Wer demonstriert, muss befürchten, verprügelt und verhaftet zu werden. Etwa weil der US-Präsident gerade einen Fototermin abhalten will. Gerade da empfiehlt sich die Nutzung eines wirklich sicheren Messengers wie Signal.

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Lange war es so: Es gab zwar zahllose Empfehlungen, Signal als Messenger zu verwenden, eine größere Verbreitung scheiterte aber immer an Netzwerkeffekten. Vereinfacht gesagt: Wer sich schon mit Whatsapp und Facebook Messenger herumschlägt, will nicht noch eine weitere App installieren. Und das führte dann wiederum dazu, dass Signal-Nutzer nur wenige ihrer Kontakte auf diesem Weg anschreiben konnten.

In den vergangenen Monaten ist aber zunehmend Bewegung in die Angelegenheit gekommen. Dies ist einerseits auf wachsende Privacy-Bedenken vieler bei der Nutzung von Facebook-Apps zurückzuführen, andererseits aber auch darauf, dass die Signal-App selbst signifikante Fortschritte gemacht hat. Nun gibt es den nächsten Wachstumsschub für den verschlüsselten Messenger.

Signal als Protest-Tool

Die durch die Tötung von George Floyd ausgelösten Proteste gegen Polizeigewalt haben Signal einen signifikanten Nutzerzuwachs beschert. Dies zeigen die Zahlen von Apptopia, auf die sich Recode in einem aktuellen Artikel beruft. Allein in den USA sei Signal in den vergangenen Tagen 121.000-mal heruntergeladen worden. Damit hat es Signal zum ersten Mal in die Top Ten der "Social Networking" Apps unter iOS geschafft, wie eine Auswertung von AppAnnie zeigt. Derzeit rangiert die App auf Platz acht.

Klar ist damit, dass Demonstranten gezielt nach sicheren Alternativen suchen, da sie den gewohnten Apps von Facebook, Apple oder auch Google nicht vertrauen. Genau dieses Bedürfnis wollen die Signal-Entwickler denn auch gezielt bedienen. So hat das Unternehmen am Donnerstag eine neue Version seiner Software angekündigt, die automatisch Gesichter in Fotos unkenntlich machen kann, um diese vor einer Identifikation zu schützen. In diesem Zusammenhang verwies Signal-Gründer Moxie Marlinspike bereits auf die stark gestiegene Nachfrage: Man habe derzeit gerade alle Hände damit voll, dem stark gestiegenen Traffic nachzukommen.

Polizeifunk

Doch Signal ist bei weitem nicht die einzige App, die von den Protesten "profitiert". Finden sich doch in den aktuellen US-Download-Charts noch einige andere Programme, die ganz offensichtlich Bedürfnisse von Demonstranten in der aktuellen Situation abdecken. Besonders beliebt scheinen dabei Apps zum Mithören des Polizeifunks zu sein. Davon finden sich derzeit gleich mehrere in den Charts, in Googles Play Store schafft es eine davon derzeit sogar auf Platz fünf aller kostenlosen Apps.

Diese Beobachtung bestätigen auch die Zahlen von Apptopia: Die Nachfrage nach entsprechenden Apps sei im Wochenvergleich um 125 Prozent gestiegen. Demonstranten nutzen solche Apps, um auf bevorstehende Polizeiaktionen vorbereitet zu sein. Die Streams für einzelne Städte werden dabei üblicherweise von Nutzern beigesteuert, die den Funk mithören und für die App umwandeln. Das ist in den USA legal, allerdings auch nicht mehr vollständig, da Polizeibehörden zunehmend auf verschlüsselte Kommunikationskanäle wechseln. (apo, 5.6.2020)