Froh, wieder auf der Bühne zu sein – Daniel Barenboim.

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Er hat die lange Pause genutzt, um wieder viel zu üben. das wäre so etwas wie ein Geschenk der Krise gewesen, sagt Daniel Barenboim. Allerdings ist es wohl doch sinnvoller, vor Publikum zu spielen. Livekonzerte wären nicht zu ersetzen. So beendet der Dirigent am Freitag mit den Wiener Philharmonikern die coronabedingte Sperrzeit im Wiener Musikverein. zumindest für einen exklusiven Kreis von jeweils 100 Personen. Auf diese Zahl ist bekanntlich das Publikum bei Veranstaltungen einstweilen beschränkt. "Wir spielen wieder – und das ist doch schön!", freute sich Mittwochabend jedenfalls Musikvereinsintendant Thomas Angyan. Schließlich befindet man sich im Jubiläumsjahr zum 150-Jahr-Jubiläum.

Covid test negativ

Erleichtert sind auch die Philharmoniker: "Es hat historisch noch nie eine Zeit bei den Wiener Philharmonikern gegeben, in der wir drei Monate nicht gespielt haben", strich Philharmoniker-Vorstand Daniel Froschauer die Bedeutung des Moments heraus: "Wir haben versucht, positiv zu bleiben." Die Covid-Tests sind im Gegenzug negativ ausgefallen, weshalb möglich ist, beim Spielen auf die Masken zu verzichten. Zugleich werden die Konzerte ohne Pause gespielt, und die Musiker müssen sich bereits zu Hause umziehen, damit man auf Garderoben verzichten kann.

Das kleine Kartenkontingent geht an Familienmitglieder und dem Orchester verbundene Unterstützer. Dafür wird der ORF im Radio und Fernsehen einen Teil der Konzerte übertragen, um einem breiteren Publikum das Miterleben zu ermöglichen.

Zuerst die Fünfte

Zum Auftakt am Freitag, sowie am Samstag und Sonntag leitet das Ehrenmitglied Daniel Barenboim das Orchester und steht auch als Pianist zur Verfügung, wenn Mozarts Konzert für Klavier und Orchester KV 595 neben Beethovens 5. Symphonie erklingt. Für den zweiten Philharmoniker-Block am 13. und 14. Juni kommt Riccardo Muti nach Wien, während Franz Welser-Möst aus philharmonischer Perspektive am 19., 20. und 21. Juni den Abschluss markiert.

"Jedesmal, wenn ich mit Euch musizieren kann, ist es etwas Besonderes", zeigte sich Daniel Barenboim berührt von der Einladung der Philharmoniker: "Das hat überhaupt nichts zu tun mit Karriere. Das ist musikalisch und menschlich von großer Wichtigkeit für mich."

Bei aller menschlicher Nähe gelte für die Philharmoniker zugleich: "In dem Moment, wenn es um die Musik geht, geht es um Leben und Tod." "Wenn man überoptimistisch oder überpessimistisch ist, tut man sich selbst keinen Gefallen", mahnte der Maestro zur vorsichtigen Ruhe. Außerdem komme aus einer Krise wie der Coronapandemie doch bisweilen auch etwas Gutes, so Barenboim mit Augenzwinkern in Richtung der vorfreudigen Philharmoniker: "Die Kollegen wollten alle proben."

Es gibt 42 Konzerte

Es gibt im Juni 42 Konzerte in 22 Tagen zu erleben, bevor sich Langzeitintendant Angyan verabschiedet und an Stephan Pauly übergibt. Zwei Uraufführungen von Kurt Schwertsik und das letzte Stück des 2019 verstorbenen Ivan Eröd werden erklingen. "Das Kernstück war und sind aber die Wiener Philharmoniker", stellte Angyan klar. So gestaltet das Spitzenorchester am Freitag auch den Auftakt zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs. (APA,tos, 4.6.2020)