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Facebook wollte sich zu den Satiretexten nicht äußern.

Foto: AP

Private Firmen sollten sich nicht zum "Überbringer der Wahrheit" erheben, erklärte Facebook-Chef Mark Zuckerberg, als er danach gefragt wurde, warum Donald Trumps Falschbehauptungen auf seiner Plattform nicht einmal ein Faktencheck beigestellt werde. Das war kurz nachdem Twitter genau einen solchen Schritt gesetzt und sich den Zorn des US-Präsidenten eingehandelt hatte, der kurz darauf eine präsidiale Verordnung unterschrieb, durch die er sich – wahrscheinlich erfolglos – eine Einschränkung der Social Networks erhofft.

Während Zuckerbergs Haltung von Trump positiv aufgenommen wurde, stieß sie bei seinen eigenen Mitarbeitern auf erheblichen Widerstand. Wenngleich eine Änderung des Umgangs mit Trumps Posting laut einem internen Call denkbar ist, kam es unter anderem zu Arbeitsniederlegungen. Mindestens zwei höherrangige Mitarbeiter kündigten aus Protest.

Satireseiten reagieren mit Experiment

Auch von anderer Seite musste Zuckerberg Kritik einstecken. Zwei australische Satireseiten beschritten dabei einen originellen Weg und zeigten das Problem mit Facebooks Laissez-faire-Haltung demonstrativ auf. Und zwar direkt auf Facebook, wie "Vice" und der "Guardian" dokumentieren.

"Mark Zuckerberg, verstorben im Alter von 36 Jahren, sagt, dass Social-Media-Seiten keine Factchecks machen sollen", lautet die Überschrift des Artikels von "The Shovel". Zuckerberg sei vorletzte Woche positiv auf Covid-19 getestet und am Sonntag ins Krankenhaus eingeliefert worden, wo er verstarb, heißt es darin neben anderen offensichtlich erfundenen Behauptungen.

"Soziale Medien sollten keine Factchecks machen, sagt Kinderquäler Mark Zuckerberg", titelt wiederum "The Chaser". Zuckerberg verbringe seine Freizeit gern damit, kleinen Kindern ihre Süßigkeiten wegzunehmen, so der Text. "Außerdem mag ich Ziegenurin", überliefert man in einem fiktiven Zitat.

Virale Renner

Beide Artikel entwickelten sich zum Renner auf Facebook und kamen schon kurz nach ihrem Erscheinen am 29. Mai gemeinsam auf rund 250.000 Interaktionen. Auch auf Twitter wurden sie fleißig verbreitet. Laut dem "Chaser"-Chefredakteur verbuchte man in weniger als zwölf Stunden mehr als 1,2 Millionen Abrufe. Dabei half freilich auch, dass verschiedene prominente Personen den Text weiterempfohlen hatten.

Facebook wollte sich auf "Vice"-Anfrage nicht zu den Satireartikeln äußern. (red, 4.6.2020)