Klosterneuburg – Die Frage, wie Erinnerungen als Veränderungen im Gehirn gespeichert werden, reicht bis zu den Philosophen der griechischen Antike zurück. Österreichische Forscher berichten nun im Fachjournal "Neuron", dass sie möglicherweise erstmals eine physische Spur des Gedächtnisses entdeckt haben, also ein sogenanntes Engramm.

Ein Team um Peter Jonas und David Vandael vom Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg ging in einzelnen Synapsen des Hippocampus auf die Suche, dem für Lernen und Gedächtnis erforderlichen Gehirnareal. Synapsen verbinden zwei Nervenzellen – die Sender-Zelle schickt ihr Signal in Form von Botenstoffen (Neurotransmitter) über den synaptischen Spalt an den Empfänger.

Se sieht das mögliche Engramm aus.
Foto: Jonas Gruppe / IST Austria

Während des Kurzzeitgedächtnis-Lernens werden sozusagen am Aufgabe-Terminal der Zelle für einige Minuten lang Bläschen (Vesikel) mit Neurotransmittern gespeichert, so die Forscher. Wird die Aktivität wieder aufgenommen, sind bereits mehr Vesikel in der aktiven Zone gespeichert – so kann beim nächsten Mal eine größere Neurotransmitter-Menge in die Synapse abgegeben werden.

"Das Kurzzeitgedächtnis könnte demnach Aktivität sein, die in Vesikeln gespeichert wird, welche später freigesetzt werden", so Vandael. In weiteren Arbeiten versucht die Gruppe derzeit, synaptische Signale in vivo mit Verhaltensänderungen zu korrelieren. (APA, red, 9.6.2020)