Vom Schlafzimmer zum Kühlschrank – viel weiter sind die Menschen an manchen Tagen im Lockdown nicht gekommen, heißt es von Experten.

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Die Österreicher haben sich während des Lockdowns im Homeoffice weniger bewegt, heißt es von der Med-Uni Wien und der Österreichischen Gesellschaft für Public Health (ÖGPH). Vor allem die Aktivität im Alltag ist bei einem Großteil der Menschen um eine Stunde täglich zurückgegangen. Das hat eine kleine Studie ergeben, bei der zwölf Probanden, die Vollzeit im Homeoffice gearbeitet haben, über die sechs Wochen des Lockdowns untersucht wurden.

22 Stunden am Tag waren die Studienteilnehmer im Schnitt inaktiv – also mit Sitzen, Liegen oder Stehen beschäftigt. Ihre Alltagsaktivität ist von mehr als eineinhalb Stunden vor dem Lockdown um eine Stunde auf im Schnitt nur 42 Minuten täglich zurückgegangen, so Christian Lackinger von der Med-Uni Wien: "Das erscheint logisch, immerhin gab es keinen Grund mehr dafür, im Alltag besonders aktiv zu sein, wenn der Weg in die Arbeit wegfällt."

Im Schnitt wurden 20 Minuten Sport am Tag gemacht. Jene, die schon zuvor sportlich waren, haben das auch im Lockdown in einem ähnlichen Maß weitergeführt. Sportlich geworden ist allerdings niemand während der Ausgangsbeschränkungen. "Weniger als 2.000 Schritte am Tag waren keine Seltenheit", so Lackinger.

Zu viele Kalorien

Eine Stunde weniger Bewegung am Tag heißt auch, dass der Körper weniger Energie durch Nahrungsmittel braucht – rund 500 Kalorien. Die meisten haben ihre Ernährungsgewohnheiten allerdings nicht umgestellt, die Folge sind 20.000 Kalorien, die in den sechs Wochen zu viel aufgenommen wurden, so Lackinger.

Im Schnitt, so Thomas Dorner, ebenfalls von der Med-Uni Wien, dürften die Österreicher während des Lockdowns rund zwei Kilogramm zugenommen haben – definitive Zahlen dazu gibt es noch nicht. Studien aus Deutschland, den USA und Japan zeigen, dass etwa nach Feiertagen die Menschen im Schnitt 500 Gramm mehr auf den Hüften haben. Ein halbes Jahr dauert es meist, wieder auf den Ausgangswert vor der Gewichtszunahme zurückzukehren – dementsprechend länger bei sogar zwei zusätzlichen Kilos.

Laut Dorner lassen sich diese Zahlen auch direkt auf die langfristige Gesundheit anwenden. Demnach steigt etwa bei der Altersgruppe der 35- bis 50-Jährigen durch eine Gewichtszunahme von 0,6 bis einem Kilo das Sterblichkeitsrisiko jährlich um 1,19 Prozent. Insgesamt sind das bei einem Kilogramm mehr als 4.000 zusätzliche Todesfälle jährlich, wenn nichts dagegen unternommen wird. "So wichtig die Maßnahmen waren, so wichtig ist es, ihren Folgen nun gegenzusteuern. Ansonsten kommt es alleine durch Gewichtszunahme zu einer Mortalität, die höher ist als jene, die wir durch die Corona-Maßnahmen verhindert haben", so Dorner. (Bernadette Redl, 4.6.2020)