen den 20 Regionen hin- und herfahren. Bei der Ausreise nach Österreich freilich gelten die Test- oder Quarantäneverpflichtungen Österreichs nach wie vor.

Außenminister Luigi Di Maio hat sich am Mittwoch nach einem Telefonat mit seinem österreichischen Kollegen Schallenberg optimistisch gezeigt, dass Österreich den Beschluss, die Grenze zu Italien nicht zu öffnen, überdenken werde. Er sehe Dialogmöglichkeiten, so Di Maio. Österreich habe sich bereit erklärt, die epidemiologischen Daten des italienischen Gesundheitsministeriums zu prüfen.

"Im Tourismusbereich sind gemeinsame europäische Regeln notwendig, die den europäischen Bürgern Reisefreiheit garantieren sollen", sagte Di Maio. Er plane eine diplomatische Tour, um die EU-Partner zur Öffnung der Grenzen zu Italien zu bewegen. Am Freitag reist Di Maio nach Deutschland und am Samstag nach Slowenien. Am 9. Juni wird er in Griechenland erwartet. Am 11. Juni wird der serbische Außenminister Ivica Dacic in Rom eintreffen. (red, APA, 3.6.2020)