Gerade ältere Generationen tun sich tendenziell noch schwer damit, online zwischen seriösen und problematischen Quellen zu unterscheiden.

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Spricht man mit Jugendlichen über die Gefährlichkeit von Fake News, stößt man oft auf umfassendes Wissen über die Problematik. Aber auch ältere Menschen sind nicht davor gefeit, Fake News nicht zu erkennen. Warum Menschen aller Altersgruppen fragwürdige Inhalte weiterverbreiten, erklärt die Journalistin und Social Media-Expertin Ingrid Brodnig im Gespräch mit der APA.

APA: Einerseits scheinen junge Menschen in Hinblick auf Fake News bereits sehr aufgeklärt zu sein, andererseits wird ihnen oft mangelnde Medienkompetenz attestiert. Wie passt das zusammen?

Ingrid Brodnig: Mein Eindruck ist, dass Jugendliche oft sogar sehr skeptisch sind: Sie sind mit dem Internet aufgewachsen und haben gelernt, dass online auch viel Falsches kursiert. In einer Umfrage der Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen gaben auch die 14- bis 24-Jährigen am öftesten an, dass sie schon einmal versucht hätten, eine Falschmeldung als solche zu erkennen.

Das Problembewusstsein bei den Jungen scheint mir recht groß, die Frage ist aber, ob Jugendliche auch über genügend Know-how verfügen, um im konkreten Fall erfolgreich nachzurecherchieren.

APA: Welche Rolle kann da die Schule spielen?

Brodnig: Was die Schule hier bieten kann, ist konkrete Kompetenzen zu vermitteln: Wie nutze ich eine Suchmaschine besonders sinnvoll? Was steht im Impressum einer Webseite? Fehlt gar ein Impressum, ist das ein absolutes Warnsignal.

Sinnvoll ist es, wenn Lehrer im Unterricht konkrete Falschmeldungen mit Schülern durchgehen und aufzeigen, woran man im jeweiligen Fall erkennt, dass das unseriös ist. Es gibt sehr engagierte Lehrer, die viel für Medienkompetenz machen – aber ich würde nicht davon ausgehen, dass jeder Jugendliche im Laufe seiner Schulzeit so intensiv sinnvolle Tricks für das Recherchieren im Netz lernt.

APA: Gerade von älteren Menschen weiß man, dass sie vermehrt Verschwörungstheorien und Falschmeldungen – etwa über Facebook oder WhatsApp – weiterverbreiten. Wo und wie kann man bei älteren Menschen ansetzen, die noch in einer Zeit sozialisiert wurden, als es weniger Medien gab und diese eine Instanz waren, der man geglaubt hat?

Brodnig: Tatsächlich ist es wichtig, dass wir auch über die Älteren reden: Bei der US-Wahl 2016 sah man zum Beispiel, dass Bürger ab 60 signifikant öfter Webseiten aufriefen, die Desinformation verbreiten. Das zeigte eine Untersuchung der Forscher Brendan Nyhan, Jason Reifler und Andy Guess.

Gerade in Österreich kann man davon ausgehen, dass viele ältere Bürger auch noch etablierte Medien lesen – zum Beispiel eine Tageszeitung abonniert haben oder im Fernsehen Nachrichten schauen. Hier spielen etablierte Medien eine große Rolle, ebenfalls über Falsches aufzuklären und auch Tipps für eine sichere Internetnutzung zu geben.

Die Realität ist, dass Oma und Opa längst auf WhatsApp sind – und deswegen ist auch sinnvoll, wenn nicht nur mit Jugendlichen darüber gesprochen wird, wie rasch sich gerade Falsches im Netz verbreitet, sondern auch jene journalistischen Formate darauf eingehen, die ein älteres Publikum haben. (APA, 4.6.2020)