Die Sammelquote bei Einwegflaschen aus Kunststoff soll bis 2029 auf 90 Prozent gesteigert werden.

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PET-Flaschen sind praktisch, leicht und handlich – der Konsument liebt sie. Und etwas, das man gern hat, könnte man doch öfters verwenden. Die Erfolgsgeschichte der Plastikflasche hat den Anteil von Mehrwegbehältnissen in Österreich seit 1990 aber von 80 auf unter 20 Prozent fallen lassen.

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Die meisten von uns ärgern sich wohl über weggeworfene Cola-Flaschen am Straßenrand, im Park oder Wald. Und eigentlich sollte man inzwischen niemandem mehr vorschreiben müssen, den kurzen Umweg zum Recyclingcontainer zu gehen. Doch immer noch landet fast jede dritte Flasche nicht dort, wo sie hingehört. Sehr viele Menschen brauchen also Anreize – Geld könnte so einer sein. Ist das hoch genug, wird sich wohl jeder überlegen, ob er seine Kunststoffflasche nicht doch besser zurückbringt.

Nach Einschätzung von Experten des Umweltbundesamts ist die Einführung eines Einwegpfands für sämtliche Plastikflaschen "nach heutigem Wissensstand das einzige Instrument, mit dem eine Quote von 90 Prozent für die getrennte Sammlung von Kunststoffgetränkeflaschen sicher erreicht wird". Das wäre die Vorgabe der EU. Ein solches System würde sich rentieren: Der Staat muss weniger für Müllsammlung, Handel und Hersteller weniger für die Lizenzen der Recyclingfirmen ausgeben. Und Österreich erfüllt seine EU-Vorgabe zur Mülltrennung leichter oder gar nur so, sagt man auch bei der Umwelt-NGO Global 2000.

Wo gibt es bereits ein Pfandsystem?
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Eigentlich fast alle dafür

Fragt man die Umweltsprecher der Parlamentsparteien, wundert man sich fast, warum es das Einwegpfandsystem in Österreich nicht längst gibt. Julia Herr (SPÖ) findet, es brauche "sowohl ein modernes Einwegpfandsystem als auch eine verpflichtende Mehrwegquote", schließlich sei Mehrweg "das ressourcenschonendste und damit klimafreundlichste System". Auch die FPÖ spricht sich klar für Einwegpfand aus und hält es für ein "sinnvolles und aufkommensneutrales Zukunftsprojekt", das eine "Win-win-Situation für den Konsumenten und für die Umwelt" darstelle. Für Astrid Rössler von den Grünen spricht aus Sicht der Abfallvermeidung "alles für wiederbefüllbare Mehrwegsysteme". Wo diese nicht greifen, sei ein Einwegpfandsystem "die Voraussetzung für eine sortenreine Sammlung und Verwertung".

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Neos-Sprecher Michael Bernhard tendiert ebenfalls zum Einwegpfand, da die Vorteile ganz klar überwiegen würden und neue Jobs geschaffen werden könnten. Er bindet sein Ja aber ein "modernes" System, das Kosten weder auf den Kunden noch auf den Handel abwälzt. Nur ÖVP-Sprecher Johannes Schmuckenschlager will erst das "hochentwickelte Sammelsystem ausbauen, bevor man zusätzliche installiert". Statt eines Einwegpfands will die ÖVP "beim Produktdesign" ansetzen, um einen möglichst hohen Anteil der Flaschen zu recyceln.

Die Bremser und die Befürworter

Am Dienstag wurden im Umweltministerium mit NGOs und Industrie Möglichkeiten zur Vermeidung von Plastikmüll diskutiert. Im Vorfeld dieses sogenannten "Plastikgipfels" wurde Global 2000 laut. Die NGO wittert in Österreich "eine mächtige Koalition von Unternehmen, darunter die Einzelhandelsriesen und Getränkehersteller", die die Entscheidung der Regierung gegen ein Pfandsystem beeinflussen wollen. Diese "Lobbyarbeit" werde durch die renommierte Altstoff Recycling Austria (ARA), Österreichs größtes Sammel- und Verwertungssystem für Verpackungen, koordiniert, sagt Global 2000. Die ARA forderte daraufhin eine "sachliche Diskussion".

Ein klares Ja zu einem Pfandsystem kommt von Reclay. Das Unternehmen gehört zu den führenden Sammel- und Verwertungssystemen für Verpackungen in Österreich. "Ein modernes Pfandsystem, das den digitalen Logistikanforderungen der Zukunft entspricht, ist eine Chance für alle Akteure der Kreislaufwirtschaft, von den Verpackungsherstellern, über den Handel bis hin zu den Konsumentinnen und Konsumenten", sagt Reclay-Geschäftsführer Christian Abl.

Der runde Tisch im Umweltministerium brachte keine Lösung. Als nächster Schritt werden jetzt "konkrete Details eines möglichen Einwegpfandsystems" entwickelt, heißt es. Es bleibt zu hoffen, dass das Pfandsystem bald umgesetzt wird. Die österreichischen Konsumenten haben ja nichts dagegen. (Olivera Stajić, Fabian Sommavilla, 5.6.2020)